Heiss wie der Sommer
Tyler in die Augen.
„Angenommen, wir fangen einen alten Autoreifen und ein paar aufgeweichte Äste“, wandte er sich an Davie. „Was soll Briana daraus kochen?“
Davie musste lachen. Seine Erleichterung war ihm deutlich anzumerken. Offenbar hatte er damit gerechnet, dass Tyler sich weigern würde, an dem Angelausflug mit seinen Brüdern teilzunehmen. Schließlich war er zuvor auch nicht mit ihnen in die Berge geritten. „Bestimmt könnte sie daraus immer noch was Leckeres zubereiten.“
„Dann hol doch schon mal die Angeln aus dem Wagen, die wir vorhin gekauft haben“, schlug Dylan dem Jungen vor.
Davie nickte und lief aus der Hütte, Kit Carson dicht hinter ihm.
Damit waren die drei Brüder allein, die schon seit Langem kaum noch ein Wort miteinander gesprochen hatten – jedenfalls kein freundliches Wort.
„Logan hat mir von den Briefen erzählt“, sagte Dylan, der Tyler aufmerksam musterte. „Und auch von dieser anderen Sache.“
Tyler nickte und rieb sich das Kinn. Die Bartstoppeln waren zu lang, er musste sich rasieren. Doch das konnte noch warten. Im Moment musste er schließlich nicht befürchten, Lilys weiche Haut damit zu zerkratzen.
„Was hast du vor, Ty?“, wollte Logan wissen, nachdem er sich geräuspert hatte.
„Im Augenblick?“, gab er zurück. „Im Augenblick habe ich vor, mit meinen Brüdern und dem Jungen, der mein Sohn sein könnte, angeln zu gehen.“
„Und die Briefe?“, hakte Dylan nach, der genauso verwirrt dreinblickte wie Logan. Erwarteten die beiden vielleicht, dass er mit einer Schrotflinte auf sie losgehen würde?
„Ich glaube, die sind auf dem Grund des Sees am besten aufgehoben“, erklärte Tyler. „Und wenn wir schon dabei sind, sollten wir unser Kriegsbeil gleich hinterherwerfen, anstatt es erst noch umständlich zu begraben.“
Logan und Dylan war die Erleichterung deutlich anzusehen.
„Dann sind wir wieder Brüder?“, fragte Dylan.
„Ja, wir sind wieder Brüder“, bestätigte Tyler mit belegter Stimme. „Jedenfalls so lange, bis einer von euch es sich wieder mit mir verscherzt.“
Logan und Dylan wechselten einen kurzen Blick.
„Ich finde, wir sollten
ihn
in den See werfen“, meinte Logan dann. „So wie früher.“
„Ja, wie in der guten alten Zeit“, pflichtete Dylan ihm bei, und dann gingen sie beide auf ihn los.
Tyler wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen, aber schließlich hatten sie ihn bis ans Ende des Bootsstegs getragen, begleitet von einem ausgelassen lachenden Davie und einem vor Begeisterung bellenden Kit Carson.
Aus dem See schoss eine hohe Fontäne empor, aber es war nicht allein Tyler, der sie verursacht hatte. Vielmehr hatte er dafür gesorgt, dass Dylan und Logan mit im Wasser landeten.
Logan kam lachend an die Wasseroberfläche, und prompt wurden Erinnerungen wach, die sich einmal nicht um Jake drehten. An unbeschwerte Zeiten, als sie drei noch Kinder waren und einfach nur an diesem See ihren Spaß hatten.
„Unser kleiner Bruder ist zäher, als ich ihn im Gedächtnis habe“, sagte Logan zu Dylan.
Dylan spuckte das Wasser aus, das er im Mund hatte. „Kann man wohl sagen“, stimmte er ihm zu.
In diesem Moment sprang auch Davie in voller Montur in den See. Nur Kit Carson blieb unschlüssig auf dem Bootssteg zurück.
„Komm schon, Junge“, forderte Tyler ihn auf. „Du kannst ruhig auch ein bisschen nass werden.“
Schließlich machte der Hund einen Satz ins Wasser, schwamm im Kreis um sie herum und kehrte dann ans Ufer zurück, wo er sich kräftig schüttelte und sich dann ins Gras setzte.
„Wir sollten besser mit dem Angeln anfangen“, gab Logan zu bedenken und zog sich zurück auf den Steg. „Meint ihr, Briana bemerkt den Unterschied, wenn wir ein paar Fische aus dem Supermarkt mitbringen?“
„Die Plastikfolie könnte uns verraten“, warf Dylan ein.
Tyler verließ den See, Davie und Dylan folgten ihm.
Wenig später saßen sie in ihren nassen Sachen am Ufer und hielten die Angeln ins Wasser. Sie warteten darauf, dass die Fische Interesse an den Regenwürmern zeigten, die Davie ausgegraben hatte.
Und während Jeans und Hemden allmählich in der warmen Sonne Montanas trockneten, bissen so langsam auch die ersten Fische an. Als sie schließlich alle vier genug gefangen hatten, neigte sich der Tag jedoch bereits dem Ende zu.
„Du hättest Alec und Josh mitbringen sollen“, sagte Tyler zu Logan.
„Nächstes Mal“, versprach der. „Die beiden waren den Tag über in der Stadt bei ihrem
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