Heiß wie der Wuestenwind
gewiesen, kaum dass er ihr die Papiere für diese herrliche Wohnung überreicht hatte.
Einen Moment lang blickte Lisbet schweigend auf ihre Unterschrift.
„Was wolltest du mir mit diesen Schecks sagen?" fragte Jafar.
Trotzig schob sie das Kinn vor. „Es ist genau der Betrag, den ich vereinbarungsgemäß als Monatsmiete zahlen sollte."
„Wie das?"
Hier in der Weite der Wüste erschien ihr Verhalten plötzlich kleinmütig und spießig. Aber damals in London war ihr das ganz anders vorgekommen.
„Egal, wessen Name auf der Besitzurkunde steht, diese Wohnung ist eigentlich deine", erklärte sie.
„Ich halte mich nur an den Vertrag, den ich unterschrieben habe, bevor ich einzog."
„Du weißt genau, dass es in Wirklichkeit keinen Vertrag gab", erwiderte Jafar.
„Für mich aber schon, das weißt du. Warum hast du die Schecks nie eingelöst?" rief sie hitzig. „Was glaubst du, wie ich mich dabei gefühlt habe?"
„Du hattest also das Bedürfnis, mein Geschenk zurückzuweisen. Ich verstehe. Wann hast du Roger kennen gelernt?"
„Ro...?" Lisbet sah ihn verwirrt an. Verflixt, fast hätte sie sich verraten. „Darauf antworte ich nicht.
„Liebt er dich auf dem Bett, das ich dir gekauft habe? Küsst er dich auf dem Kissen, auf dem du lachend den Kopf neben meinen legtest? Schickst du mir deshalb diese so genannte Miete?" Er schnippte mit dem Finger gegen das Bündel Schecks in ihrer Hand. „Weil du ein schlechtes Gewissen hast?"
„Das ist ja interessant", erwiderte sie triumphierend. „Es beweist doch, das ich Recht hatte, oder? Du hast mich aus einem ganz bestimmten Grund in diese Situation hineinmanövriert -weil du die Kontrolle über mich haben wolltest! Ich sollte mich dir so sehr verpflichtet fühlen, dass ich niemals gewagt hätte, einen anderen Geliebten zu haben, nicht wahr, Jaf? Unsere Bezie hung war beendet.
Sollte ich für immer der Liebe entsagen, weil ich in einer Wohnung lebte, die du mir aufgezwungen hattest? Oder hätten auch ein paar Jahre Enthaltsamkeit gereicht, um dein Ego zu befriedigen? Wie viele genau?"
„Ich habe dieses Apartment nicht gekauft, um die Kontrolle über dich zu haben!"
„Aber du bist wütend darüber, dass du sie nicht hast, obwohl du die Wohnung für mich gekauft hast."
„Hör auf mit dem Unsinn!"
Sie reichte ihm die Schecks. „Bitte löse diese Schecks ein", sagte sie kühl. „Vielen Dank, aber ich möchte mich nicht wie eine Frau fühlen, die ausgehalten wird."
Jafar nahm ihr das Bündel aus der Hand und zerriss es. Dann drückte er wieder auf den entsprechenden Schalter und warf die Schnippsel durch das geöffnete Fenster. Sie wurden vom Wind herumgewirbelt und verschwanden in der Endlosigkeit der Wüste.
„Wenn du mir noch einmal so einen Scheck schickst, Lisbet", sagte er, und seine Stimme klang gefährlich, „werde ich eine Million Pfund auf dein Konto überweisen. Dann wirst du wissen, was es heißt, eine ausgehaltene Frau zu sein."
Sie näherten sich einer kleine Stadt, eine malerische Ansammlung von Häusern, umgeben von Palmen. Der Wagen verlangsamte die Fahrt und bog von der Landstraße ab. Bald darauf fuhren sie die Einfahrt zu einem kleinen Gebäude ab. Ein Schild darüber verriet, dass es ein Restaurant war.
„Hier werden wir essen?" rief Lisbet verwundert. Sie hatte erwartet, dass er sie in eines der teuren Hotels in Barakat al Barakat führen würde.
„Das Essen ist hervorragend", erwiderte Jafar. Sie gingen durch einen winzigen Flur und betraten einen schwach beleuchteten, mit orientalischen Teppichen ausgelegten Raum. Auch die Wände waren mit Teppichen bedeckt. Die einzige Lichtquelle waren die Kerosinlampen, von denen jeweils eine auf jedem der niedrigen Tische stand.
Es war wie im Innern eines Nomadenzeltes, still und geheimnisvoll. Lächelnd blickte Lisbet auf die dunkelhaarige Frau, die durch einen Vorhang den Raum betrat.
„Marhaba!" rief diese erfreut und ging mit ausgestreckten Armen auf Jafar zu. Sie verbeugte sich, klatschte in die Hände und redete dabei ununterbrochen. „Assalaamu Aleikum!"
„Waleikum assalaam, Umm Maryam."
Sie plauderten eine Weile wie zwei alte Freunde miteinander. Schließlich wandte sich die Wirtin lächelnd an Lisbet. „Assalaamu aleikum Ahlan wa sahlan!"
„Salaam aleikum", erwiderte Lisbet, womit ihre Arabischkenntnisse auch schon zu Ende waren.
Glücklicherweise schien auch nicht mehr von ihr erwartet zu werden.
Sie wurden an mehreren Tischen vorbeigeführt, dann zwei Stufen hinauf
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