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Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Titel: Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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Hahnen stellen und ganz langsam Eiswasser tröpfeln lassen, etwa vier bis fünf Mal so viel wie Absinthe.«
    Dann bewunderten alle die Substanz, die unter dem Einfluss des Wassers milchig wurde und sich zu einem undurchsichtig gelblichen Grün wandelte.
    »Ich hab mich schlau gemacht«, sagte Leonie. »Es sind die ätherischen Öle, die sich mit dem kalten Wasser nicht vermischen, deshalb entsteht dieser milchige Eindruck.«
    Man schnalzte mit der Zunge und ließ das bittere Wermutgetränk in die Kehle rinnen.
    »Was habt ihr herausgefunden?«, fragte Bernhard Spring die beiden Damen.
    Nicole zögerte, und während sie über eine mögliche Antwort nachdachte, kratzte sie mit dem Nagel Figuren in den Tisch. Anschließend tunkte sie einen Finger in das tropfende Kondenswasser und zeichnete groteske Tiere, geheimnisvolle Muster und geometrische Zeichen auf die Platte. Als sie zu sprechen begann, war es, als ob sie ihre Kreationen deutete und für ihr Alphabet eine Erklärung suchte.
    »Wir kommen der Lösung näher. Pascale berichtet euch, was wir bei Delia Zimmermann entdeckt haben. Mir ist inzwischen eingefallen, was wir bei Thomas Däppen nicht herausgefunden haben, woraus das Abwesende besteht. Und zwar«, sie nahm einen langen Schluck Absinthe, »hat irgendjemand seit eurem Besuch Gegenstände entfernt. Däppen war doch ein erfolgreicher Terminwarenhändler.«
    Bernhard Spring nickte.
    »Nichtsdestoweniger haben wir in seiner ganzen Wohnung nicht den geringsten Hinweis darauf gefunden.«
    Spring sagte: »Wir haben damals diverse Ordner beschlagnahmt.«
    »Das meine ich nicht. Der Mann hatte kein einziges Buch, keine Unterlagen zum Thema Getreide, Warenkunde oder sonst irgendetwas in der Art in seiner Wohnung.«
    »Das ist wohl alles in seinem Laptop«, meinte Heinrich Müller.
    »Sicher hat er dort Unterlagen gespeichert, nur genügen diese Kenntnisse für einen erfolgreichen Handel nicht. Er braucht keine Bibliothek zum diesem Thema, und dennoch ist es sehr auffällig, dass er überhaupt nichts dazu haben soll. Da stellt sich die Frage, was er sonst noch gehabt hat.«
    »Wenn wir sehen«, ergänzte Pascale, »was Delia Zimmermann alles gesammelt hat, und wir überdies von einer Verbindung der beiden ausgehen können, erweckt es den Anschein, als ob jemand genau diese Verbindung aus der Welt schaffen möchte.«
    »Die Zuñi-Indianer in New Mexico«, jetzt sprach die Anthropologin, »arbeiten ohne einen Laut, wenn sie Ton zu Gefäßen formen und diese bemalen. Sie haben Angst, Geräusche würden in das Irdene eindringen und es beim Brennen zerspringen lassen.«
    »Bei all dem Lärm, den wir die ganze Zeit machen«, sagte Heinrich, »muss die Erde ganz schön gesättigt sein.«
    Nicole ignorierte ihn. »Da hat jemand enormen Respekt vor den Geräuschen dieser Dinge, wenn wir sie in die Hände bekämen.«
    »Womit wir wieder bei den Botschaften der Kornkreise wären«, sagte Spring, »auch dort haben wir es mit einer Lücke zu tun.«
    Pascale erklärte: »Jedes neue Medium erfährt seine Erfindungsphase aus lauteren Motiven. Jemand möchte Gutes tun für die Menschheit, den Buchdruck erfinden, neue Kommunikationsformen gestalten, andere Menschen hör-und sichtbar machen. Die stürmische Entwicklung neuer Angebote wird jedoch aus geschäftlichem Interesse gefördert. Meistens geht es dabei um Sex. Weshalb soll dies bei Außerirdischen anders sein?«
    »Das bedeutet«, fasste Müller zusammen, »Kornkreise und andere Figuren sind pornografische Darstellungen?«
»Jedenfalls eine bedeutende Menge davon«, konterte Pascale. »Wenn du also zwei Extraterrestrische kopulieren siehst, kannst du dir anhand der Kornkreise überlegen, wie ihre Geschlechtsorgane zusammenpassen und ob Sex zwischen Menschen und Außerirdischen möglich ist oder ob sie nur wirkungslos aneinanderkleben. Wie Gumminoppen beispielsweise.«
    Sie schauten die junge Polizistin mit den rüeblirot gefärbten Haaren erstaunt an und bemerkten erst heute, wie lang sich ihre Nase durch das Gesicht zog.
    »Falls sie die gleiche Körpergröße haben … Wenn sie bloß nicht auf das Geschlecht starren.«
    Sie kicherte und nahm einen Schluck.
    »Küche!«, rief Bernhard Spring und beschloss, Ordnung zu schaffen. »Etwas Kräftiges zu essen muss her, sonst artet das hier aus.«
    »Kommt sofort«, sagte Leonie. »Ankezüpfe, aromatischer Bergkäse vom Creux du Van, Hirschtrockenfleisch aus dem Oberwallis und ein Sommersalat stehen bereit.«
    Heinrich griff ungeduldig

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