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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht für Kinderaugen.«
    Er wartete, bis Dunja ein paar Schritte weggegangen war, knöpfte dann seine Hose auf und urinierte über den präparierten Boden. Kein Hund wird jetzt mehr eine Witterung nehmen, dachte er zufrieden. Man muß sich zu helfen wissen, und die alten Hausmittel sind immer noch die besten.
    Es dauerte zwei Stunden, bis Sadowjew mitten auf dem Fluß die Stelle erreicht hatte, an der man den Toten versenken wollte. Um ihn für immer in der Tiefe zu halten, hatte man ihn mit drei schweren Steinen verbunden. Sie staken in einem Sack, zusammen mit dem Körper, der von den Hüften an herausragte. Er war tatsächlich ein langer Mensch; im Mondschein, der bleich über dem Amur lag und eine silberne Dämmerung schuf, besaß er sogar ein fast aristokratisches Gesicht. Hochmütig, länglich, mit einer scharfen, gebogenen Nase.
    »Sind wir hier, um ihn zu bestaunen?« fragte Sadowjew grob. »Schiebt den Oberkörper über den Rand und drückt an den Füßen nach. Aufgepaßt, ihr Lieben … gleich haben wir ihn im Wasser. Kopfüber in die Ewigkeit.«
    Aber irgendein Kommando mußte falsch verstanden worden sein. Sadowjew, an dem vorbei der Tote in den Amur rutschte, erhielt plötzlich einen Schlag gegen den Bauch – es war der Arm des Offiziers, als er über Bord fiel – es gab kein Halten mehr, er stieß einen Schrei aus, und neben dem Leichnam plumpste Sadowjew in die Fluten und versank ebenso schnell wie der Tote.
    Während der Mann in dem steingefüllten Sack schnell weiter abwärts glitt, hinunter in die Tiefe des Stromes, strampelte Sadowjew wie ein Hund und tauchte wieder auf. »Hilfe!« brüllte er. »Soll ich ertrinken?«
    Pjetkin und Dunja griffen gleichzeitig nach ihm. Igor erwischte ihn am Kopf, Dunja zerrte an seinem Hemd. So zogen sie ihn ins Boot zurück – er fiel auf die Planken, streckte sich und verdrehte schauerlich die Augen.
    »Ich verwünsche euch in die siebte Hölle, wenn ihr das erzählt«, sagte er mit brechender Stimme. »Niemand weiß, daß ich nicht schwimmen kann. Erspart mir diese Schande.«
    Im Morgengrauen kehrten sie nach Issakowa zurück. Anna Sadowjewa erwartete sie vor dem Haus … sie saß auf der Treppe und kaute an einem Apfel. Die Scheunentür war aus den Angeln gerissen, außerdem hatte sie mit einem Beil Sadowjews ganzen Stolz zertrümmert: Einen handgeschnitzten und mit mongolischen Motiven bemalten Buttertrog.
    »Ich bringe dir einen Sohn, Mütterchen!« rief Sadowjew schon vom Flechtzaun her. »Breite die Arme aus und drück ihn ans Herz.«
    Anna Sadowjewa rannte ihnen entgegen, fiel Pjetkin um den Hals und weinte, wie nur Mütter weinen können, wenn sie glücklich sind.
    Eine Stunde später fuhr Pjetkin auf seinem knatternden Motorrad zurück nach Sergejwka. In einem Leinensack hatte er Speck und Blutwurst, Eier und Schinken, ein Glas Gurken und zwei Pfund Zwiebeln um den Hals hängen. Er hatte alles mitnehmen müssen – man soll Mütterchen Anna nicht verärgern, das hatte er an Sadowjew gesehen. Der hatte jetzt einen vollen Tag zu tun, um das Scheunentor wieder zu flicken, und der historische Buttertrog war auch hin.
    Kurz hinter Issakowa, auf der Straße nach Blagowjeschtschensk, begegnete er zwei grünen Jeeps, die mit bewaffneten Soldaten besetzt waren. Ihnen folgten drei Mannschaftswagen und ein Schützenpanzer.
    Die Suche hatte begonnen. Kapitän Kasankow war von einem Spaziergang nicht zurückgekehrt. Die Wache hatte ihn weggehen sehen und es eingetragen. Dann begann das Rätsel.
    Pjetkin beugte sich über den Lenker seines Motorrades und gab Gas. Er dachte an Dunja und an ihre Liebe und an deren schrecklichen Beginn.

D REIZEHNTES K APITEL
    Im Lager wartete man bereits auf Dr. Pjetkin und warf den ganzen Arbeitsplan durcheinander. Die Brigaden der Holzfäller, Straßenbauer und Sägewerkarbeiter waren wie jeden Morgen abgerückt, aber der Innendienst brach völlig zusammen. Die armseligen Gestalten, die sich krank gemeldet hatten und die normalerweise von der Dussowa mit Schimpfkanonaden wieder weggejagt wurden und dann als Lagerdienst einen halbwegs ruhigen Tag hatten, standen vor dem Krankenhaus, warteten und ballten sich zusammen wie eine Hammelherde, um die der Hund kreist. Die Natschalniks von Barackenaufsicht, Küche, Werkstatt, Magazin und Bäckerei brüllten herum. Die Hilfskräfte, eben die gewaltsam zu Gesunden umfunktionierten Kranken, fehlten. Der Lagerleiter, der fette Mensch mit dem Doppelkinn, der gegen Pjetkin gewettet hatte,

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