Heirate nie einen Italiener
Restaurants ein viergängiges Menü. Außerdem weiß ich gar nicht, ob ich dafür etwas Passendes anzuziehen habe. Warum essen wir nicht einfach hier im Hotel?”
“Für das, was ich mit dir besprechen möchte, ist das Elroy nicht der richtige Ort”, antwortete Erik geheimnisvoll.
Nun war es keine große Kunst, zu erraten, was es so Wichtiges zu besprechen gab. Helen war sich sicher, dass Erik die rein freundschaftliche Beziehung, die sie bislang miteinander verband, nicht mehr reichte und er ihr vorschlagen würde, fortan mehr als nur das Büro zu teilen.
Doch genauso sicher war sie sich, dass sie seinen Vorschlag ablehnen würde. Was weniger an Erik als vielmehr an ihr selbst lag. Sie war einfach nicht so weit, um sich zu binden. Nicht einmal an Erik, obwohl er alle Eigenschaften besaß, die sie von ihrem zukünftigen Ehemann erwartete, denn er war zuverlässig, treu und kein Italiener.
Damit war er das genaue Gegenteil eines anderen Mannes, an den sie unvermittelt denken musste. Lorenzo war unbekümmert, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit untreu und nicht nur Italiener, sondern – und dieses Manko ließ sich durch nichts aufwiegen – Sizilianer.
Um sich selbst zu beweisen, dass das ungute Gefühl, mit dem sie dem Abend entgegensah, nichts mit Lorenzo zu tun hatte, beschloss sie, ihm von der Einladung zu berichten.
Er schien auf ihre E-Mail förmlich gewartet zu haben, denn seine Reaktion war binnen Sekunden auf ihrem Bildschirm.
Dann steht Eure Verlobung ja wohl kurz bevor.
Ihre Antwort geriet so kurz wie eindeutig:
Blödsinn!
Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis Helen sich endlich für ein Kleid entschieden hatte, mit dem sie sich auch im
Jacaranda
nicht zu genieren brauchte.
Erik begrüßte sie mit einem Handkuss und führte sie an einen blumengeschmückten Tisch. Kaum hatten sie Platz genommen, zog Erik ein schwarzes Etui aus der Innentasche seines Jacketts und reichte es Helen.
“Öffne es”, forderte er sie auf, als er ihren ungläubigen Blick sah. “Es gehört dir.”
Mit klopfendem Herzen hob Helen den samtbesetzten Deckel an. “Das kann ich nicht annehmen”, sagte sie teils gerührt, teils bestürzt, als sie die wertvolle Goldkette sah, an der ein kunstvoll gearbeitetes Medaillon hing.
“Du würdest mir eine unendliche Freude machen, wenn du es trotzdem tust”, wandte Erik ein. “Vielleicht fällt es dir leichter, wenn du weißt, dass es zwei Gründe gibt, warum ich es dir schenke. Zum einen möchte ich dir auf diese Weise zu der bestandenen Prüfung gratulieren. Deine Noten sind herausragend. Das offizielle Ergebnis bekommst du erst in einigen Tagen, aber ich habe mir erlaubt, Erkundigungen einzuholen. Außerdem habe ich darauf gedrängt, dass du meiner Abteilung zugewiesen wirst, und zwar mit Erfolg. Der zweite Grund ist … ich weiß nicht recht, wie ich es sagen soll, aber vielleicht weißt du ohnehin schon … Es ist nämlich so, dass …”
Erik beugte sich vor und nahm Helens Hand, als könnte er so den Mut aufbringen, das zu sagen, was ihm offensichtlich sehr am Herzen lag.
Gerührt hörte Helen ihm zu, ohne ihn ein einziges Mal zu drängen oder gar zu unterbrechen. Erik dankte es ihr mit Worten, die sie regelrecht glücklich machten.
Nach einem wunderbaren Abend trennten sie sich, und Helen verließ das
Jacaranda
mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen und einer Goldkette um den Hals.
Sie wusste selbst nicht zu sagen, warum sie den Computer einschaltete, kaum dass sie ihre Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte.
Steht der Hochzeitstermin schon fest?
Lorenzos unverblümte Frage beantwortete sie bewusst uneindeutig:
Du wärst der Erste, den ich es wissen lassen würde.
Helens Antwort beschäftigte Lorenzo tagelang. Ein Ja war es ganz sicher nicht, doch für ein eindeutiges Nein war es zu vage formuliert. Er zog daraus den Schluss, dass der Abend mit Erik weniger harmonisch, als er befürchtet, aber immer noch deutlich harmonischer verlaufen war, als er gehofft hatte.
Was genau geschehen war, konnte ihm nur eine Person sagen. Doch die Blöße, sie direkt danach zu fragen, wollte er sich nicht geben. Zu seinem Leidwesen dachte die Person jedoch nicht daran, es von sich aus zu erzählen, und nach einer Woche gab Lorenzo die Hoffnung auf, dass sich daran etwas ändern würde.
5. KAPITEL
M ehrere Wochen verstrichen, ohne dass sie voneinander hörten. Ein besonderes Ereignis brachte Lorenzo schließlich dazu, Helen anzurufen, um ihr von Angies
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