Heiss wie der Sommer
ließ Kristy sie wissen. „Was hältst du davon, wenn Tess und du mitkommt und den Tag auf der Ranch verbringt?“
„Musst du dich denn nicht um die Bibliothek kümmern?“ Sofort kam sich Lily wegen ihrer Frage albern vor.
„Bonnie und ich nehmen einen freien Tag. Unsere freiwilligen Helfer vertreten mich.“
Lily nickte verstehend und legte den Kopf schräg, um durch die offene Fahrertür ins Wageninnere zu schauen, wo ein kleines blondes Mädchen in einem Kindersitz saß.
Kristy musterte Lilys Shorts und die ärmellose Bluse. „Du solltest besser eine Jeans anziehen“, empfahl sie ihr. „Und falls du Stiefel hast, dann nimm die auch mit. Während der Brotteig geht, können wir eine Weile ausreiten.“
„Ich habe meinen Lebtag noch nicht auf einem Pferd gesessen“, gab sie erschrocken zurück. Aber nicht der Gedanke an Pferde ängstigte sie so, denn als Tochter eines Tierarztes war sie den Umgang mit Tieren in unterschiedlichsten Größen gewöhnt. Vielmehr war die Stillwater Springs Ranch auch Tylers Zuhause, und das machte eine Begegnung mit ihm gleich viel wahrscheinlicher. Sie wusste nicht, ob sie schon wieder dazu bereit war, ihm unter die Augen zu treten.
„Dann wird es aber Zeit, dass du es mal versuchst“, fand Kristy.
„Ein Pferd! Ich liebe Pferde! Und ein Brot will ich auch backen!“, jubelte Tess plötzlich, die dicht hinter Lily stand. Die hatte nicht gehört, dass ihre Tochter in den Garten gekommen war, und zuckte zusammen, als hätte sie einen Geist gesehen. „Oh,
Mom
, da
müssen
wir hin!“
Kristy kicherte und nickte zustimmend.
„Ist Tyler …“, begann Lily und unterbrach sich gleich wieder. Abermals kam sie sich albern vor.
Auf Kristys Gesicht zeichnete sich ein verständnisvoller Ausdruck ab, in den sich auch ein wenig Traurigkeit mischte. „Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass Ty dir über den Weg laufen wird“, entgegnete sie sehr ruhig. „Komm schon, Lily! Das würde dir wirklich guttun. Außerdem möchte ich dir gern Briana und ihre Jungs vorstellen.“
„Bitte, Mom“, flehte Tess, als hinge die ganze Zukunft der Kleinen davon ab, auf einem Pferd zu reiten und Brot zu backen. Wäre sie ein paar Jahre älter gewesen, hätten die Jungs vermutlich auch noch eine Rolle gespielt. „Bitte!“
Es gab kein Argument dagegen, und ihr Vater wollte unbedingt in die Praxis, um nach seinen vierbeinigen Patienten zu sehen, und um sich davon zu überzeugen, dass der Tiermedizinstudent, der für ihn eingesprungen war, auch alles richtig machte. Eleanor war den Tag über mit Beerenpflücken beschäftigt, weshalb Tess sich im Haus wahrscheinlich langweilen würde.
„Na gut“, lenkte Lily ein und drückte Tess an sich, die ihr verschmutztes Kleid bereits gegen Jeans und T-Shirt eingetauscht hatte. „Willst du mit Bonnie noch kurz reinkommen und meinem Dad Hallo sagen, während ich mich umziehe?“
Aber Kristys Blick wanderte an Lily vorbei, und sie begann, strahlend zu lächeln. „Hallo, Doc“, sagte sie, und als Lily sich umdrehte, entdeckte sie ihren Vater, der soeben zu ihnen an den Gartenzaun kam. „Wie geht’s Ihnen?“
„Mir geht’s gut“, erwiderte er freundlich. „Der Kaffee ist fertig. Kommen Sie doch für ein paar Minuten ins Haus.“
„Danke, aber vielleicht nächstes Mal“, lehnte sie die Einladung ab. „Wenn ich Bonnie jetzt aus dem Kindersitz hole, werde ich einen halben Tag brauchen, bis ich sie wieder hineingesetzt habe.“
Tess fasste Lily an der Hand und versuchte, sie zum Haus zu ziehen. „
Beeil dich
, Mom!“, flüsterte sie, als fürchtete sie, Kristy könnte ihr Angebot zurücknehmen und ohne sie zur Ranch fahren.
Kristy und Hal unterhielten sich weiter, und Lily wurde von ihrer Tochter förmlich ins Haus gezerrt.
Während Tess in der Küche ungeduldig wartete, zog Lily ein pinkfarbenes, langärmeliges Oberteil an, um sich vor der heißen Sommersonne zu schützen, und bestand darauf, dass ihre Tochter die Sandalen gegen robuste Sportschuhe eintauschte. Stiefel besaßen sie beide nicht.
Ein paar Minuten später saßen sie beide angeschnallt in dem luxuriösen Truck, Tess auf der Rückbank bei Bonnie, Lily auf dem Beifahrersitz neben Kristy.
„Toller Wagen“, kommentierte sie, als Kristy aus der Ausfahrt rangierte und Hal zum Abschied einmal kurz zuhupte, der im Garten stand und ihnen nachwinkte.
„Das ist Dylans Wagen“, erklärte sie. „Tyler fährt momentan meinen Blazer.“
Tyler.
Lily stockte der Atem.
Es hatte sie
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