Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
Vom Netzwerk:
sinnlos war. Er verabschiedete sich, ohne Tatjana Drakic die Hand zu geben. Dann wandte er sich noch einmal um.
    »Der Assistente Capo Sgubin hat Sie gestern nach einem Foto von Signor de Kopfersberg gefragt. Wir brauchen es für die Vermißtenmeldung.«
    »Ich hatte Sgubin schon gesagt, daß wir keines haben. Bruno haßte es, fotografiert zu werden.«
    »Was haben Sie gestern Abend in der Costiera gemacht?«
    »Ach ja, jetzt erinnere ich mich«, sagte die Drakic. »Sie waren das. Sie schwimmen gut und singen schlecht. Ich habe mit meinem Bruder die Stelle angesehen, wo man die Yacht gefunden hat.«
     
    Das Stahltor öffnete sich wieder automatisch, und kurz darauf ging Laurenti die Via dei Porta hinab, zurück in sein Büro. Es war einer der eigenartigsten Besuche, den er in seiner Laufbahn als Polizist gemacht hatte. Die Dame hatte ihn provozierend nackt am Pool empfangen, hatte keine Auskünfte gegeben, die in irgendwelcher Hinsicht aufschlußreich gewesen wären. Dennoch war er mit einer Fülle von Informationen aus der Villa gegangen. Das Foto müßten sie sich aus der Einwohnerkartei holen. Es würde nicht viel hergeben. Jetzt wußte Laurenti wieder, warum er gerne zu Fuß unterwegs war. Er hatte genügend Zeit, sich seinen Besuch noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, ohne abgelenkt zu werden. Als er am Caffè San Marco vorbeikam, beschloß er, hineinzugehen und sich einige Notizen zu machen. Vor allem wollte er über die Mädchen nachdenken, die offenbar überall im Haus lebten und nicht gesehen werden sollten.
    11.20 Uhr
    »Viktor«, ihre Stimme klang aufgeregt, »ich hatte wieder Besuch von einem Polizisten. Ein Commissario Laurenti. Er fragte verdammt viel, und ich bin mir nicht sicher, ob er die Mädchen gesehen hat.«
    »Weshalb?«
    »Er fragte nach ihnen.«
    »Was hast du ihm gesagt?«
    »Personal.«
    »Das ist gut. Was wollte er noch?«
    »Er fragte nach Spartaco. Ich habe ihm die Adresse gegeben. Aber der Mann ist nicht so leicht abzuspeisen.«
    »Tremani wird morgen kommen, der Mann aus Lecce. Er wohnt im Duchi dAosta. Wir werden viel zu besprechen haben. Ich mache mir jetzt wirklich Sorgen um Bruno. Ich habe erfahren, daß er Bogdanovic getroffen hat. Das war vor seiner Abfahrt. Aber sie sind sich einig geworden. Von dort droht meiner Meinung nach keine Gefahr. Ich glaube ihm. Aber was zum Teufel ist passiert?«
    »Das frage ich mich schon die ganze Zeit. Ich traue Bruno nicht, und ich habe ihm nie getraut«, Tatjana war nervös.
    »Das hast du noch nie gesagt, Tatja! Seit drei Jahren gehst du mit ihm ins Bett, und jetzt das. Wieso?«
    »Das ist was anderes, Viktor, das weißt du ganz genau. Aber ich traue ihm zu, daß er uns unter der Hand verkauft.«
    »Ich glaube nicht, daß er sich das traut. Mach dir darüber mal keine Sorgen. Dann erwischt es auch ihn, und das weiß er. Und das andere werden wir auch ohne ihn schaffen. Die Sache läuft schon jetzt sehr gut. Nur die Fahndung stört. Ausgerechnet jetzt. Vielleicht sollten wir den Bullen auf die Liste setzen?«
    »Das ist keiner für die Liste, Viktor! Das muß anders gehen.«
    »Nehmen wir einmal an, daß Bruno Probleme hatte. Dann passiert so lange nichts, bis er wieder auftaucht oder man ihn findet. Aber auch dann ändert sich nicht viel. Dann stellen wir Spartaco vorne hin.«
    »Sie vermuten, daß er auf See von Bord ging. Sehr weit draußen.«
    »Dann wird es ohnehin dauern. Tatja, vergiß nicht unser Ziel. Wenn wir mit Tremani klarkommen, dann sind wir einen großen Schritt weiter. Es darf nichts schiefgehen. Und in drei Tagen kommen die Gäste.«
    »Auch Spartaco antwortet nicht. Ich habe mehrfach versucht, ihn anzurufen.«
    »Bleibe ruhig, Tatja. Wir werden bald Bescheid wissen. Auch wenn Bruno etwas passiert ist, müssen wir uns keine Sorgen machen. Wir waren die ganze Zeit hier. Und du bist den Kerl dann endlich los.«
    13.05 Uhr
    Im Büro fand Laurenti zahlreiche Notizen auf seinem Schreibtisch. Er möge vor allem Ettore Orlando zurückrufen. Ferner lag die Auskunft der Guardia di Finanza vor. Und sein Sohn Marco hatte wiederholt versucht, ihn zu erreichen. Und wo er sein Mobiltelefon habe. In der Tat lag es seit gestern Abend noch immer in seinem Wagen.
     
    Marco war zu Hause. Er nahm schon nach dem ersten Klingeln den Hörer ab, als hätte er, neben dem Telefon sitzend, auf den Anruf seines Vaters gewartet.
    »Meine Vespa ist geklaut worden, Papà«, begann er gleich aufgeregt in die Muschel zu sprechen. »Was soll ich

Weitere Kostenlose Bücher