Heiss Glüht Mein Hass
werden.«
»Tja. Und
sie
hat dem Arzt erzählt, ich sei vom Skateboard gefallen.«
Typisch für ihre Mutter. Sie hatte sich stets mehr oder weniger geschickt durch die Notfallambulanzen, durch all die Lügen laviert. »Mein Gott, Kelsey.«
»Was soll’s, das ist lange her, M. Er ist jetzt in seiner ganz privaten Hölle.«
»Aber das Baby hat seinen Namen getragen.« Das hatte sie in den vergangenen drei Wochen mehr beschäftigt, als gut für sie war.
»Er ist zu Bridget gezogen. Er wollte die Mutter seines Sohnes heiraten.«
»Und uns verlassen, weil Bridget einen Sohn hatte. Annabelle nicht.«
»Aber er ist zurückgekommen, als das Kind gestorben war.«
»Ja, ich weiß. Annabelle hat mir auch das erzählt. Sie hat ihn wieder aufgenommen.«
»Und neun Monate später flutschte ich auf die Welt. Wieder ein Mädchen.«
»Er hat zwei Kinder zurückgewiesen, weil keins von ihnen einen Schwanz hatte.« Die Wut drohte sie zu übermannen, und sie biss die Zähne zusammen. »Ich habe von klein an versucht, ihm zu gefallen. Ich wollte ihm so sehr gefallen.« Mia seufzte. »Und was weißt du über die andere Tochter?«
Kelsey blinzelte. »Was?«
Mia sah sie erstaunt an. »Auf dem Friedhof. Da war eine Frau. Sie sah aus wie ich, bloß etwas jünger. Dieselben Augen.« Bobbys Augen. »Es war irgendwie unheimlich.«
Kelsey war eindeutig aus der Bahn geworfen. »Davon weiß ich nichts.«
»Na ja, danke jedenfalls, dass du mir das abnimmst. Es hört sich ja schon ziemlich verrückt an.«
Kelsey lehnte sich nachdenklich zurück. »Also gibt es drei ungeliebte nichtmännliche Sprösslinge.«
»Von denen wir wissen. Vielleicht noch mehr. Wer weiß, wie oft er versucht hat, einen Jungen in die Welt zu setzen.«
Kelsey grinste. »Tja, anscheinend konnte er nur auf X schießen. Kein einziges Y, aus dem ein kleiner Bobby werden konnte.«
Auch Mia musste trotz allem lächeln. »Mann, du fehlst mir.«
Kelsey schluckte. »Hör auf. Bring mich nicht zum …« Sie brach ab und sah sich hastig um. »Das wäre tödlich hier.«
»In drei Monaten kannst du wieder einen Antrag stellen.«
»Als wüsste ich den Zeitpunkt nicht ganz genau. Das bringt nichts.«
»Aber ich bin da, versprochen.«
»Du bist immer da, bei jeder Anhörung. Und dafür bin ich dir dankbar. Aber Shayla Kaufmann ist ebenfalls immer da, und ihr Verlust wiegt schwerer als deine guten Worte.«
Mia ballte die Fäuste. »Du hast doch schon zwölf Jahre hinter dir, Kelsey.«
»Und ihr Mann und ihr Sohn sind immer noch tot.«
»Aber
du
hast sie doch nicht erschossen. Das war auf dem Video im Laden eindeutig zu sehen.« Kelseys Hände hatten so sehr gezittert, dass sie die Waffe beinahe fallengelassen hatte. Ihr damaliger Freund Stone hatte geschossen und lebenslänglich ohne Aussicht auf Bewährung bekommen. Kelsey hatte kooperiert und bessere Konditionen erhalten. Acht bis fünfundzwanzig Jahre. Damals war Mia erleichtert gewesen, dass das Urteil nicht strenger ausgefallen war. Doch nun, nach zwölf Jahren, wusste sie, wie langsam Zeit verstreichen konnte.
Kelseys Miene war unbewegt, aber in ihren Augen lag nun eine Qual, die sie Mia selten sehen ließ. »Ich habe zwar nicht geschossen, aber Stone schießen lassen. Ich habe nichts getan, um das Leben des Vaters und seines Sohnes zu retten. Der Vater hat noch versucht, seinen Sohn mit seinem Körper zu beschützen.« Sie blickte starr auf einen Punkt hinter Mias Schulter, und sie wusste, dass ihre Schwester daran dachte, dass ihr Vater für sie niemals etwas Derartiges getan hatte.
»Verdammt, Kelsey, du warst jung. Verängstigt. Und high.«
»Und schuldig.« Ihre Lippen bebten, und sie schürzte sie. »Und das bin ich immer noch.«
Mia biss sich auf die Innenseite der Wange. »Ich komme trotzdem zu der Anhörung.«
Kelsey schloss die Augen, und als sie sie schließlich öffnete, war der Blick wieder kühl und distanziert. »Man munkelt, du hättest dir eine Kugel eingefangen.«
Das Thema Bewährung war damit vom Tisch. »Ja. Vor zwei Wochen.«
»Wie geht’s deinem Kumpel?«
»Abe? Er ist noch im Krankenhaus, aber er wird wieder.«
»Pass bloß auf dich auf.« Sie lächelte. »Du bist die Einzige, die mich je besuchen kommt. Wehe, dir passiert was.«
Mia räusperte sich. »Ich denk dran.«
»Oh, und sag Dana, danke, aber nein danke.«
»Für was?«
»Sie hat mir vom Strandurlaub eine Postkarte geschickt. Vorn drauf einen fiesen, fetten Krebs. Und sie hat geschrieben, sie wünschte, ich hätte
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