Heiß
dich zu tun? War er es, der dich in der Bibliothek überfallen hat? John hat mir den Namen genannt …«
Amina Mokhtar versuchte, den Kopf zu schütteln, gab es jedoch gleich wieder auf. Das Zimmer begann sich zu drehen, und ein flaues Gefühl machte sich in ihrem Magen breit.
»Nein, nein …«, flüsterte sie und schloss die Augen. Das war alles so kompliziert, und sie hatte ihre Gedanken noch nicht beisammen. »Chinguetti ist kein Mensch … ein Ort, es ist ein Ort … die Bibliotheken in der Wüste … das Manuskript …«
Sie brach ab, als es leise an der Tür klopfte. Ein Arzt im weißen Kittel, das Stethoskop um den Hals, trat ins Krankenzimmer und blinzelte überrascht, als er Sabina Mokhtar am Bett der Patientin sitzen sah. Dann lächelte er jedoch freundlich.
»Ich nehme an, Sie sind die Tochter von Dr. Mokhtar? Schön, dass Sie gekommen sind, vielleicht hat es ja dazu beigetragen, dass Ihre Mutter endlich aufgewacht ist. Ich möchte Sie aber trotzdem ersuchen, draußen zu warten, bis ich mit meiner Untersuchung fertig bin.«
Sabina nickte ihrer Mutter zu und ließ ihre Hand los. »Bin gleich wieder da. Du bist in den besten Händen.«
Als sie auf den Gang hinaus trat, wunderte sie sich darüber, dass nur eine einzige Lampe brannte. Naja, Nachtstunden, dachte sie sich und ließ sich auf einen der leeren Stühle sinken. In diesem Moment bog die Nachtschwester in Begleitung eines Arztes um die Ecke.
»Haben Sie Ihre Mutter alleingelassen?«, wunderte sich die Schwester. »Wollten Sie nicht mehr bei ihr bleiben?«
»Wieso … der Arzt … ich meine … «, stotterte Sabina. Ihr Blick ging zwischen der jungen Frau und dem Arzt hin und her.
Die zwei Schatten schienen aus dem Nirgendwo aufzutauchen. Sie stießen den Arzt beiseite, hielten sich nicht mit der Tür des Krankenzimmers auf, sondern traten sie kurzerhand ein. Glas splitterte, Holz zerbarst, und die Türangeln gaben nach. Aber da standen die zwei alten Männer bereits neben dem Bett von Dr. Mokhtar.
Einer der beiden – der grauhaarige untersetzte Mann – war mit einem großen Schritt hinter den Arzt getreten, der gerade die Nadel einer Spritze an den Arm der Patientin setzte. Die Hand mit dem Kommandomesser schnellte hoch, die Spitze grub sich genau auf der Höhe der Schlagader in den Hals des Mannes im weißen Kittel.
Mit einem Mal schien alles stillzustehen, eingefroren wie im Standbild eines Films. Die Zeit hielt den Atem an.
»Noch einen Millimeter weiter, und wir können hier in Ihrem Blut planschen«, stellte der Grauhaarige leise fest, und der Blick in seinen Augen ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er es ernst meinte. »Legen Sie die Spritze weg. Jetzt!«
»Aber … ich bin Arzt, hier muss eine Verwechslung vorliegen«, versuchte es der Mann im Kittel, hütete sich aber davor, auch nur die kleinste Bewegung zu machen. »Das ist ein reines Vitaminpräparat, völlig ungefährlich, zur Stärkung des Körpers nach dem Koma.«
»Aber sicher doch, und ich bin der ägyptische Osterhase«, zischte der Untersetzte. »Weglegen!«
Der zweite Bewaffnete, ein kleiner, drahtiger und fast kahlköpfiger Mann mit flinken, unruhigen Augen, trat hinzu und nahm dem Mann die Spritze aus der Hand. Er hielt sie gegen das Licht, während Amina Mokhtar ihn mit schreckgeweiteten Augen fixierte. Dann lächelte er grausam und stieß die Nadel blitzschnell durch den Kittel in den Oberarm des Mannes.
»Ein Vitaminpräparat? Dann wird es Ihnen sicher nicht schaden. Sie sehen etwas müde aus.«
Der Mann im weißen Kittel starrte ihn entsetzt an. Doch bevor er reagieren konnte, drückte der Unbekannte den gesamten Inhalt der Kanüle in dessen Bizeps. Dann trat er zurück, legte den Kopf schief und wartete. »Ach, so ein Vitamincocktail ist doch die wahre Freude …«
Der vermeintliche Arzt wollte etwas erwidern, versuchte zu sprechen, öffnete den Mund wie ein Karpfen auf dem Trockenen, aber aus seiner Kehle kam kein Ton. Krampfhaft versuchte er, Luft zu holen und schaffte es doch nicht. Verzweifelt griff er sich an den Hals, krümmte sich und brach schließlich mit Schaum vor dem Mund neben dem Bett von Amina Mokhtar zusammen.
Der Grauhaarige steckte das Kampfmesser ein und lächelte aufmunternd der Patientin zu, die der Panik nahe war. »Es tut uns leid, wir waren ein wenig spät dran. Aber machen Sie sich bitte keine Sorgen, es kann Ihnen nichts mehr passieren, Dr. Mokhtar. Wir sind zu Ihrer Sicherheit abkommandiert worden, um genau solche
Weitere Kostenlose Bücher