Heiratsmarkt
in das fantastische Abenteuer ihres kleinen Bruders geschleudert wurde, war er noch immer in einem Zustand der Ungewissheit gewesen. Seither hatte er mehr als eine Woche auf engstem Raum mit ihr verbracht, dazu unter Verhältnissen, die ebenso unromantisch wie unbequem waren, und alle seine Zweifel hatten sich aufgelöst: Er wünschte den Rest seines Lebens mit ihr zu verbringen, weil sie die vollkommene Frau war, der zu begegnen er nie erwartet hatte.
Seine Lordschaft hatte sich tatsächlich unsterblich verliebt. Er machte außerdem eine vollkommen neuartige Erfahrung: Frederica verriet durch nichts, dass sie sein Gefühl erwidert hätte. Er wusste, dass sie ihn gern mochte; ein-, zweimal hatte er zu hoffen gewagt, dass das Gefühl, welches sie für ihn empfand, allmählich zu mehr würde als nur einem bloßen Gernhaben, aber er konnte dessen nie sicher sein und nie vergessen, dass sie ihn bei der einzigen Gelegenheit, als er ihr nur den allergeringsten Grund gegeben hatte, ihn der Galanterie zu verdächtigen, sofort auf Distanz gehalten hatte. Es war lange her - vielleicht hatte sie ihren Sinn geändert.
Aber da er sich damals und in den folgenden Wochen nicht darüber klar wurde, hatte er nie einen Versuch gemacht, sie zu umwerben. In der Situation, in der sie sich befanden, als sie zu ihm in Monk's Farm gekommen war, wäre es zu dumm und ungehörig gewesen, um sie zu werben. Einerseits hätte kein Augenblick schlechter gewählt sein können, andererseits hätte es - falls sie ihn abgewiesen hätte -
zwischen ihnen Verlegenheit geschaffen, solange seine Hilfe bei der Pflege Felix' so unentbehrlich gewesen war.
Doch Felix war am Leben geblieben und befand sich auf dem Wege der Besserung, sodass es für ihn nicht mehr nötig war, in Hertfordshire zu bleiben. Einem Impuls folgend, beschloss der Marquis, sein Schicksal auf die Probe zu stellen.
Er hatte Frederica auf einem ausgedehnten Spaziergang begleitet, und sie waren an einem Gatter stehen geblieben, bevor sie umkehrten. Sie lehnte sich auf den obersten Balken und starrte mit einem bekümmerten Ausdruck vor sich hin.
„Frederica!", rief Seine Lordschaft, rücksichtslos das Wagnis auf sich nehmend.
Sie beachtete ihn nicht. Als er jedoch ihren Namen wiederholte, wandte sie den Kopf und erwiderte: „Verzeihung, ich habe nicht aufgepasst! Haben Sie etwas zu mir gesagt, Vetter?"
„Noch nicht", antwortete er. „Ich versuchte bloß, Ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
Woran haben Sie denn eben so versunken gedacht?"
„Ich habe versucht, mich an den Namen eines ausgezeichneten Extrakts zu erinnern, den mir Mrs. Ansdell - die Frau unseres Vikars - empfohlen hat, als Jessamy und Felix von den Masern so heruntergekommen waren", erklärte sie ernsthaft. „Es hat ihnen sehr gutgetan, und ich glaube, es wäre jetzt genau das Richtige für Felix, wenn ich bloß ... oh, jetzt weiß ich es! Doktor Ratcliffes stärkender Schweinefleischextrakt!
Wie konnte ich bloß so dumm sein! Ja aber - was hab ich denn gesagt, dass Sie in ein solches Höllengelächter ausbrechen?"
„Nichts, gar nichts!", antwortete der Marquis, immer noch lachend.
„Und was wollten Sie mir denn sagen?", fragte sie mit verblüfftem Stirnrunzeln.
„Nichts, gar nichts, Frederica!", wiederholte er. „Welch ein Glück, dass Sie sich an die Bezeichnung dieses Extrakts erinnert haben. Soll ich sofort nach Hemel Hempstead fahren und ihn für Sie besorgen?"
„Nein, sehr wahrscheinlich bekämen Sie ihn dort nicht. Wenn Doktor Elcot einverstanden ist, werde ich Harry schreiben und ihn bitten, ihn mir mitzubringen."
„Oh ... soll Harry uns denn besuchen?", fragte er.
„Ja ... habe ich es Ihnen nicht erzählt? Curry brachte mir heute einen Brief vom Postamt. Harry schreibt, dass er mit der Post kommen und wieder rechtzeitig in London zurück sein könnte, um mit Charis zu Abend zu essen. Wissen Sie, er wäre ja sofort gekommen, hätte Jessamy ihn nicht davon
abgebracht, was sehr richtig war. Es hätte ihn nur bestürzt, wenn er Felix damals gesehen hätte, und er hätte nichts tun können, weil er selbst sehr selten krank ist und keine Ahnung hat, was man für Kranke tut. Natürlich will er jetzt unbedingt kommen, und ich werde ihm schreiben, er dürfe es, solle aber Charis auf keinen Fall erlauben, ihn zu begleiten. Es tut mir leid, und ich würde sie wirklich liebend gern sehen, aber wir können sie nicht auch noch krank am Hals haben!"
„Auf keinen Fall!", versicherte Alverstoke erschrocken.
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