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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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sogleich über die abgedroschene Phrase. Trapp verdreht jetzt sicher die Augen, dachte er. »Ich meine, um diese Zeit ist hier normalerweise tote Hose, oder?«, setzte er hinzu, um nicht ganz blöde dazustehen.
    Neumann zuckte mit den Schultern. »Wie man’s nimmt. Samstags kommen viele Jugendliche aus der Disco zurück, da röhren die Mopeds oder die aufgebrezelten Golfs die halbe Nacht. Aber sonst ist es ruhig hier.«
    Toni sah Calis erwartungsvoll an. Sein Blick schien zu sagen »Läufst du noch ’ne Runde mit mir?«
    »Da war so ein Wagen, ein großer, dunkler«, meinte Neumann zögernd. »Ich weiß, das klingt blöd. Aber der ist mir aufgefallen, weil er so geröhrt hat und es sonst ganz still war. Sportauspuff oder so. Und riesig groß. Ausgefallenes Modell.«
    »Könnte es ein Bentley gewesen sein?«, versuchte es Trapp.
    »Ein was?« Neumann schaute sie verwirrt an.
    »Moment mal.« Calis griff zu seinem iPhone und rief Google auf. Bentley, Bilder, suchen. Wenige Augenblicke später hielt er Neumann das Telefon vor die Nase. »Könnte es der hier gewesen sein?«
    Neumann nahm das Handy, betrachtete das Foto und reichte das Telefon an Calis zurück. »Haben Sie vielleicht noch eins? So mehr von vorne aufgenommen … Und womöglich in dunkel?«
    »Klar.« Die Suche dauerte nicht lang. Bentley Mulsanne, schwarz.
    »Ja, zu neunundneunzig Prozent, so einer war das«, bestätigte Neumann nach einem Blick auf das Display. Toni trippelte aufgeregt auf und ab.
    Calis grinste zufrieden und konnte sich nicht zurückhalten, Trapp einen »So, Frau Oberschlau, wer hat nun die Fakten?«-Blick zuzuwerfen.
    »Super! Sie sind unsere Rettung. Was genau war los mit dem Wagen?«
    »Die sind an mir langsam vorbeigerollt, in Richtung Stadt. Weiter nach unten.« Er drehte sich um und wies mit der ausgestreckten Hand in Richtung Supermarkt. »Vorne saßen zwei, das hab ich gesehen, weil die Innenbeleuchtung an war, fragen Sie mich nicht, wieso. Hinten hat man nichts gesehen wegen der verdunkelten Scheiben.« Neumann schwieg, dachte nach. »Ich bin dann in Richtung Wohnung weitergegangen. Sie haben ja gesehen, so richtig schnell bin ich nicht gerade unterwegs. Eher im Rennschildkrötentempo. Als ich die Haustür aufgeschlossen hatte und diesen Quälgeist an seiner Leine einholte, weil er wieder mal nicht von der Straße wegwollte, da ist der Wagen zurückgekommen. Der Auspuff war nicht zu überhören. Waren vielleicht zehn, fünfzehn Minuten vergangen.« Er zuckte die Schultern. »Ich bin dann in den Hausflur, die ersten Treppen hoch und hab auf den Lift gewartet. Wenig später – bumm!«
    »Irgendein Geschrei auf der Straße vorher? Eine Diskussion oder ein Streit?« Thomas Calis steckte sein iPhone wieder ein.
    Neumann schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste, jedenfalls hab ich nichts gehört. Nach den Explosionen bin ich zur Haustür zurück und hab mir das Spektakel angeschaut. Das war wie im Film. Auf Breitwand.«
    Martina Trapp zückte ihr Notizbuch. »Darf ich Ihre Telefonnummer und die genaue Anschrift haben? Nur falls wir noch Fragen haben sollten.«
    Während Neumann diktierte, beugte sich Calis zu Toni hinunter und streichelte ihn. Der Dackel legte sich auf den Rücken und wedelte begeistert mit dem Schwanz. »Kommen Sie, Herr Neumann, geben Sie mir die Leine, und ich laufe mit Toni einmal die Straße rauf und runter. Das macht ihm bestimmt Spaß.«
    »Nur zu, Herr Kommissar«, sagte Neumann lächelnd und drückte Calis den roten Griff in die Hand. Toni sprang auf, jaulte kurz auf und sprintete los, Calis immer hinterher.
    »Ein netter Kerl, der könnte öfter bei uns vorbeischauen.« Neumann nickte vor sich hin und schob seine Mütze in den Nacken.
    »Gott bewahre«, murmelte Trapp und klappte das Notizbuch zu, als Toni laut bellend und immer wieder hochspringend mit Calis im Schlepptau um die Ecke verschwand.

30  km nördlich von Peschawar, pakistanischer Luftraum/Pakistan
    Die Boeing flog auf einer Höhe 34 000 Fuß, und abgesehen von ein paar Luftlöchern waren die letzten eineinhalb Stunden ereignislos verstrichen. Flug FlexFlight 2116 versprach pünktlich in Kabul anzukommen. Kapitän Johannsen hatte kurz nach dem Erreichen der Reisehöhe den Autopiloten aktiviert und hoffte inständig, dass der Militärjet unter ihm genügend Abstand hielt. Die Eilanfrage war über die dänische Regierung – selbstverständlich inoffiziell – an die Fluglinie weitergeleitet worden, und als ehemaliger Militärpilot hatte

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