Heiss Glüht Mein Hass
Spinnelli.
»Er verbirgt etwas, dessen bin ich mir ziemlich sicher. Er hat ein Motiv und die Mittel – seine Brandstifterkarriere, die Streichhölzer, die Gebrauchsanweisungen –, aber mir will nicht in den Kopf, wie er es hätte anstellen sollen. Ich meine, er kann das Center nicht verlassen. Wie hätte er hinausgelangen sollen, um Caitlin und Penny Hill zu töten, und selbst wenn es ihm gelungen wäre – wieso hätte er sich dann die Mühe machen sollen, wieder hineinzukommen?«
Mia hatte diese Bedenken bereits auf der Fahrt von der Schule hierher geäußert, und Reed hatte ziemlich viel darüber nachgedacht. »Wenn er es geschafft hat, rauszukommen, dann ist er vielleicht zurückgekehrt, weil es einfach bequemer so ist. Es ist kalt draußen. Im Hope Center gibt es eine Heizung und dreimal am Tag etwas zu essen. Plus Kuchen.«
Mias Brauen zogen sich zusammen. »Ja, das ist möglich. Ich wäre auch eher geneigt, an ihn als Täter zu glauben, wenn wir ihm irgendeine Verbindung zu Caitlin Burnette oder Penny Hill nachweisen könnten. Was nun?«
»Der Doktor möchte Manny die Fotos der Leichen zeigen.«
»Okay, aber dann solltest du reingehen. Mit dir spricht er. Mir starrt er nur auf die Brust.«
Und dafür, dachte Reed, konnte man dem Jungen keinen Vorwurf machen. »Irgendetwas, was ich beachten muss, Doktor?«
Westphalen dachte einen Moment lang nach. »Versuchen Sie, ihn aus der Reserve zu locken, bevor Sie ihm die Bilder vorlegen. Ich will diesen gelangweilten Gesichtsausdruck nicht mehr sehen. Er verbirgt etwas dahinter.«
»Ich versuch’s.« Reed kehrte ins Verhörzimmer zurück und schloss die Tür.
Die Verteidigerin hob ihr Kinn. »Manny ist müde. Er hat Ihnen gesagt, was Sie wissen wollten. Können Sie nicht endlich mit diesem Unsinn aufhören, damit er zurück ins Hope Center gebracht wird?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob er dorthin zurückkehren wird. Vielleicht bleibt er heute Nacht unser Gast.«
Mannys Kopf schnellte ruckartig hoch. »Das können Sie nicht tun. Ich bin noch nicht volljährig.«
»Oh, wir haben einen gesonderten Bereich für Männer unter achtzehn, die Kapitalverbrechen begangen haben.« Er nahm sich Zeit, die Fotos herauszusuchen, während er Manny aus dem Augenwinkel beobachtete.
Mannys Miene wirkte plötzlich panisch. »Wieso Kapitalverbrechen?«
Reed blickte auf. »Mord zum Beispiel.«
Manny sprang auf. »Ich habe niemanden ermordet.« Er wandte sich zu seinem Rechtsbeistand um. »Hab ich nicht.«
»Lieutenant.« Die Frau straffte sich, doch ihre Stimme bebte. »Sie versuchen nur, ihm Angst einzujagen. Er hat nichts getan.« Sie deutete auf den Stuhl. »Manny, setzen Sie sich wieder. Er will einen Anwalt. Sofort.«
»Er steht nicht unter Arrest«, sagte Reed sorglos. »Sollte er?«
»Nein!«, brach es aus Manny heraus.
Reed trat hinter seinen Stuhl, beugte sich über ihn und legte die Fotos der verkohlten Leichen auf dem Tisch aus. »Sollten Sie?«
Neben ihm presste sich die Frau die Hand auf den Mund und würgte.
Manny stieß sich vom Tisch ab, aber da Reed hinter ihm stand, konnte er nicht entkommen. »Sehen Sie sich die Bilder an«, sagte Reed barsch. »Das hat Ihr Feuer bewirkt, Manny. Das haben Sie getan. Und so werden auch Sie aussehen, wenn Ihr jämmerlicher Hintern wieder vom elektrischen Stuhl gezerrt wird.«
Manny packte die Tischkante und stieß sich mit aller Kraft ab. »Lassen Sie mich gehen!«
Die Panik in der Stimme des Jungen veranlasste Reed, zurückzutreten, und der Stuhl fiel krachend um, aber es war zu spät. Manny übergab sich. Unter anderem auf die Fotos.
Nun, sie hatten natürlich weitere Abzüge gemacht. Und Reed hatte im Wagen ein Paar Schuhe zum Wechseln. Der Junge ließ sich auf Hände und Knie sinken und versuchte schluchzend, den Brechreiz in den Griff zu bekommen. Mit einer angewiderten Grimasse betrat Reed das Nebenzimmer.
Mia zog den Kopf ein. »Entschuldige. Wenn ich das geahnt hätte …«
Er sah sie mit verengten Augen an. »Du hättest mich trotzdem reingeschickt.«
Sie nickte ergeben. »Wahrscheinlich. Aber ich muss gestehen, Solliday – nicht schlecht. Besonders die Sache mit dem elektrischen Stuhl.«
»Er wusste offenbar nicht, dass der Stuhl seit Jahren nicht mehr eingesetzt wird«, bemerkte Reed abwesend, während er durch die Scheibe blickte. Seine Fürsprecherin versuchte ihm zu helfen, aber Manny schüttelte ihre Hand ab und blieb schaudernd hocken. Reed schüttelte den Kopf. »Er war es nicht.
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