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Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Titel: Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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zum knusprigen Mürggu der Züpfe. Der buttrige Teig zerfloss beinahe im Mund, und Müller schnalzte mit der Zunge. »Mehlspeisen und Brot wirken dank Exorphinen im Weizenkleber wie Opiate, die den körpereigenen Endorphinen ähneln.«
    »Drogen im Gebäck«, stellte Nicole fest und biss kräftig zu.
    »Deshalb ess ich so gern Spaghetti«, sagte Pascale.
    Bernhard Spring guckte die Brotwaren dagegen eher skeptisch an und meinte: »Ich glaube, das liegt eher am Wein, den du dazu trinkst, als an den Teigwaren.«
     
    Beim Essen wurde bilanziert. Bernhard Spring führte das Kommando.
    »Folgende Personen sind demnach im Spiel:
    1. Maxine Bolley, verstorben in Murten im letzten Dezember, Beschleunigung des natürlichen Todes nicht ausgeschlossen, hat einen wertvollen Teppich aufbewahrt.
    2. Thomas Däppen, erschossen in der Schlacht von Murten, jedenfalls in der filmischen Umsetzung davon, machte Warentermingeschäfte mit Getreide.
    3. Delia Zimmermann, mit einer Drahtschlinge erwürgt auf dem Mälzboden einer ehemaligen Brauerei, hat einen wertvollen Teppich verloren.
    4. Thierry Coudray, Regisseur, lebt in Geldnöten.
    5. Die weiteren Schauspieler, insbesondere Pierre Roth, der Hauptdarsteller, und seine Filmgeliebte, die Lagerdirne Sahara Burkhard. Leben meines Wissens alle noch.
    Also. Wer war’s?«
    Er blickte aufmunternd in die Runde.
    Nicole Himmel hob an: »Wenn wir jemanden suchen, der alle drei Personen umgebracht hat, kommen nur der Regisseur oder einer der Schauspieler infrage.«
    »Oder ein Unbekannter«, warf Pascale Meyer ein.
    »Für Maxine Bolley in erster Linie Delia Zimmermann, dann aber auch Thomas Däppen oder die vorher Erwähnten,« sagte Nicole.
    Heinrich Müllers These lautete: »Für Däppen in erster Linie Delia Zimmermann, denn die Hand an der Pistole ist diejenige einer Frau.«
    »Und für Thierry Coudray?«, hakte Nicole nach.
    »Du glaubst, dass er der Nächste ist?« Müller klang besorgt.
    Bernhard spukte etwas anderes im Kopf herum, und erweiterte die Behauptungen um einen weiteren Punkt: »Ihr habt zwei Fehler gemacht. Erstens geht ihr davon aus, dass wir nur einen Täter suchen. Vielleicht waren es zwei, von denen der eine als Mitwisser bereits ausgeschaltet worden ist. Und zweitens haben wir einen weiteren Top-Informierten, der nach wie vor in Lebensgefahr schwebt, nämlich dich, mein Lieber.«
    Er zeigte mit einem fettigen Finger auf Heinrich Müller.
    »Und die Motive?«, fragte Pascale.
    »Bei Maxine Bolley«, sagte Heinrich, »hat jemand nachgeholfen, um schneller in den Besitz des Tausendblumenteppichs zu gelangen – gehen wir mal davon aus, dass er echt ist – und so zu Geld zu kommen, entweder für Finanztransaktionen, um Börsenverluste auszugleichen oder um in den Film zu investieren.«
    Er biss in die süßlich-fette goldgelbe Scheibe Züpfe, die er vorher mit Trockenfleisch belegt hatte, und feuchtete mit einem kräftigen Schluck Humagne Rouge nach.
    »Thomas Däppen«, erklärte Nicole, »hat versprochene Börsengewinne nicht geliefert und damit Geld veruntreut, das höchstwahrscheinlich gar nicht existiert, denn weder ist der Teppich verkauft noch hat die Versicherung den verschwundenen Gegenstand bezahlt. Deshalb kann der Film nicht finanziert werden.«
    Heinrich meinte: »Mit Delia Zimmermann musste eine Mitwisserin sterben oder jemand, der Geld versprochen hat und nicht bezahlen konnte, oder jemand, der Geld zurück haben wollte, das bereits ausgegeben war.«
    »Und weshalb soll der Regisseur sterben?«, fragte der Störfahnder.
    »Weil«, Pascale zögerte, »er den Film platzen lässt und damit Karrierehoffnungen zerstört.«
    »Oder weil er das Geld veruntreut hat«, platzte Nicole heraus.
    »Geld, das nicht existiert?«, fragte Spring. »Es dreht sich zu vieles um dieses imaginäre Geld. Was aber haben Burgunderteppiche, Hexen und Kornkreise damit zu tun? Was Getreide, Brot, Bier und Whisky? Was übersehen wir?«

Donnerstag, 23. Juli 2009
    »Es war ein Schuss ins Blaue«, sagte Pascale Meyer, als alles vorbei war.
    »Was hast du dir bloß dabei gedacht!« Bernhard Spring schüttelte den Kopf. »Man wird uns wieder durch die ganze Presse schleifen! Der Bürgermeister von Bellelay hat sich bereits beschwert, gemeinsam mit dem Direktor der Psychiatrischen Klinik.«
    »Und die Käse-Mönche?«, fragte Pascale sarkastisch, »die hätten am meisten Grund.«
    Das war es schließlich auch, was Bellelay im äußersten Zipfel des Berner Juras zu bieten hatte: ein großes

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