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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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morgen im ›Piccolo‹ zwei Fotos von Autos abgebildet sind, auf denen man die Nummernschilder klar erkennen kann. Einheimische Autos!«
    »Das verstößt gegen die Vorschriften, Proteo!« Fossa hatte die Hand gehoben. »Ausgeschlossen.«
    »Dann ist uns halt an einem Tag einmal ein Fehler unterlaufen, Claudio, das ist doch nicht tragisch. Die Herren werden sich nicht wehren. Wenn, was zu hoffen ist, ihre Gattinnen sie einmal gefragt haben, was sie bei den Nutten zu suchen hatten, dann haben sie ganz andere Probleme. Es schreckt ab. Gesicht, Nummernschild, eine Dame daneben. Macht gute Fotos!«
    »Also gut«, Fossa begriff, »auf deine Verantwortung.«
    »Ja, ja! Es ist gut!« Laurenti nickte genervt und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich nehme das auf mich!«
    »Übrigens hat die Sache zwei Seiten, Commissario. Seit wir härter vorgehen, erscheinen immer mehr von diesen Kleinanzeigen im ›Piccolo‹.« Er griff sich Laurentis Zeitung und schlug sie auf. »Hier zum Beispiel: ›Ich liebe Lendenschürze und den, der sie mir vorführt. Telefon …‹ Oder: ›Es ist einer der Genüsse des Lebens, sich massieren zu lassen! Falls du Lust hast, es zu probieren, ruf mich an. Telefon …‹ Inhaberin einer Molkerei sucht tüchtigen Knecht. Telefon …‹ Und so weiter. Die Sache nimmt neue Konturen an. Auch das hatten wir früher nicht. Und auch damit bekommen wir Probleme. Es werden Stimmen laut, die fordern, daß man wieder Bordelle zuläßt im Land.«
    »Ja, Claudio, ich habe das auch schon gehört. Aber jetzt müssen wir eben eine Zeit lang die Zähne zeigen. Und dann noch etwas.« Laurenti erzählte ihm von seinem Plan, Decantro mit auf Streife zu schicken, so wie er es mit Rossana Di Matteo besprochen hatte. Es mußte eine gute Streife sein, zuverlässige Beamte, damit der angehende Journalist in seinem Artikel die Arbeit der Polizei lobte. Fossa gefiel die Sache nicht, doch konnte er sich seinem Chef nicht widersetzen und versprach, sich den Dienstplan für die nächsten Tage daraufhin anzusehen.
    »Und entschuldige meine Bemerkung über Livia! Ich wußte nicht, daß du mit der Bewerbung deiner Tochter nicht einverstanden bist«, sagte Fossa. »Ich an deiner Stelle wäre stolz auf sie, wenn ich das sagen darf.«
    »Darfst du nicht«, antwortete Laurenti und drehte sich weg.
     
    Ginge er zu Fuß in die Via dei Porta, dann wäre er kurz vor zehn Uhr dort. Laurenti entschied, dies sei einer Frau zuzumuten, die wahrscheinlich sowieso nicht viel geschlafen hatte vor Sorge um ihren vermißten Mann. Er hatte ein schlechtes Gewissen, daß er nicht schon gestern hingegangen war, andererseits war der Assistente Capo Sgubin da gewesen, der Pflicht war also Genüge getan. Zuvor wollte Laurenti ohnehin noch einen Blick in die Akte über das Verschwinden der Elisa de Kopfersberg vor zweiundzwanzig Jahren werfen. Er hatte sie am Vorabend erhalten, doch über seine inzwischen wieder zurückgekehrte Erinnerung hinaus fand er keine sonderlichen Aufschlüsse.
    Er bat Marietta, mit den Kollegen der Guardia di Finanza zu sprechen, sich über die Firma des Österreichers zu erkundigen und auch im Zentralcomputer alles über ihn und die Personen aus seinem Umfeld herauszusuchen. Dann trat er hinaus in die schon wieder gleißende Hitze, deren Licht zu dieser Stunde noch harte Schatten schlug und erst gegen Mittag weicher werden würde.
    Er kam ins Schwitzen, als er den Anstieg der von dicken Abgasschwaden stinkenden Via Rossetti zum Engelmann-Park hinter sich gebracht hatte und hinter diesem in die Via dei Porta einbog. Diese stieg noch steiler an, und Laurenti ärgerte sich, daß er nicht doch den Wagen genommen hatte. Aber es wäre nicht leicht gewesen, in dieser kleinen Straße zu parken, ohne daß man sie halb blockierte. Das wäre, kam ihm in den Sinn, immerhin ein Argument gegen die Pläne seiner Frau, der in dieser Straße ein Haus angepriesen worden war. Zum Teufel mit dem Makler.
    Er ging an der Villa Ada vorbei und mußte auf den Gehweg ausweichen. Ein schwarzer Mercedes mit dunkelgetönten Scheiben, die neugierigen Blicken widerstanden, kam ihm viel zu schnell für die schmale Straße entgegen. »Stronzo«, schimpfte Laurenti. Fünfzig Meter weiter stand er endlich vor der angegebenen Hausnummer und vor einem großen Stahltor, auf dessen steinernen Pfeilern links und rechts je ein mächtiger Markus-Löwe thronte. Völlig deplaziert, dachte Proteo, denn mit Venedig hat Triest nicht viel zu tun. In der Mitte des

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