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Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Titel: Heiraten für Turnschuhträgerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filippa Bluhm
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HRC Strobel Board, Full-Length ProGrid und Heel-Clutching-System völlig d’accord gewesen. Meine Vöglein hingegen …
    »Aber das sähe so süß aus«, sage ich und merke noch im selben Moment, welchen Fehler ich begangen habe. Das Wort »süß« hat in Gesprächen mit Georg ungefähr dieselbe Funktion wie bei anderen Leuten »Auf Wiederhören«.
    »Weißt du, was ich nicht verstehe? Warum du unbedingt eine Torte haben musst, die so aussieht, wie du niemals aussehen willst?«
    »Wieso nicht? Ich esse ja auch Schokoladentörtchen und träume nicht davon, mich in Missy Elliott zu verwandeln!«
    »Lotte«, sagt er, »darf ich dich an die Torte erinnern, die es bei der Hochzeit deiner Cousine gab?«
    Ich erinnere mich. Sie bestand aus einer Buttercrememasse, die nach irgendeiner Frucht geschmeckt hat, die es gar nicht gibt – ein Aroma, das man sonst nur in amerikanischen Tabletten gegen Sodbrennen und in osteuropäischen Energydrinks findet.
    »Die war doch ganz schön«, lüge ich.
    Georg schluckt. Er hört sogar auf zu tippen. Dann sagt er: »Aber diese Hochzeitstorte hatte eine Eigenschaft, die allen Hochzeitstorten zu eigen ist.«
    »Und welche, bitte schön?«
    »Niemand will sie essen! Jeder stochert höflichkeitshalber in seinem Stück, versucht, die Fondant-Schicht abzukratzen, vielleicht ein bisschen Biskuit freizulegen und den Rest so zu drapieren, dass er unter die Serviette passt. Hochzeitstorten sind widerwärtig!«
    »Aber die, die Lala und ich probiert haben, war total lecker«, verteidige ich mich.
    »Weil euch Naschkatzen alles schmeckt, was einen Zuckeranteil von über fünfzig Prozent hat.«
    »Stimmt doch gar nicht«, lüge ich schon wieder.
    »Außerdem, liebe Lotte, waren wir uns doch einig, dass wir alles Geld ausschließlich in Dinge investieren, die für die Party wichtig sind. Alkohol, Anlage, ordentliches Essen als Grundlage, Mitternachtsbuffet. Ich glaube nicht, dass eine Hochzeitstorte wesentlich dazu beiträgt, dass die Leute tanzen und sich maßlos betrinken!«
    »Doch!«
    »Lotte!«
    »Außerdem ist die Torte gar nicht so teuer!« Schon wieder eine Lüge. Langsam muss ich aufpassen. Nicht dass meine Nase so lang wird, dass sie durch den Schleier lugt, wenn es so weit ist.
    Andererseits: Ich will ja eh keinen Schleier.
    »Eigentlich ist sie sogar verhältnismäßig billig«, sage ich und spüre ein dumpfes Pochen in der Nasenspitze.
    »Wie teuer ist sie denn?«
    »Ach, Schatz!«
    »Wie teuer?«
    Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist. Eigentlich kenne ich Georg überhaupt nicht so kleinlich. Das blöde Kleid hat er mir ja schließlich auch gekauft – damit ich schön und glücklich bin. Und das war viel teurer! Macht eine Torte vielleicht nicht schön und glücklich? Hä? Er hat doch bloß Angst, sich vor seinen coolen DJ-Freunden zu blamieren! Dabei ist die Torte überhaupt nicht peinlich, sie wird großartig aussehen und köstlich sein, und alle werden die Vöglein von den Einladungen erkennen und sich freuen, und Lala wird heulen vor Rührung, wenn wir sieanschneiden, und sie wird drei Stück essen und ich auch, mindestens!
    »Aber wir können doch nicht heiraten ohne Hochzeitstorte!«
    »Wie teuer?«
    »Sie ist dreistöckig! Macht hundert Leute satt! Und die Füllung ist aus wilden südindischen Flugmangos, die kosten gern mal acht Euro das Stück!«
    »Wie teuer!«
    Ich verstumme sofort. Das war keine Frage, sondern ein Befehl.
    »Ahnnanna Euro«, nuschle ich.
    » Wie viel Euro?«
    »Achthundert«, sage ich leise und weiß, dass die Diskussion hiermit beendet ist.

[Menü]
    Noch zwei Wochen …
    »Warum gehen wir nicht einfach hier rein?«, quengelt Georg und will schon wieder vor einem Schaufenster stehen bleiben, aber ich zerre ihn weiter wie einen unartigen Köter und knurre:
    »Die Ringe in dem Laden sind hässlich! «
    An der nächsten Ecke bleibt er wieder stehen. »Was ist mit denen hier? Komm, Lotte, ich kann nicht ewig Mittagspause machen!«
    »Komm jetzt. Ich weiß schon, wo wir hingehen.«
    »Warum willst du woandershin? Hier gibt’s Ringe noch und nöcher!«
    »Weil die Ringe da drin alle scheiße sind!«
    »Woher willst du das wissen, wenn wir nicht mal eine Sekunde lang stehen bleiben, um sie anzusehen?«
    Ich erröte.
    »Ich weiß es eben«, sage ich schnell, nehme seine Hand und ziehe ihn weiter. Herrje, die Sache mit der Torte ist jetzt schon über eine Woche her, und er misstraut mir noch immer!
    Außerdem kann ich ja schlecht zugeben, dass ich in der

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