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Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Titel: Heiraten für Turnschuhträgerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filippa Bluhm
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überträgt die Daten in die Liste, die mir Herr Wu aus Schanghai, China zugemailt hat, zusammen mit einer Messanleitung, die wie folgt aussieht:
    Messender Führer für diesen Verkäufer Fehlschlag: Brust: Messen Sie über dem vollsten Teil Ihres brust.
Taille: Maß um Ihre natürliche Taille; halten Sie das messende Klebeband gemütlich aber nicht fest.
Hüften: Messen Sie um das vollste Teil Ihrer Hüften, 8 cm unter Ihrer Taille.
    »Aber hier steht: 8 cm unter Ihrer Taille!«, insistiert Georg und legt die Schnur zurück auf ihre alte Position.
    »Aber meine Hüften sind hier! Hier! «
    »So?«
    »Autsch! Da steht: ›gemütlich‹, nicht: ›die Braut umbringen‹!«
    Ich hätte Lala anrufen sollen. Lala hätte gewusst, wie man an einem Menschen Maß nimmt. Aber irgendwie hatte ich gedacht, Georg könnte das auch, und jetzt schlagen wir uns seit einer Stunde mit dieser beschissenen chinesischen Messanleitung herum. Aber: Ich bin zu besessen von dem Gedanken, ein Maßkleid für 249 Euro zu bestellen und damit all meine Brautkleidprobleme gelöst zu haben, um die Sache wieder abzubrechen.
    Ganz unten auf dem Formular steht noch folgender Satz, diesmal auf Englisch:
    We are sorry if have happen accident, anyhow, if You buy from us can full confidence!
    Ich frage mich, ob das noch gilt, wenn ich gleich das empfohlene »Klebeband« hole und meinem lieben Bräutigam dann ein ganz schrecklicher Unfall passiert!
    »Und jetzt nimm die Arme hoch«, sagt Georg.
    »Wieso?«, keife ich.
    »Willst du, dass ich deine Oberweite so ausmesse, dass du noch zwei Flaschen Sekt im Dekolleté transportieren kannst?«
    »Sag das doch gleich«, schnaube ich und ergebe mich.
    Besonders wütend macht mich die Tatsache, dass Georg sein Outfit natürlich längst hat. Er ist einfach zum Herrenausstatter seines Vertrauens gegangen, hat drei schwarze Anzüge anprobiert und sich dann für den entschieden, der am perfektesten saß. Nicht einmal die Hose haben sie kürzen müssen. Die ganze Aktion hat eine Stunde gedauert, maximal, er hat die Sache einfach in der Mittagspause erledigt und hatte danach sogar noch Zeit für eine Portion geschmälzte Maultaschen in einem unserer Lieblingsrestaurants.
    »Fertig!«, ruft Georg.
    »Wirklich?«, frage ich skeptisch.
    »Hier!«, sagt er und drückt mir ein Blatt Papier mit meinen Maßen in die Hand.

    »Huhu, Kristin, ich bin’s, Lotte, tja, irgendwie erreiche ich dich zurzeit nicht, na ja, meld dich mal, wenn du Zeit hast, wir könnten ja mal wieder ins Kino gehen, danach ein Glas Wein, was meinste? Also, ruf an!«
    Ich lege auf und rufe als Nächstes bei meinen Eltern an, aber auch bei denen geht nur der Anrufbeantworter dran.
    »Hallo, Mama, hallo, Papa, ich bin’s, tja, also, ich wolltmich nur mal melden. Also, mit der Hochzeit läuft alles bestens, Georg und ich freuen uns schon sehr, vor allem auch darauf, euch wiederzusehen. Meldet euch doch mal! Tschühüs!«
    Ich versuche es bei Georg, aber da meldet sich nur der Kollege Runte.
    »Huch? Ah, in einer Konferenz? Na gut, ich rufe später noch mal an. Nein, nicht nötig! Wiederhören!«
    Wenn ich unter normalen Umständen Lust auf Gesellschaft habe und niemanden erreichen kann, werde ich spätestens nach dem dritten Versuch depressiv. Ich denke dann nämlich sofort, dass mich keiner mehr mag, dass meine Freunde nicht ans Telefon gehen, sobald sie meine Nummer auf dem Display sehen, weil sie neue Freunde haben, weil sie interessantere Gesprächspartner haben, weil ich nur eine dumme, bedürftige Kuh bin. Ich laufe dann sofort zum Eisfach und hole mir das Vanilleeis, das dort für solche Momente bereitsteht, esse Löffel um Löffel, bis endlich jemand zurückruft und mir erzählt, dass er sich eben durch eine 16-stündige Aufführung des Rings von Wagner gequält habe, und ob ich nicht Lust habe, etwas essen und ganz viel Wein trinken zu gehen. Dann denke ich an die 1000 Milliliter Eis in meinem Bauch, werde ganz kurz noch depressiver, um eine Sekunde später glücklich und erleichtert zuzusagen.
    Heute allerdings ist es mir schnurzpiepegal, dass niemand erreichbar ist. Seit ich meine Maße nach China gemailt habe und schon eine halbe Stunde später die in gar nicht einmal sooo miserablem Englisch verfasste Auftragsbestätigung bzw. eine »Bestätigung die Auftrag« erhalten habe, bin ich so fröhlich wie sonst nur, wenn man mir im Isola Sarda ein besonders großes Stück Schweinebraten vor die Nase stellt. Ich habe so gute Laune, dass ich mich

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