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Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Titel: Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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Abständen, einer unbekannten Rhythmik folgend, mit Pomade einfetten mussten und ein O bildeten, um ihr Erstaunen zum Ausdruck zu bringen. Sie hatten über Facebook von der Vernissage gehört und waren von weither angereist, um die Kunstwerke zu bewundern, denen sie allerdings im Moment keine Beachtung schenken konnten, da der Künstler selbst ihre komplette Aufmerksamkeit in Beschlag genommen hatte.
    Für einen Augenblick vermeintlichen Glamours posierten sie überall, wo eine Kamera in Reichweite war: auf einem alten Sessellift, am Ufer eines Bergsees, an eine schwarz-weiße Kuh gelehnt, auf dem Stamm eines krummen Ahornbaumes sitzend, in einer Badewanne ohne Wasser, am Autosalon auf der Kühlerhaube eines Elektrofahrzeugs, vor einem Geißbock, der ihnen die Hörner in den Hintern stieß.
    Heinrich Müller fühlte sich fremd im eigenen Haus, als er zuhörte, wie die Feingliedrigere der beiden mit befangener Stimme irgendetwas Belangloses aus sich herauspresste. »Von weither« stellte sich als Bümpliz heraus. Da sie für den Weg von dem einen Stadtquartier zum andern ihr Auto benutzt hatten, was wegen der geradezu wahnwitzigen Anzahl von Baustellen und des mehrfachen Verfahrens infolge Ortsunkenntnis zu einer Anreisezeit von mehr als einer Stunde geführt hatte, während der Bus in derselben Frist zwei Mal hin und her gefahren wäre, war diese Wortwahl beinahe gerechtfertigt.
    Heinrich sah gerade noch, als er aus der offenen Tür blickte, wie Pascale Meyer einen Strafzettel unter den Scheibenwischer des safrangelben Minis klemmte, mit dem die beiden Vernissageengel hergeflogen waren. Sie konnte es nicht einmal dann lassen, wenn sie außer Dienst war. Heinrich blinzelte ihr zu, als sie, gefolgt von Bernhard Spring, zu den Gästen stieß.
    Man hatte die Eröffnung der Kunstausstellung mitten in die Ferienzeit gelegt, damit die Erwartungen im Breitenrainquartier nicht wieder hochkochten wie bei der sagenhaften Eröffnungsfeier im letzten Jahr [11] , die bereits zu ersten Legendenbildungen geführt hatte. Dennoch waren sie alle gekommen, sogar Louise Wyss, die jedes Mal aufs Neue betonte, das sei nun der letzte öffentliche Anlass, bei dem sie zugegen sein wolle, sie habe gerade ein wichtiges ökologisches Projekt am Laufen, das keine Verzögerung dulde. F. K. Swiss war mit einer neuen Digitalkamera bewaffnet und lichtete die Vernissagebesucher ab. Mehrmals verschwand er hinter der Bar, um die Fotos auf seinem Laptop zu bearbeiten und sie nach dem Ausdruck an der Wand neben dem Tresen aufzuhängen.
    Lino Frosio referierte derweil über Enki, dem bereits aus den altsumerischen Schriften bekannten Außerirdischen und Gott, der seit ein paar Jahren begonnen hatte, über ein polnisches Medium Botschaften an die Weltbevölkerung zu richten. Man solle an verschiedenen Orten Ausgrabungen durchführen, unter anderem auf dem Pyramidenplateau von Gizeh, was der ägyptische Chef-Archäologie Zahi Hawass aus guten Gründen nicht bewilligen wollte, denn wer möchte schon, dass unqualifizierte SETI-Fanatiker eine bedeutende historische Stätte verwüsteten. Das verdross wiederum die Enki-Jünger, nämlich 2012 sollte – nach Auskunft der Sumerer – der Planet Nibiru in Erdnähe kommen und auf der Welt gewaltige Katastrophen auslösen – wenn nicht dank dieser Entdeckungen die Große Pyramide aktiviert werde, um einen Schutzschild um die Erde aufzubauen.
    »Stammt der etwa auch vom Sirius?«, fragte Heinrich. »Vom Hundsstern, der bald am nächtlichen Sommerhimmel aufgeht? Dann kämen wir gerade richtig.«
    »In der zoroastrischen Tradition steht der Sirius für den Geist der Weisheit«, erklärte Leonie.
    Müller schaute sie zweifelnd an.
    »Ist vielleicht besser, wenn nicht auch noch Feueranbeter in dieser Geschichte auftauchen. Darauf hat Cäsar Schauinsland ein Monopol.«
    »Spielverderber«, schmollte seine Freundin und flüsterte ihm ins Ohr: »Hast du gewusst, dass die Merowinger teilweise aus einer Mischehe zwischen dem altisraelischen Stamm Benjamin und den E.-Ts. vom Sirius abstammen sollen?«
    »Die Merowinger?«
    »Das sind die Guten, die in einen immerwährenden Krieg mit den Mächten des Bösen verwickelt sind. Und das Böse sitzt im Vatikan.«
    »Hast du zu viele Verschwörungstheorien gelesen?«, fragte Heinrich.
    Leonie lachte. »Die beiden Mächte bestimmen das Schicksal der Menschheit. Und im Jura gibt es die schweizerische Version der Area 51, wo Außerirdische mit dem Militär kooperieren und neue

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