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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erhöhte seinen Einsatz und sagte: »Fünfzig Rubel, Freunde. Ich setze fünfzig Rubel dagegen, daß Pjetkin keinen Monat länger im Lager bleibt.«
    Auf der Quarantäne-Station hatte der zweite neue Arzt seine Arbeit aufgenommen und betrachtete sie als Tätigkeit eines korrekten Beamten. Er schickte einen Kurier zur Dussowa mit einer Meldung, daß fünfundsechzig Prozent der Stationsinsassen krank seien und die Zustände einem großen Saustall alle Ehre machten.
    Marianka ließ sich nicht blicken. Sie lag im Bett, las eine Zeitung, rauchte und warf Russlan, der verzweifelt in ihr Zimmer drang, kopflos vor soviel Durcheinander und Herumschreien, eine alte Weckuhr an den Kopf.
    »Selbst bin ich krank!« schrie sie und zerwühlte sich die Haare. »Igor Antonowitsch soll kommen.«
    »Wie kann er das?« brüllte Russlan mit flackernden Augen. »Er ist noch nicht zurück von seinem nächtlichen Ausflug!«
    »Dann warten wir!« Sie schob die Hände unter den Nacken und lächelte böse. »Die Verantwortung trägt er! Wer wollte die morgendlichen Selektionen machen? Wer drängte sich dazu, ein Wohltäter zu sein? Wer abends gegorene Gurken ißt, scheißt sich morgens in die Hose, das weiß jeder. Laß mich allein, du Idiot!«
    Pjetkin lieferte sein Motorrad draußen bei der Wache ab, erfuhr, daß im Lager der Teufel los sei, traf auf den Kommandeur der Truppen und las aus seinem Blick, daß man ihn jetzt für einen toten Mann hielt.
    Die Menge vor dem Krankenhaus teilte sich, als Pjetkin durchs Tor kam. Es wurde still wie bei einer Leichenprozession. Russlan, auf den Stufen der Treppe, verschwand sofort im Inneren der Baracke, rannte zur Tür der Dussowa, klopfte von draußen und rief: »Er kommt!«
    »Zu mir! Sofort zu mir!« schrie die Dussowa zurück.
    Pjetkin nickte nach allen Seiten, schritt aufrecht durch die Gasse der schweigenden Menschen und ging in sein Zimmer. Dort traf er Marko, der auf dem Bett saß. Der Zwerg war körperlich zerknittert, aber fröhlich im Herzen. Zum erstenmal hatte er ein Weib gehabt, das seinem Ansturm standgehalten hatte, das nicht nach dem ersten Rundlauf zusammenbrach, sondern ein ehrlicher Gegner gewesen war.
    Pjetkin zog seinen weißen Kittel an. Auch das war etwas Neues im Lager, denn die Dussowa untersuchte in Zivil, manchmal sogar in ihrer Kapitänsuniform. Er tauchte den Kopf in das blecherne Waschbecken und rieb sich die Müdigkeit aus den Augen.
    »Warum sagst du nichts?« fragte er dabei. »Ich weiß, es war ein Fehler, wegzubleiben … aber es ergab sich so.« Er zögerte, ob er Marko von dem Toten im Fluß erzählen sollte. Aber er verschob das auf später und nahm seinen Dienst auf. Marko folgte ihm schweigsam.
    Im Untersuchungsraum wartete Russlan und hatte die erste Abteilung der Kranken bereits antreten lassen. Fünfzehn ausgemergelte Gestalten standen an der Wand, nackt, in strammer Haltung, eine Ausstellung knochiger Körper mit ledernen Häuten.
    Russlan trat an Pjetkin heran. Er senkte die Stimme und grinste unverschämt. »Die Genossin Dussowa will, daß Sie sofort zu ihr kommen, Genosse Arzt. Sofort!«
    »Meine Arbeitszeit bestimme ich.« Pjetkin schritt die Reihe der Nackten ab. Zum erstenmal durften sie von ihrem Leid erzählen. Knochenschmerzen. Brennen im Leib. Geschwollene Füße. Gedunsene Bäuche. Hunger, immer wieder Hunger. Totale Erschöpfung. Dystrophie. Furunkulose. Lungenödeme. Schwärende Wunden.
    Pjetkin schickte sie alle in die Baracken zurück auf ihre Holzpritschen. Nur die schweren Fälle behielt er im Krankenhaus, bis Russlan nach der vierten Abteilung sagte: »Wir sind belegt, Genosse. Man müßte sie jetzt schon aufeinander legen, aber das ist keine gute Lösung.«
    »Wir werden es anders machen, mein Lieber.« Pjetkin wusch sich die Hände. Noch eine Gruppe, dann war die Untersuchung beendet.
    Im Lager verbreitete sich unterdessen die sagenhafte Kunde: Der neue Doktor ist ein Mensch! Ein guter Mensch. Ein Engel in Menschengestalt. Wir sollten für ihn beten, damit der Teufel von Dussowa ihn nicht verschlingt. Brüderchen, seid klug, unterstützt ihn, meldet euch nur krank, wenn ihr es wirklich seid. Verärgert es nicht, das junge Freundchen. Endlich haben wir einen Arzt. Endlich. Gelobt sei Gott!
    Nach der Visite in den Krankenzimmern packte Pjetkin im Raum der Apotheke Marko plötzlich an dem Kragen, und er schüttelte ihn heftig wie einen leeren Sack, aus dem noch Körner fallen sollen.
    »Warum redest du nicht«, fauchte er ihn an. »Hat man

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