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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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dort, sehr eigenartig. Aber das erzähl ich dir ein anderes Mal.«
    »Es kommt noch besser. Am Bootshaken, der sich an einem der Fender verfangen hatte, haben sie Blutspuren gefunden. Unterschiedliche Blutgruppen. Du kannst also mit großer Sicherheit davon ausgehen, daß ein Kampf an Bord stattgefunden hat. Einer ging über Bord, einer übers Wasser.«
    »Na, na, das war vielleicht mal vor zweitausend Jahren so. Was ist mit dem Tau? Ich meine, die Spuren am Tau?«
    »Als wäre jemand hinterhergeschleppt worden. So wie im Wilden Westen der einsame Held hinter dem Pferd. Nur durchs Meer.«
    »Kann man sich da nicht wieder hochziehen?«
    »Wenn du unverwundet bist und sehr viel Kraft hast – vielleicht. Aber ein Mann in Kopfersbergs Alter?«
    »Wie lange überlebt man, wenn nicht? Ich meine, wenn man hinten am Schiff hängt. Bekommt man da Luft, oder säuft man ab?«
    »Was soll ich sagen? Vermutlich hängt man wie ein Stück Holz hintendran. Die Fahrt zieht dich ein Stück raus. Atmen muß möglich sein, wenn man dich nicht an den Füßen aufgehängt hat. Ich hab’s noch nie probiert. Gott sei Dank!«
    »Man kann es also überleben?«
    »Bis Triest? Das sind sechsdreiviertel Stunden Fahrt. Hm. Ja, das kann man durchaus überleben bei diesen Temperaturen.«
    »Also müssen wir vielleicht doch hier suchen.«
    »Ehrlich gesagt: Ich glaub nicht dran. Für meinen Geschmack ist das zu unwahrscheinlich. Im Gegenteil, wer das geplant hat, war kein Freund dummer Zufälle.«
    Laurenti war ratlos. Alle möglichen Versionen schossen ihm durch den Kopf.
    »Angenommen, der Österreicher wurde auf seiner Yacht überfallen, nach einem Kampf am Tau festgebunden und über Bord geworfen und hat dies überlebt, dann versteckt er sich vielleicht hier. Vielleicht aus Angst vor seinem Verfolger. Vielleicht, Ettore, ist dies der Grund für die Geheimniskrämerei in der Villa. Vielleicht war er sogar dort gewesen, während ich mit der Drakic sprach, und hat mich heimlich beobachtet.«
    »Meiner Meinung nach waren das Profis! Mehrere oder nur einer. Aber keine Dilettanten. Das war gut geplant.« Orlando blieb bei seiner Einschätzung.
    »Ich weiß nicht, im Import-Export-Geschäft, vor allem mit dem Balkan, ist einiges möglich«, widersprach Laurenti.
    »Ebendeshalb glaube ich, daß da ein Profi am Werk war. Ob Albaner, Russe oder Cosa Nostra, auf jeden Fall ein Killer!«
    »Aber warum haben sie ihn dann nicht wie üblich auf der Straße abgeknallt? Warum der Aufwand? Das will mir einfach nicht in den Kopf, verstehst du?«
    »Wenn er in Rimini Geschäfte gemacht hat, dann mit wem?«
    »Mit den Russen natürlich.«
    »Und wenn er mit ihnen keine Probleme gehabt hat, sondern mit jemand anderem, sagen wir von der anderen Seite. Wer hat ihn in Rimini dann beschützt?«
    »Auch die Russen.«
    »Also hat er mit denen keine Probleme gehabt, Proteo. Sonst wäre er kaum noch mal hinausgefahren. Und wenn die jemand bewachen, hat kein anderer eine Chance. Du weißt, wie sie auftreten. Fünf Typen von der Statur Schwarzeneggers um dich rum, weil sie nicht wollen, daß es Aufsehen gibt. Das ist zu gefährlich. Also blieb nur eines: Verfolgung übers Meer. Die wußten, daß er auf der Yacht alleine war, und wollten die Sache erledigen, bevor er nach Triest zurückgekehrt war.«
    »Vielleicht hast du recht, Ettore. Wahrscheinlich sogar. Aber irgend etwas paßt nicht. Was soll so eilig sein, um ihn auf hoher See umzulegen?«
    »Informationen, Dokumente, Waren. Drogen zum Beispiel, die man ihm dort draußen wieder abgenommen hat. Irgend so etwas. Noch bevor er es weiter veräußern konnte.«
    »Habt ihr alles untersucht, Ettore? Auch den hintersten Winkel?«
    »Was glaubst du denn, was wir gemacht haben? Was willst du finden, wenn nichts da ist?«
    »Was weiß denn ich! Ich frag ja bloß, entschuldige bitte! Hoffentlich ist der Erkennungsdienst bald soweit, daß ich die Unterlagen auf den Tisch bekomme. Vor allem die Gerichtsmedizin.«
    »Das wird nicht sehr lange dauern, Proteo. Die sind auch mit Urlaubsbesetzung nicht gerade überlastet.«
     
    Mafia, bezahlter Killer, Albaner? Russen eher nicht, hatten sie festgestellt. Laurenti hatte mißmutig den Hörer auf die Gabel geknallt. Er wußte, daß er sich auf Orlando verlassen konnte, daß es keinen Grund für Mißtrauen gab. Dazu war Orlando zu erfahren und zu gründlich. Ihn verstimmte die Tatsache, daß er die ganze Geschichte noch einmal neu überdenken mußte und daß er nicht mehr damit rechnen

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