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Heiß wie der Steppenwind

Heiß wie der Steppenwind

Titel: Heiß wie der Steppenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wilder Hunde wehte und der gnädige Schlaf selbst ein Menschenwrack verschönte, kümmerte sich Pjetkin um die Dussowa.
    Marianka Jefimowna saß an ihrem Tisch und legte Patience, als sei den ganzen Tag über keine Neuordnung im Lager erfolgt, eine kulturelle Revolution, die eine völlige Niederlage für sie bedeutete. Sie blickte kurz auf, als Pjetkin eintrat, und legte neue Karten an.
    »Welch ein strahlender Sieger!« sagte sie dunkel, als Pjetkin schwieg. »Übermorgen spätestens holt man Sie ab.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Seien Sie kein Narr, Igor Antonowitsch! Was bilden Sie sich eigentlich ein? Sind Sie ein Stück Gottes? Weil Sie begnadete Hände haben? Man wird auf diese Hände scheißen. Man wird diese Hände im Bergwerk zerfetzen. Sie werden Bäume fällen und zu den Wagen schleifen. Mit diesen Händen werden Sie die Erde aufkratzen, um Schienen zu legen! Glauben Sie, Sie seien etwas Besonderes? Was wissen Sie vom Leben, Igorenka? Sie haben ja noch gar nicht gelebt. Sie fangen doch erst an. Aber auch Sie werden noch lernen und begreifen: Überleben kann nur der, der ein Meister ist im Halsumdrehen.«
    »Was sind Sie bloß für eine Frau …«, sagte Pjetkin leise. Seine Betroffenheit war ehrlich. »Treten Sie ans Fenster, Marianka Jefimowna … sehen Sie hinaus …«
    Sie stand auf, ging zum Fenster, schob die Gardine zurück und blickte über den Lagerplatz. Er war leer bis auf den toten Domskaneff. Er lag noch immer auf seiner Strohschütte, lang ausgestreckt, einsam vom Mond beschienen und von den gleitenden Strahlfingern des Scheinwerfers von Turm 2. Er lag mit dem Blick auf das Lenin-Denkmal, unberührt, so wie er dort auf der staubigen Erde Sibiriens gestorben war. Pjetkin hatte es so befohlen, und die Verbannten hatten ihn verstanden. An den Märtyrern wächst der Glaube.
    »Da liegt Domskaneff«, sagte die Dussowa ruhig.
    »Und das rührt Sie nicht, Marianka Jefimowna?«
    »Ich bin mit Toten aufgewachsen.« Sie ließ die Gardine fallen, ging zum Tisch zurück und legte weiter ihre Patience. »Sie wissen eins nicht, Igorenka … ich bin ein Deportiertenkind! Mein Vater war ein Blatnyje, … seine Kameraden im Lager haben ihn erschlagen, weil er ein Stück Brot stahl. Es lag unter dem Strohsack seines Nebenmannes. Von da an sorgte der Staat für mich. Und jetzt verschwinden Sie, Sie unheilbarer Phantast! Wenn Ihre Mutter eine gute Frau war, hat sie Ihnen das Beten beigebracht. Beten Sie … spätestens übermorgen sind die Henker aus Chabarowsk hier.«
    Pjetkin preßte die Lippen zusammen und ging. Er spürte keine Angst, nur Leere war in ihm, und er dachte an Dunja. Auch Marianka dachte an sie und rief Pjetkin an der Tür zurück.
    »Sie haben das Aufgebot bestellt?«
    »Ja. Auch einen Schleier habe ich gekauft.«
    »Sie soll sich damit erwürgen!« sagte sie leidenschaftlich, schob die Patiencekarten zusammen und warf sie Pjetkin an den Kopf.

F ÜNFZEHNTES K APITEL
    Die Kommission aus Chabarowsk ließ nicht lange auf sich warten. Sie beschäftigte sich allerdings nicht mit den Ereignissen im Lager Sergejewka, sondern vielmehr mit der Person Igor Antonowitsch Pjetkins selbst. Was Pjetkin im Lager angestellt hatte, wurde zu den Akten genommen, mit Rotstift kommentiert und zur Seite gelegt. Viel wichtiger erschien der Bezirksstelle des KGB der Wunsch nach einer Heirat mit der Ärztin Dunja Dimitrowna.
    Ein Beamter des KGB fuhr nach Issakowa und traf Dimitri Ferapontowitsch Sadowjew im Parteihaus. Sadowjew stellte Listen für die Ausgabe der Wintersaat zusammen, entdeckte, wie jedes Jahr, daß die Vorräte in den Silos nicht reichten und die Genossen das Saatgut zum Teil heimlich aufgefressen hatten.
    »Sieh an, sieh an, wer kommt denn da?« sagte Sadowjew wütend, als der Mann vom KGB ohne anzuklopfen einfach in das Zimmer trat. »Ein Mensch, dem man die gute Erziehung in den Hintern gestopft hat statt ins Hirn. Kehrt marsch, Brüderchen, 'raus und angeklopft! Hier ist ein Parteihaus, kein Puff!«
    Der Mann aus Chabarowsk setzte sich, warf seine Mütze auf den Tisch und streckte die Beine aus.
    Sadowjew überlegte, ob man ihn ohrfeigen oder anspucken sollte. »Genosse –«, sagte Sadowjew mit gesenkter Stimme, »wir sind hier zwar am äußersten Ende von Rußland, aber wir sind deshalb keine Idioten. Außerdem bin ich der Dorfsowjet, und wenn ich Ihnen aufs Haupt schlage, ist das amtlich. Von Moskau sanktioniert. Was wollen Sie?«
    »Mit Ihnen sprechen, Dimitri Ferapontowitsch.«
    »Er kennt

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