Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot
Schnüffler?«
Nicole entgegnete: »Heinrich der Kunstreiche wäre auch passend.«
»Es reicht«, sagte Heinrich der achtbare Detektiv und schnappte Leonie das Buch weg. »Von Königin Nicole oder Herzogin Leonie hat die Welt noch nie gehört.«
»Leer mal dein Postfach mit sprechenden Namen«, forderte Leonie Nicole auf.
Die ließ sich nicht zweimal bitten und fand zuoberst eine Liste der beliebtesten Vornamen von 2005 bis 2008. »Leonie ist von Platz drei auf zehn abgerutscht und wieder auf vier gestiegen. Alle andern Mädchennamen unter den ersten zehn enden auf a: Lara, Lena, Sara, Laura, Nina, Anna, Elena, Alina, Lea.«
»Wie langweilig«, sagte Henry.
»Es kommt noch schlimmer«, fuhr Nicole fort, nachdem sie lange gezählt hatte: »41 der ersten 50 Namen in der deutschsprachigen Schweiz enden auf a.«
»Bei den Jungs ist es wesentlich besser verteilt«, sagte Leonie, »aber deutsche Vornamen findest du weder bei den Mädchen noch bei den Knaben.«
»Dafür einen Hauptkommissar Dotterweich«, nahm Nicole die Fäden wieder in die Hand, »den Sporttrainer Saueressig, Krimiautorin Heiland und ihren Kollege Altheer, Schauspieler Schweiger, eine Nachrichtenredakteurin namens Geil und den Knäckebrothersteller Karg. Germanist Nüchtern liest wohl nur ernste Bücher, der Fischer Egli kennt seine Beute, und was ein Wegmüller, ein Steinmüller und ein einfacher Müller machen, wissen wir ja«, schloss sie mit Blick auf Heinrich.
»‹Das Religiöse fasziniert mich‹ und ›Rituale mag ich‹ sagt die Religionspädagogin Satanik«, ergänzte Leonie.
Und Heinrich sagte: »Letzthin habe ich einen Lastwagen der Firma Lüscher aus Muhen gesehen, an dem stand: ›transportiert lebende Tiere‹. Und bei der Kassiererin Zuckschwerdt rücke ich sofort mein Geld raus.«
Dienstag, 14. Juli 2009
»Was war das denn gestern?«, fragte Bernhard Spring, als er mit Heinrich Müller im Fond eines Streifenwagens nach Murten gefahren wurde. »Außerirdische und Kornkreise. Ich habe geglaubt, der Irrationalismus sei zurückgekehrt.«
»In diesem Fall betrachte ich nichts mehr als unmöglich«, antwortete Heinrich, »Hexen, Burgunderherzöge, alte Teppiche, stillgelegte Brauereien, warum also nicht auch Außerirdische und Kornkreise?«
»Komm wieder runter. In Tasmanien sind vom Opium in den Mohnsamen berauschte Kängurus verantwortlich für die Kornkreise, bei uns werden es vom Alkohol oder anderen Drogen berauschte Menschen sein, die nachts auf der Suche nach dem Heimweg im Kreis gehen und die Felder der Bauern zerstören.«
»Vergiss nicht«, entgegnete Heinrich, »dass die derart beglückten Landwirte jeweils flugs die Felder absperren und für die Besichtigung Eintrittsgebühren verlangen, die ihnen mehr Ertrag bringen als die Kornernte.«
»Vielleicht gibt ja die Hagelversicherung noch einen Zustupf«, brummte der Störfahnder.
»Es gibt Vereine und Geheimbünde, die sich zum Ziel gesetzt haben, als erste mit den Extraterrestrischen in Kontakt zu treten, die mittels Kornkreisen oder anderen Botschaften mit den Erdlingen Kontakt aufnehmen sollen. Leg dich nicht mit denen an«, warnte der Detektiv.
Spring fluchte. »Mit mir hat sich jedenfalls noch kein Außerirdischer in Verbindung gesetzt.«
»Ist ja klar«, meinte Heinrich. »Hier gilt wohl dasselbe Prinzip wie bei Voodoo, Hexerei und Zauberei: Es wirkt nur bei denjenigen, die daran glauben.«
»Das ist bei jeder Religion so. Es werden immer nur die Gläubigen gerettet.«
»Wie willst du denn sonst die Abhängigkeit der eigenen Anhänger rechtfertigen und zementieren? Sie müssen natürlich auch für ihren uneingeschränkten Glauben einen Vorteil erhalten. Wenn alle Menschen automatisch in den Himmel kämen, gäbe es ja keinen Grund, irgendwelchen Geboten zu folgen oder seltsamen Vereinen anzugehören.«
»Wobei man natürlich Leben im Weltall außerhalb der Erde nicht ausschließen kann«, meinte der Störfahnder. »Groß genug ist es ja.«
»Klar. Aber du kannst auch Himmel und Hölle nicht ausschließen. So lange es keinen Nachweis einer Nichtexistenz gibt, kannst du gar nichts ausschließen. Möglicherweise beherrschen uns glupschäugige Zwerge aus dem glühenden Kern der Erde. Beweis mir das Gegenteil!«
»Zurück zu irdischen Dingen«, meinte Spring.
»Genau«, erwiderte der Detektiv. »Was wollen wir in Murten?«
»Ich möchte die Akten zum Tod von Maxine Bolley ansehen und das Haus, in dem sie gewohnt hat.«
»Das wurde bestimmt längst
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