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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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daß sie nach langem Gezeter in der Villa des Österreichers ausreichend Material bekommen hätten für die Untersuchungen. »Eine Haarbürste voller leckerer Partikelchen«, sagte er laut schmatzend, »hat deutlich weitergeholfen. Die Hautpartikel am Tau der Yacht stammen eindeutig von Bruno de Kopfersberg. Die Unterlagen liegen bei dir auf dem Tisch, Laurenti.«
    »Da sind sie leider nicht, Dottore!«
    »Ach je, Laurenti, schau halt noch mal genau nach. Aber vielleicht hast du auch recht, dann kommen sie noch. Heute weiß man ja nie, die gleichen Wege wie früher werden immer länger. Ich glaube, man nennt das Rationalisierung. Also schönes Wochenende!«
    Laurenti mußte lachen, Galvano war schon immer ein Kauz, aber in den letzten Jahren wurde er immer schrulliger. Eigenartig, daß er noch nicht in Pension ist, dachte Laurenti, aber er würde uns tatsächlich fehlen. Laurenti wußte nicht, daß Galvano seit Jahren pensioniert war und dies einfach ignorierte. Er war am ersten Tag nach seiner Abschiedsfeier wieder ins Büro gekommen, so wie zuvor, und hatte alle Fragen hierzu überhört. Die Leichen in Triest gehörten erst einmal ihm, und damit basta.
     
    Laurentis Magen knurrte. Er fragte Marietta, ob sie irgend etwas Eßbares in ihrem Schreibtisch versteckte, ein Schinkenbrötchen oder ein Stück Käse. Nur Schokolade mochte er nicht. Er mußte sich mit einem weiteren Kaffee begnügen. Als er ihn in kleinen Schlucken ausgetrunken und die Tasse zurückgestellt hatte, traf endlich Viktor Drakic ein.
    Ein sehr kräftiger, elegant gekleideter Mann im dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd, goldener Schweizer Uhr am linken Handgelenk und breiten Händen. Der Anzug saß nahezu perfekt, war am Rücken auf Maß geschnitten, und nur an den Oberarmen spannte der Stoff, wenn er seine Arme anwinkelte.
    »Warum haben Sie mich herbestellt, Commissario?« Er sprach ein gutes Italienisch, aus dem man den slawischen Akzent kaum heraushörte. Seine Körperhaltung drückte ein hohes Maß an Arroganz und Aggressivität aus.
    »Bruno de Kopfersberg. Hat er sich bei Ihnen gemeldet?«
    »Leider nein«, Drakic schüttelte langsam den Kopf. »Wir sind in Sorge.«
    »Wir haben uns gestern Abend schon gesehen, wenn ich mich nicht irre?«
    Drakic schaute ihn verwundert an, ein mißtrauischer Blick über den gestrafften Wangen.
    »Waren Sie nicht mit Ihrer Schwester an der Costiera?«
    »Ach ja, ich erinnere mich. Sie waren der einsame Schwimmer.«
    »Ein altes kriminalistisches Vorurteil lautet: Der Täter kehrt immer zum Tatort zurück. Dabei ist es eher der Ermittler.«
    »Wir haben uns angeschaut, wo die ›Elisa‹ gefunden wurde«, sagte Drakic.
    »Sie sind Prokurist der Firma und wahrscheinlich einer seiner engsten Mitarbeiter …«
    »Der engste Mitarbeiter. Entschuldigen Sie, daß ich Sie korrigiere.« Drakic lehnte sich gelassen zurück.
    »Gibt es irgend etwas, das Sie mir sagen müßten?« Laurenti sprach langsam.
    »Leider nein. Wie ich schon sagte, wir sind sehr in Sorge. Was interessiert Sie?«
    »Hatte, entschuldigen Sie, hat Signor de Kopfersberg Feinde?«
    »Ganz klar: nein! Warum?«
    »So harmlos geht es im Import-Export nicht unbedingt zu. Schon gar nicht mit dem Osten …«
    »Vorurteile!« Drakic unterbrach ihn schroff und machte ein herablassende Handbewegung. »Wir sind keine Barbaren auf dem Balkan, Commissario.« Er hob das Kinn und schaute Laurenti mit funkelndem Blick herausfordernd an. »Kopfersberg ist ein angesehener Geschäftsmann mit exzellenten Kontakten, ohne die ein Geschäft keinen Erfolg hat.« Drakic schüttelte den Kopf, als wollte er seine Aussage verstärken.
    »Neider?« fragte Laurenti und überging die Provokation.
    »Die gibt es immer.«
    »Wo waren Sie vorgestern Nacht?«
    »Zu Hause. Warum?« Er hob die Augenbrauen.
    »Sie leiten die TIMOIC, wenn Kopfersberg nicht da ist?«
    »Ja!«
    »Alleine?«
    »Ja, alleine.«
    »Auch Eva Zurbano hat Prokura.«
    »Das ist eine alte Sache. Kopfersberg wollte sie längst löschen, andererseits aber Signora Zurbano nicht kränken. Sie hat nichts zu sagen.«
    »Was haben Sie gedacht, als Sie hörten, daß er vermißt wird?«
    »Geschäfte. Ich muß die Geschäfte in Gang halten, bis er wieder da ist.« Drakic hatte sich vorgebeugt und die Innenflächen seiner Hände nach oben gedreht. »Wir haben im Moment sehr viel zu tun! Ich bekomme kaum mehr genug Schlaf.«
    »Sieht man Ihnen aber nicht an! Die Türkei-Hilfe, wenn ich nicht irre.«
    »Ja«, bestätigte

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