Heisse Fantasie
Arbeit habe ich in diese Präsentation gesteckt, und das Büro hat den Auftrag auch bekommen und einen Haufen Geld damit verdient. Doch dann wurde die Teilhaberschaft an einen Neffen von einem der älteren Partner vergeben."
"Für manche Leute zählt ein Versprechen nicht viel."
Verständnisvoll nickte Cait. "Und was haben Sie getan?"
"Ich habe gekündigt."
"Nachdem Sie Ihre ganze Arbeit in dieses Projekt gesteckt haben, sind Sie einfach so weggegangen?" So etwas würde sie niemals fertig bringen. Seit ihrer Kindheit wollte sie Reporterin sein, und nie im Leben würde sie etwas aufgeben, worauf sie so angestrengt hingearbeitet hatte.
"Ich lasse mich eben nicht gern ausnutzen."
Ganz unvermittelt bekam Cait Gewissensbisse. War sie nicht genauso schlimm wie seine ehemaligen Chefs? Schließlich benutzte sie ihn auch für ihre eigenen Zwecke. Sie kam sich unglaublich verachtenswert vor.
"Das tut mir leid." Sie wusste nicht genau, ob sie sich für das entschuldigte, was ihm passiert war, oder für das, was sie ihm antat. Aber möglicherweise benutzte er sie ja auch? Versuchte er vielleicht mit dieser Geschichte nur ihr Mitgefühl zu gewinnen, damit sie ihm ihr Geld noch williger überließ?
Er atmete tief durch. "Nein, ich muss mich entschuldigen.
Das Ganze ist immer noch ein wunder Punkt für mich."
Ach ja? dachte Cait. Sie wusste nicht, was Wahrhe it war und was Teil der Rolle, die er für sie spielte. Die Grenzen verschwammen immer mehr, und sie brauchte Zeit für sich, um alles einzuordnen, was sie bislang erfahren hatte. Ob er wirklich Architekt war, konnte sie relativ leicht herausbekommen, vorausgesetzt, sie stellte die richtigen Fragen. "Und was tun Sie jetzt?"
"Ich habe seit meiner Rückkehr ein paar Ausschreibungen gewonnen. Das ist immerhin ein Anfang."
"Dann arbeiten Sie jetzt selbstständig?" Wie interessant, dachte sie. Vielleicht hat er deshalb eingewilligt, mein Begleiter zu sein. Wahrscheinlich braucht er das Geld, um seine eigene Firma aufzubauen. Das entschuldigte zwar nicht sein durchtriebenes Spiel, aber wenigstens konnte Cait bis zu einem bestimmten Punkt seine Gründe nachvollziehen. Und so eine Hintergrundinformation konnte ihr bei ihrem Artikel sehr viel weiterhelfen.
Entschlossen blickte er sie an. "Mein Erfolg soll nicht noch einmal von anderen abhängen. Ich will es allein schaffen." Seine Stimme bekam einen stählernen Klang.
Cait lenkte die Unterhaltung auf seine nächsten Projekte und hörte ihm brennend interessiert zu. In Gedanken machte sie sich bereits die Notizen, die sie später in ihren Laptop übertragen wollte. Dabei fiel es ihr schwer, ihr schlechtes Gewissen zu unterdrücken. Als sie eine halbe Stunde später das Restaurant verließen, kannte sie jedoch den Namen eines Bauherren, der ihm einen Auftrag übertragen hatte. Das konnte sie leicht nachprüfen.
Sie schlenderten am Hafen entlang und betrachteten die Schaufenster der zahlreichen kleinen Geschäfte an der Promenade. Ein kühler Wind wehte vom Meer her, und Cait zitterte.
"Ist Ihnen kalt?" erkundigte Jordan sich sofort.
Lächelnd sah sie ihm ins Gesicht. "Nicht sehr. Ich fröstele nur ein wenig."
Oder lag das an der Scham darüber, dass sie Jordan benutzte?
Cait konnte den Verdacht nicht loswerden, dass er vielleicht genau der Mann war, der er zu sein vorgab. Ein Architekt, der seine Karriere nach einer harten Zeit mit aller Kraft verfolgte und seinem Bruder aushalf, der eine Weile verreist war.
Vielleicht irrte Louden Avefy sich, doch so weit wollte Cait noch nicht gehen. Schließlich hatte Jordan das Geld angenommen, das sie ihm geboten hatte. Und jetzt war er mit ihr zusammen, weil sie ihn dafür bezahlte. Er mochte charmant sein und einen Körper besitzen, bei dem jede Frau nur überlegte, wie sie diesen Mann ins Bett bekommen konnte. Doch im Grunde war er im Moment nicht mehr als ein Angestellter von ihr. Sein Lächeln ließ ihre Knie zittern, doch er war nicht mehr als ihr gekaufter Begleiter für den Valentinstag. Das durfte sie nicht vergessen, sonst ließ sie sich noch von ihren Phantasien mitreißen.
Sie erreichten das letzte der Geschäfte, und Jordan führte sie zum Ende der Hafenmole. Nur die gelbe Laterne ließ sie beide nicht in vö lliger Dunkelheit versinken, aber das leise Rauschen der Wellen verfehlte nicht seine Wirkung auf Cait. Sie stützte sich mit den Armen auf das Geländer und blickte auf das silbrig schimmernde Wasser. Tief atmete sie die salzige Luft ein und versuchte nicht
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