Heiss wie die Naechte Granadas
Insel zurückkehren würde. Wütend über diese Pflichtvergessenheit, richtete sein Ärger sich gegen Liza.
„Und? Bist du eine Diebin?“ Sofort wünschte er sich, er hätte die barschen Worte nicht ausgesprochen, als er den verletzten Ausdruck in ihren Augen sah. „Natürlich nicht“, beantwortete er seine Frage selbst und versuchte die Situation mit einem Lächeln zu retten. Sie durfte unter keinen Umständen misstrauisch werden. „Außer vielleicht, dass du Herzen stiehlst.“ Er hob ihr Kinn an und drückte einen Kuss auf ihre Lippen. „Mamma hat Manuel angewiesen, auf uns zu warten, daher die Hintertür. Du erinnerst dich doch bestimmt an ihn. Er liebt es, in der Küche vor dem Fernseher zu sitzen.“
Ja, Liza erinnerte sich, und sie akzeptierte auch die Erklärung. Dennoch … sie hatte das ungute Gefühl, dass seine Frage, ob sie eine Diebin sei, nicht unbedingt als Scherz gemeint gewesen war. Unsinn, schalt sie sich sofort. Das war ja albern …
Helles Licht fiel auf den Hof, als Manuel die Tür aufzog. Als er Liza erblickte, zog ein freudiges Lächeln auf sein Gesicht, und er begrüßte sie herzlich. Keine Minute später jedoch wäre Liza am liebsten vor Scham im Boden versunken, als Nick den alten Hausdiener anwies, Lizas Gepäck auf sein Zimmer bringen zu lassen.
Liza fasste nach Nicks Arm, bevor er Manuel den Korridor entlang folgen konnte. „Warte eine Minute.“
Nick blieb stehen. „Du brauchst nicht zu flüstern. Hier in diesem Flügel ist niemand, außer Manuel und seine FrauMarta, die sicher längst im Bett liegt.“
„Darum geht es gar nicht.“ Sie war sowohl verlegen als auch aufgebracht. „Dir ist doch wohl klar, dass ich im Hause deiner Mutter unmöglich das Zimmer mit dir teilen kann.“
Nick stieß einen kräftigen Fluch aus. Natürlich, sie hatte recht! Wieso hatte er nicht selbst daran gedacht? Sollte seine Mutter auch nur eine Sekunde lang vermuten, er hätte etwas mit der Tochter ihrer besten Freundin angefangen, würde sie ihn dazu bringen, Liza sofort zu heiraten.
Und eine Heirat stand nun mal nicht auf seinem Plan. Irgendwann vielleicht würde er vor den Altar treten, um einen Erben für das Menendez-Vermögen zu garantieren, aber das hatte noch lange Zeit. Er genoss seine Freiheit zu sehr, und wenn er diese aufgab, dann sicherlich nicht für eine Frau wie Liza, der er noch immer nicht recht über den Weg traute. Auch wenn er sie in dem Moment begehrt hatte, in dem er ihr wiederbegegnet war.
Die Funken, die aus Lizas blauen Augen sprühten, ließen ihn unmissverständlich wissen, dass sie es ernst meinte. Im Hause seiner Mutter würde sie nicht das Bett mit ihm teilen. Doch genau da wollte er sie haben. Er hatte noch lange nicht genug von ihr. Reden allerdings würde nicht viel helfen, sie würde sich nicht umstimmen lassen. Nein, er musste subtiler vorgehen. Ironie des Schicksals, dass sie eigentlich da weitermachen könnten, wo sie vorhin aufgehört hatten. Seine Mutter blieb nämlich nach dem Festdinner über Nacht bei ihrem Bruder und dessen Frau in Granada. Am Morgen würde das goldene Hochzeitspaar in der Kirche das Gelübde erneuern, und danach erst kamen alle zusammen zurück auf die Hazienda für die große Party.
Es lag ihm schon auf der Zunge, Liza darüber zu informieren, doch im letzten Moment überlegte er es sich anders.Wahrscheinlich würde sie wegen seiner Täuschung vor Wut explodieren, und seine Hoffnung, da anzusetzen, wo sie im Flugzeug abgebrochen hatten, konnte er dann endgültig begraben.
Es kostete ihn seine ganze Selbstbeherrschung, sie nicht zu packen und hinauf in sein Schlafzimmer zu tragen. Stattdessen stopfte er die Hände in die Hosentaschen, drehte sich um und brüllte eine neue Anweisung hinter Manuel her.
Das Blaue Zimmer. Liza hatte noch nie davon gehört, aber in den Jahren, in denen sie nicht mehr hier im Haus gewesen war, konnte sich so manches verändert haben. War sie nun erleichtert oder enttäuscht, dass sie von Nick getrennt untergebracht wurde? Wie er so dastand, groß und beeindruckend, da hätte sie fast ihre Meinung geändert. Und als sie sich dabei ertappte, wie sie auf eine unmissverständliche Stelle starrte, lief sie purpurrot an. Eine Stelle, an der die Hose sich spannte, noch betont durch die in die Taschen gesteckten Hände. Wann war sie zu einer so schamlosen Voyeurin bei Männern geworden? Nein, nicht bei Männern, nur bei einem Mann …
„Das Blaue Zimmer“, murmelte sie. „Das kenne ich gar
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