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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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konnte, seinen Kontrahenten noch am Leben zu finden. Klar, sagte er sich, Geschäfte mit manchen Regionen in Südosteuropa konnten gefährlich werden. Insbesondere die Albaner waren als wenig kompromißfreudig bekannt. Und auch die Cosa Nostra mischte überall mit und war bereit, ihre Marktanteile mit drastischen Mitteln zu verteidigen. Wenn Kopfersberg da in die Quere gekommen war, dann würde er den Fall vermutlich nie aufklären können. Es gäbe keine Spuren nach nirgendwo. Unerledigte Fälle machten Laurenti zornig. Noch zorniger aber machte ihn, daß ausgerechnet sein alter Kontrahent ihm den Sommer versaute.
     
    Zu allem Überfluß brachte ein Beamter ein Fax von der Guardia di Finanza herein. Er überflog es knurrend und warf es wütend auf den Tisch. Es half ihm sowenig weiter wie das Gespräch mit Ettore. Im Gegenteil, es war noch so ein beschissenes Indiz dafür, daß er sich auf dem Holzweg befand.
     
    TIMOIC, Trasporti Internazionali e Medioriente – International Containers srl
    Gegründet: 14. September 1971
    Sitz: Via Roma 7, 34100 Trieste
    Gesellschaftskapital: 500000000 Lire
    Inhaber: Bruno de Kopfersberg
    Geschäftsführung: Bruno de Kopfersberg
    Prokura: Eva Zurbano, Dr. Viktor Drakic
    Tätigkeit: Speditionswesen und Schiffsagentur
    Bemerkungen: Anfrage der Bundespolizeidirektion Wien, Abteilung Wirtschaftspolizei, vom 10. April 1998 wegen Kontenklärung. Unterzeichnet von Stadthauptmann Hofrat Dr. Kellerer. Wurde gewährt. Die TIMOIC führt drei Konten bei der Banca Nordeste, Sitz Triest, zwei Konten bei Cassa Generale di Padova, ein Konto bei Bank Austria Wien. Außerdem Konten in Off-Shore-Gebieten: Double Bar Bank auf der Isle of Man und bei der CWC-SECUR-Bank in Chiasso, Schweiz. TIMOIC ist über Inhaber verbunden mit:
     
    ATW Austrian Transports Worldwide GmbH, Wien/Österreich
    Gegründet: 14. September 1971
    Sitz: Wiedener Hauptstraße 14/c, 1010 Wien/Österreich
    Gesellschaftskapital: 750000 ATS
    Inhaber: Bruno de Kopfersberg, Triest
    Geschäftsführung: Bruno de Kopfersberg, Dr. Spartaco de Kopfersberg
    Tätigkeit: Handelsgeschäfte, Speditionswesen und Schiffsagentur
    Bemerkungen: ATW war verwickelt in Korruptionsfall mit der gemeinnützigen österreichischen »Cura-Hilfe«, Zweckentfremdung von Spendenmitteln. Rückfluß über Konto der TIMOIC bei Bank Austria Wien.
    Es wurde ein Bußgeld in Höhe von 1350000 österreichischen Schilling ausgesprochen.
     
    Laurenti rief seinen Kollegen bei der Guardia di Finanza an und fragte, um was es sich im konkreten handelte. Der Maggiore hielt sich bedeckt, wich aus. Wenn Laurenti das rätselhafte Gerede richtig verstanden hatte, ging es um die Vermittlung schneller Motorboote und um sehr viel Geld. Merkwürdig war, daß Kopfersberg letztlich nur ein Esser mehr in der Nahrungskette gewesen sein konnte und von beiden Seiten, Produzent wie Käufer, Geld bekam. Natürlich Geld aus schmutzigen Geschäften. Es handelte sich um Schiffe, die mit Vorliebe in der Meerenge zwischen Albanien oder Montenegro und Apulien eingesetzt wurden, um den immensen Fluß an geschmuggelten Zigaretten in Gang zu halten.
    Sie hatten diesen Firmenzweig der TIMOIC beobachtet, weil sie sich sicher waren, daß über die unsinnige Handelskonstruktion hohe Summen gewaschen wurden.
    Nach der dritten Durchsuchung der Geschäftsräume wurde der Firmenzweig verkauft. Nach Malta. Man vermutete, daß der Tremani-Clan aus Lecce Inhaber dieser Firma war. Beweisen konnte man nichts. Die Sache blieb vorerst liegen.
    »Übrigens«, fügte der Maggiore der Guardia di Finanza hinzu, »die TIMOIC hat die Türkeihilfe in der Hand. Sie stellen als Schiffsmakler für die Europa-Behörde die Frachtkapazität zur Verfügung und kümmern sich um den Durchlauf im Hafen. Das geht’s um viel Geld.«
    »Und um ein paar Tote«, sagte Laurenti sarkastisch.
     
    Das monatliche Anzeigenblatt »Mercatino« fand er bereits aufgeschlagen auf Mariettas Schreibtisch. Weil sie noch immer in der Mittagspause war, nahm er das Heft, in dem von der Haushaltshilfe bis zum gebrauchten Motorboot alles zu finden war, mit in sein Büro. Die acht Seiten, auf denen seine Tochter Livia der Stadt präsentiert wurde, trieben ihm den Schweiß auf die Stirn und ließen ihn einen verzweifelten Seufzer ausstoßen. Livia posierte sowohl in einem leichten Sommerkleid als auch in einem schrecklichen pink und weiß eingefaßten Bikini. Grauenhafte Fotos, die irgendein drittklassiger Fotograf attraktiv fand: Livia auf dem

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