Heiss Glüht Mein Hass
gleichzeitig Sehnsucht nach ebensolchem Glück verspürte.
Aber heute war es Neid und … Abneigung. Von sich selbst angeekelt, räusperte sie sich. »He, Leute? Um Himmels willen, ihr habt Gäste!«
Ethan machte sich los und sah sie, verwirrt über ihren scharfen Tonfall, an. »Entschuldige, Mia. Liebes, ich kümmere mich um die Hausaufgabenaufsicht. Plaudert ihr weiter.« Zärtlich strich er Dana mit einem Finger über die Wange, dann ging er, und Mia konnte den Gedanken von Reeds Daumen auf
ihrer
Wange plötzlich nicht mehr verdrängen.
Heute Abend war sie weggelaufen. Sie hatte Angst bekommen und war wie ein kleines Kind weggerannt. Wheatons Anruf war nur eine Ausrede, auf ihn sauer zu sein. Das war leichter, als sich mit ihren eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen.
»Ich bin bereit, wenn du es bist«, sagte Dana ruhig.
Mia schob ein Fünfcentstück über den Tisch, und Dana lächelte. »Es ist jetzt ein Vierteldollar. Inflation, tut mir leid. Aber, okay, du darfst anschreiben. Los. Rede mit mir.«
»Ich bin eine Vollidiotin.«
»Okay.«
Mia sah sie finster an. »So verdienst du dir den Vierteldollar aber nicht.«
Danas Lachen war tröstend. »Hilf mir auf die Sprünge, Mia. Ich bin keine Psychologin.« Sie wurde wieder ernst. »Aber ich will es dir leichter machen. Erstens ist da die Frau, die du für deine Halbschwester hältst. Zweitens bist du aufgewühlt, weil zwei Menschen tot sind und du sie nicht wieder zum Leben erwecken kannst, weil du zufällig nicht Gott bist. Drittens, du wärst gestern Nacht fast erschossen worden, was du übrigens bisher noch kein einziges Mal angesprochen hast, oder viertens, Reed Solliday.«
»Wie wär’s mit fünftens? Alles zusammen?«
»Mia.«
Sie seufzte. »Fünftens, alles zusammen, aber im Augenblick hauptsächlich viertens.«
»Behandelt er dich nicht gut?«, fragte Dana, als spräche sie mit einer Fünfjährigen.
Sie öffnete den Mund zu einer höhnischen Erwiderung, aber irgendwie schien ihr Reservoir an schlagfertigen Antworten plötzlich erschöpft zu sein. »Gar nicht. Er ist der perfekte Gentleman. Er hält mir Türen auf, zieht mir Stühle unterm Tisch hervor und hält mir Regenschirme über den Kopf.«
»Was für ein Schwein«, sagte Dana trocken.
»Ich meine es ernst, Dana.«
»Das weiß ich, Schätzchen. Also mal abgesehen davon, dass er dich mit dem Respekt behandelt, den du verdienst – was tut er sonst noch?«
»Du bist fies.«
»Ich weiß, mein Herz. Lenk nicht ab.«
»Gestern Abend ist er mir bis zum Gefängnis hinterhergefahren. Ich wollte Kelsey von Liam und ihr erzählen.«
»Interessant. Und wie geht’s Kelsey?«
»Stur wie immer, was die Bewährung betrifft. Und sie wusste bereits von Liam und seiner Mutter, von der Frau allerdings nicht. Oh, und sie sagt, du sollst deine Krebse behalten.«
Dana grinste. »Komisch, das habe ich mir beinahe gedacht. Okay, die Verschnaufpause ist vorüber. Er ist attraktiv, freundlich und will was von dir, und du hast eine Heidenangst.«
Die vielen Jahre als Sozialarbeiterin hatten Danas Beobachtungsgabe geschärft. All die Jahre als Mias Freundin hatte ihr einen entsetzlich lästigen Durchblick verschafft. »Das fasst es im Grunde ganz gut zusammen.«
Dana beugte sich verschwörerisch vor. »Und? Habt ihr euch schon geküsst?«
Ein Lachen stieg in ihr hoch. »Nein.« Sie seufzte. »Aber es hat sich in diese Richtung bewegt.«
»Und?«
»Und … ich bin nicht auf der Suche nach einer Beziehung.«
»War ich auch nicht.«
»Das ist etwas anderes.«
Dana zog eine Braue hoch. »Aha?«
»Du liebst Ethan. Du hast ihn geheiratet.« Und für Dana war das ein großer Schritt gewesen.
»Aber anfangs wollte ich bloß mit ihm ins Bett gehen und mich davonmachen, wenn ich genug hatte.«
Mia blinzelte. Das hatte sie nicht gewusst. »Oh.«
»Ja, oh. Aber ich hatte nicht genug. Ich habe immer noch nicht genug. Und ich glaube auch nicht, dass ich jemals genug haben werde. Er ist einfach zu gut im Bett. Hmm, die Muskeln, diese Energie …« Sie fächelte sich Luft zu.
Mia stellte fest, dass sie die Beine zusammenpresste, um das Pulsieren dazwischen zu unterdrücken. »Lass das. Weißt du, wie lange es her ist, dass ich Sex hatte?«
Dana lachte. »Entschuldige. Ich konnte nicht widerstehen. O Mia.« Ihr Lächeln wurde traurig. »Sieh dich doch nur an. Du bist vierunddreißig und tust nichts als arbeiten. Du kommst nach Hause in eine kalte, einsame Wohnung und legst dich in ein leeres Bett. Dein
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