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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zum Ufer. Eine mühselige Fahrt war das, eine Anstrengung, daß fast die Lungen platzten.
    Trotzdem war die Fahrt Igor noch viel zu schnell. Je näher das Ufer kam, um so wehmütiger wurde sein Herz. Sehe ich sie wieder, dachte er. Wird sie mir die Hand geben, danke sagen wie damals in Kischinew, und dann wieder aus meinem Leben verschwinden, und diesmal für immer? Er spürte in sich ganz gemeine Angst, als der Kahn über den Ufersand kratzte, er aus dem Boot springen mußte, und es vollends ans Ufer zog. Dann half er Dunja an Land und sah von weitem ein Rieseninsekt in einer Staubwolke auf sie zustürzen. »Da kommt er. Godunow. Wenn Sie es auch nicht glauben … er ist wirklich ein Mensch …«
    Igor zog sein Hemd aus dem Leck des Kahns, schlug es auseinander und sah, daß es zerfetzt war. Trotzdem zog er es an und sah verwegen wie ein Seeräuber aus. »Wo leben Sie, Dunja?«
    »In Issakowa. Dort bin ich geboren. Ich warte auf eine Stellung als Ärztin. Die Verwaltung in Chabarowsk weiß anscheinend nicht, wo sie mich einsetzen soll. Ich habe auch nicht gedrängt … es ist zu schön in Issakowa.«
    »Ich möchte es gerne kennenlernen.«
    »Kommen Sie mit.« Dunja durchkämmte mit beiden Händen ihre Haare. Die blonde seidige Flut zerteilte sich im leichten Wind, der über den breiten Fluß wehte. Igor starrte sie bewundernd an. Unter dem Kleid schien sie nackt zu sein, es klebte an ihr wie eine zweite, geblümte Haut.
    »Zu Fuß?« Igor winkte mit beiden Händen Marko zu, der schon auf zwanzig Schritt Entfernung zu schreien begann. »Mein Liebling!« brüllte er. »Mein Adlerchen! Du bist gerettet! Gott sei Lob und Dank! Laß dich umarmen, laß mich dich ans Herz drücken!«
    Igor wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Ich habe Gepäck bei mir. Viel Gepäck. Marko und ich haben den Bahnhof von Blagowjeschtschensk verschlafen und sind hier gelandet. Zuerst haben wir geflucht … jetzt könnte ich den Schlaf vergolden. Ich habe Sie dadurch wiedergefunden, Dunja.«
    »Hinter dem Sägewerk steht mein Wagen. Ein Bauernwägelchen mit einem alten müden Pferd …«
    Marko hatte sie jetzt erreicht. Im vollen Lauf warf er sich gegen Igor, umfaßte ihn mit seinen langen Armen, und da er ihm nur bis zur Brust reichte, drückte er sein Gesicht in die Brusthaare Igors und küßte sie mit zitternder Innigkeit. Dann ließ er Igor los, warf sich herum, fiel vor Dunja auf die Knie und ergriff ihre Hände, bevor sie diese schnell zurückziehen konnte. Der Anblick entsetzte sie trotz Pjetkins Warnung. Viel habe ich schon gesehen, dachte sie und starrte über Godunows kahlen, dicken Schädel.
    »Sie haben ihn gerettet!« schrie Marko und küßte die Hände Dunjas. Sie versuchte, seiner Umklammerung zu entkommen, aber die Kraft in Markos Fingern war ungeheuerlich. Sie konnte sich nicht befreien und erduldete mit Schaudern seine Liebkosungen der Dankbarkeit. »Ertrunken wäre er, mein Söhnchen! Und ohne Ruder seid ihr gekommen … nur mit den Händen? Wo ist das andere Boot?«
    Igor blickte Dunja schnell an. Ihr schamhaftes Lächeln beglückte ihn.
    »Als mich Dunja zu sich ins Boot zog, trieb es ab. Ein leichter Kahn, eine Nußschale, der Teufel soll sie holen!« log er. »Wir haben deine Signale gesehen, Marko.«
    »Das Herz hat es mir zerrissen.« Marko erhob sich aus dem Ufersand und klopfte seine Hose ab. »Hilfe wollte ich holen, ich habe gefleht und gebettelt, aber die schachspielenden Männer waren unhöfliche Tröpfe, dumm wie abgebrühte Schweine. Gejagt haben sie mich wie einen Floh, um mein Leben mußte ich rennen. Eine unfreundliche Gegend hier.«
    »Fahren wir nach Issakowa.« Dunja holte ein Stück Bindfaden aus der Tasche ihres Kleides und band die langen blonden Haare im Nacken zusammen. »Kommt!« Sie ging voraus und schlug die Richtung zum Holzplatz ein. Marko blieb stehen.
    »Dorthin? Die Männer werden mich in Stücke reißen.«
    »Nicht in meiner Gegenwart!« rief Dunja über die Schulter zurück.
    Sie ging voraus, und Igor bewunderte ihren Gang, das Federn der Beine, das sich über den ganzen Körper fortsetzte. Ihr Haar hing bis zu den Hüften herunter und pendelte bei jedem Schritt.
    Marko hielt Igor zurück. Sein schreckliches Fischmaul verzog sich zu einem schauerlichen Grinsen.
    »Gleich hab' ich's gesehen«, flüsterte er. »Sie ist's! Das Engelchen, das Sie suchten. Welch ein Zufall! Man sollte dem heiligen Afanasij eine Kerze weihen, wenn's nicht zu dumm und unmodern wäre. Aber

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