Heiss Glüht Mein Hass
Mal würden sie ihm nicht entwischen.
Er stieg in den gestohlenen Wagen. Innerlich kochte er vor Wut, doch äußerlich fror er. Er hatte das Hope Center mit nichts als den Kleidern am Leib und dem Buch mit seinen Zeitungsartikeln verlassen müssen. Und keine Sekunde zu früh. Er war noch keinen Block weit gekommen, als ein Streifenwagen vor dem Haupttor geparkt hatte. Noch eine Minute länger, und er hätte in der Falle gesessen. Er hatte den Wagen rasch stehenlassen und sich einen anderen gestohlen, nur für den Fall, dass der Polizei seine Abwesenheit sofort auffiel.
Diese verdammte Schlampe von Polizistin. Sie hatte die Fingerabdruck-Geschichte schneller entdeckt, als er es ihr zugetraut hatte. Er hatte geglaubt, wenigstens noch einen weiteren Tag Zeit zu haben. Verflucht. Nun musste er erst einmal mit leichtem Gepäck reisen. Er war nach Hause gerannt, um die sieben übrigen Eier zu holen und für die Dame des Hauses eine kleine Überraschung zurückzulassen. Er musste sicherstellen, dass die Frau, die für ihn in den vergangenen Monaten geputzt und gekocht hatte, ihn nicht an die Polizei auslieferte, denn er hatte noch große Pläne für seine kleinen Bomben. Wenn der Staub sich wieder ein wenig gelegt hatte, würde er den Rest seiner Sachen holen. Souvenirs aus einem Leben, das er nun hinter sich ließ. Und dann konnte er ein neues beginnen, ein Leben, aus dem der Ursprung seines Zorns getilgt worden war.
Und dann wäre er endlich frei.
Donnerstag, 30. November, 14.45 Uhr
»Isst du die Fritten noch oder nicht?«, fragte Murphy, und Mia reichte ihm die Styroporpackung.
Sie waren um Spinnellis Konferenztisch versammelt, Reed, Mia, Jack und Westphalen, Murphy und Aidan. Spinnelli wanderte auf und ab und trug generell eine grantige Miene zur Schau.
»Wir haben also keine Ahnung, wo er sich aufhalten könnte?«, fragte er nun schon zum dritten Mal.
»Nein, Marc«, sagte Mia verärgert. »Die Adresse auf seinem Personalbogen war falsch. Er sagte uns, er sei verlobt, aber keiner seiner Kollegen kannte den Namen der Frau. Er hat keine Kreditkarten. Sein Bankkonto ist geräumt und führt zu einer Postfach-Adresse, wodurch wir es mit circa einer Million Menschen, die nicht gefunden werden wollen, zu tun haben. Wir lassen nach seinem Wagen fahnden, haben ihn aber bisher noch nicht. Also – nein, wir haben keine Ahnung.«
Spinnelli sah sie finster an. »Sollte das etwa eine unangebrachte Form von Sarkasmus sein, Mia?«
»Würde mir nicht im Traum einfallen«, fauchte sie.
»Was wissen wir über Devin White?«, warf Westphalen ein, und Reed kam der Verdacht, dass der alte Mann die beiden schon öfter hatte auseinanderbringen müssen.
»Er ist dreiundzwanzig Jahre alt«, begann Reed. »Mathelehrer am Hope Center, davor Student an der Drake University in Delaware. Laut Personalakte hat er dort einen Abschluss als Mathematiklehrer gemacht und im Golfteam gespielt. Die Uni bestätigt das.«
»Irgendwo muss er ja wohnen«, sagte Spinnelli. »Wohin haben sie seine Gehaltsschecks geschickt?«
»Direkt überwiesen«, sagte Reed.
»Wir haben Abdrücke von seiner Kaffeetasse im Klassenraum genommen«, meldete Jack sich zu Wort. »Sie passen zu denen, die wir suchten, also brauchte ich mir die Schüler gar nicht mehr vorzunehmen.«
»Wie ist er durch die Überprüfung bei seiner Einstellung gekommen?«, wollte Aidan wissen.
Jack zuckte die Achseln. »Ich habe mit der Gesellschaft gesprochen, die das mit den Fingerabdrücken für das Hope Center gemacht hat. Sie schwören, sie hätten seine Abdrücke genommen und in die Datenbank gespeist.«
»Ich habe früher mit Exknackis in der Resozialisierung gearbeitet«, warf Westphalen ein. »Regelmäßig wurden die Leute auf Drogen getestet. An den entsprechenden Tagen kauften sie den Urin von anderen. Nachher mussten wir das Verfahren ändern. Einer von uns musste mit aufs Klo und den Jungs beim Pinkeln zusehen.«
Alle schnitten ein Gesicht. »Danke für die Aufklärung, Miles«, sagte Spinnelli trocken.
»Ich will damit nur sagen, dass es immer Möglichkeiten gibt, einer Registrierung von nur allzu Persönlichem aus dem Weg zu gehen. Vor allem, wenn die Firma, die die Abdrücke genommen hat, nicht allzu penibel vorgegangen ist.«
Spinnelli setzte sich. »Wie vertrauenswürdig ist sie, diese Firma?«
Wieder zuckte Aidan die Achseln. »Es handelt sich um eine private Gesellschaft, die für viele Unternehmen in der Gegend arbeitet. Ich nehme an, es ist möglich, dass
Weitere Kostenlose Bücher