Heiss Glüht Mein Hass
betrachtete ihn interessiert, und Reed erkannte, dass die Herren Abe, Aidan und Jack untereinander getratscht hatten. »Ja. Passen Sie auf sie auf, bis sie … dort ankommt, wo sie übernachtet.«
»Keine Sorge.« Reed hielt ihr die Haustür auf. »Packen wir deine Sachen.« Er wartete, bis sie die Wohnungstür aufgeschlossen hatte, dann schob er sie hinein und gegen die Tür und küsste sie heftig und verzweifelt. Zu verzweifelt. Doch sie schlang die Arme um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn, und alles war nicht mehr ganz so schlimm.
Als er sich von ihr losmachte, atmete er genauso schwer wie nach der Verfolgungsjagd. »Danke, das brauchte ich«, flüsterte sie.
Er lehnte seine Stirn an ihre. »Ach, verdammt, Mia, ich hatte solche …«
Sie holte tief Luft. »Ja. Ich auch.«
Er trat einen Schritt zurück, und sie sah zu ihm auf. »Beeil dich mit dem Packen. Ich will hier verschwinden.« Aber er konnte nicht widerstehen, legte ihr die Hand an die Wange und strich ihr behutsam über die Stelle unterhalb der Wunde. »Ich will
dich,
Punkt. Komm mit mir nach Hause.«
»Ich habe ja keine große Wahl.« Sie zog einen Mundwinkel hoch. »Das war mies von dir, mich so zu manipulieren. Und deine Schwester aus ihrem Haus zu werfen.«
Sein Daumen wanderte zu ihrer Unterlippe. »Technisch betrachtet, ist es mein Haus. Sie wohnt nur zur Miete.« Er machte eine winzige Pause. »Ihr Gästezimmer hat ein Doppelbett. Richtig gemütlich. Feste Matratze.«
»Meine ist fest genug«, sagte sie herablassend, aber ihre Augen wurden dunkler. »Sonst noch etwas?«
»Na ja … die Feuerwehrstange. Und das Trapez. Und das Trampolin.«
Sie lachte. »Du hast gewonnen. Ich packe.«
Er folgte ihr ins Schlafzimmer. Dort sah es aus, als sei ein Wirbelsturm durchgezogen, Decken, Laken und abgelegte Kleider lagen auf dem Boden. Noch genau so, wie sie es am Morgen zurückgelassen hatten. Er beäugte erst das Bett, dann sie. Sie beäugte es ebenfalls. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Nicht mit der CSU vor meinem Fenster.«
Rasch sammelte sie die Sachen, die sie brauchte, zusammen und blieb zögernd vor einem gerahmten Foto stehen. Zwei junge Mädchen lächelten dem Betrachter strahlend entgegen, aber obwohl sie dicht beieinander standen, berührten sie sich nicht. »Du und Kelsey?«
»Ja.« Sie schob das Foto in ihre Tasche. »Ich muss ihr unbedingt von Olivia erzählen, aber ich habe Angst, sie in der neuen Anstalt zu besuchen. Ich habe sogar Angst zu erfahren, wo sie ist.«
»Hm.« Er legte ihr einen Finger unters Kinn, damit sie ihn ansah. Zum ersten Mal hatte sie die Frau erwähnt, deren Aussage sie eben aufgenommen hatte. Jack hatte sich schon zusammengereimt, wer sie war, aber Reed wusste, dass Mia keine Lust hatte, jedem Uniformierten in Hörweite mitzuteilen, um wen genau es sich handelte. »Erzähl mir doch von Olivia.«
Sie zuckte die Achseln. »Du weißt doch schon alles. Wir versuchen morgen Abend eine Stunde Zeit zu finden, um uns zu unterhalten.« Sie wollte sich die Tasche über die Schulter hängen, aber er nahm sie ihr ab.
»Lass mich. Bitte«, fügte er hinzu, als ihre Augen aufblitzten. Es fiel ihr so unglaublich schwer, Hilfe zu akzeptieren. Das würde sie lernen müssen.
Aber für wie lange? Das würde von dem Gespräch abhängen, das sie führen mussten, sobald sie bei ihm waren. Im Augenblick betete er, dass er sie nicht falsch eingeschätzt hatte und sie ihre Unabhängigkeit genauso liebte, wie er glaubte. Keine Verpflichtungen, keine feste Bindung.
Sie nickte, ging zur Tür und hielt an. »Verdammter Mist«, murrte sie, riss den Garderobenschrank auf und holte die einsame Kiste und die gefaltete Flagge heraus. Mit zusammengepressten Zähnen stopfte sie die Schachtel in die Tasche. »Gehen wir.«
Donnerstag, 30. November, 22.40 Uhr
O livia Sutherland?« Danas Stimme klang selbst durch die Telefonleitung noch nachdenklich.
Mia saß an Laurens Küchentisch. Reeds Schwester hatte das Gästezimmer mit frischen Handtüchern und parfümierter Seife ausgestattet. Mia hatte die Seife zuerst ignorieren wollen, war aber inzwischen froh, dass sie es nicht getan hatte. Der Duft wirkte beruhigend und – so albern es war – weiblich.
Sie hatte an Reed gedacht, während sie die Seife benutzte, hatte sich gefragt, ob der Duft ihm gefiel und hatte gleichzeitig gewusst, dass es so war. Hatte gewusst, dass Lauren das vermutlich auch so beabsichtigt hatte. Schwestern. Reeds Schwester …
und ich habe jetzt
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