Heiße Höschen - Kaltes Blut
gehört haben, Boyd .« Sein Ton war plötzlich milde.
»Und möchten Sie auch, daß
Charlie mithört ?« erkundigte ich mich höflich.
Hinter den schief er grauen
Augen arbeitete es. »Charlie«, sagte er schließlich, »du kannst wieder
hinaufgehen. Ich rufe, wenn ich dich nachher wieder hier unten brauche .«
»Okay, Mr. Burgess.«
Er erschien kurz am Rande
meines Blickfeldes, und gleich darauf hörte ich seine Tritte auf der
Holztreppe.
»Ralph fuhr sich im Auto zu
Tode«, hub ich an. »Jedenfalls sah es so aus. Bis sie seinen Wagen endlich aus
dem Meer gefischt hatten, war nicht mehr festzustellen, ob jemand daran
herumgedoktert hatte .«
»Man mußte schon glattwegs den Verstand verloren haben, um etwas anderes als
einen Unfall anzunehmen«, grunzte er.
»Wer war Ralph ?« fragte ich. »War er reich? Was arbeitete er? Woher kam er ?«
»Er war ein netter Junge«,
sagte Burgess. »Kam aus einer guten Familie, nicht besonders reich, aber
hochanständig. Ralph war in einer meiner Firmen angestellt und fleißig auf dem
Weg nach oben .«
»Also billigten Sie naturgemäß
die Wahl Ihrer Tochter ?«
»Spielt das jetzt noch eine Rolle ?«
»Und wie war’s mit Kevin ?«
»Ungefähr dieselbe
Lebensgeschichte. Er wollte nach der Heirat aus der Bank ausscheiden, in der er
arbeitete, und zu mir kommen .«
»Und was spielt Marcias Glück
für eine Rolle, solange ihr einstmals berüchtigter Vater dadurch nur eine
weißere Weste bekommt !« Ich lachte, und mein
malträtierter Solarplexus rächte sich sofort.
»Charlie wartet oben«, sagte
Burgess gepreßt. »Aber es würde mir gar nichts ausmachen, seine Rolle hier zu
übernehmen !«
»Kevin stürzte nach einer Party
von Marcias Balkon«, fuhr ich fort. »Vielleicht sprang er, vielleicht verlor er
das Gleichgewicht, und vielleicht wurde er hinuntergestoßen .«
»Es war ein Unfall. Darauf
lautete auch das amtsärztliche Gutachten .«
»Ihre Tochter war damals
zugegen«, erinnerte ich ihn. »Wenn sie so überzeugt davon war, daß es sich um
einen Unfall handelte, weshalb brauchte sie dann diese ausgedehnte
psychiatrische Behandlung durch Dr. Layton ?«
»Herrgott noch mal, ich weiß
nicht, worauf Sie hinauswollen, Boyd !«
»Was würden Sie dazu sagen,
wenn Johnny Fareham Ihre Tochter heiratete, Mike ?«
Er zuckte langsam die breiten
Schultern. »Ich hätte nichts dagegen. Johnny ist ein netter Kerl .«
»Und auch er arbeitet für Sie.
Das ist überhaupt ein goldenes Rezept, ein erfolgreicher Bewerber um Marcia
Burgess’ Hand zu werden«, zischte ich ihn an. »Bloß — bisher war die
Ausfallquote dabei hundert Prozent !«
»Glauben Sie im Ernst, jemand
hat diese beiden Jungen umgebracht, nur damit sie Marcia nicht heirateten ?«
»Weshalb nicht ?« stichelte ich. »Bisher hat es doch wunderbar
funktioniert, oder ?«
»Aber ein Mörder brauchte ein
verdammt stärkeres Motiv als bloß das«, explodierte Burgess.
»Vergessen Sie nicht, die Zeit
arbeitet für ihn«, sagte ich. »Es sind nur noch wenige Monate bis zu Marcias
fünfundzwanzigstem Geburtstag, und wenn sie bis dahin nicht verheiratet ist,
verliert sie ihr Erbe .«
Seine breiten Kiefer mahlten.
»Wer hat Ihnen...«
»Der treue Freund«, fuhr ich
fort, »Marcia hat mir von ihm erzählt. Der Kerl, der stets irgendwo im
Hintergrund herumsteht und ihr unerschütterliche, edle Liebe entgegenbringt,
was auch kommt. Sie lacht ihn aus und schwört, diesen alten Langeweiler würde
sie niemals heiraten! Aber insgeheim fühlt sie sich geschmeichelt und würde ihm
eher den Hals umdrehen als ihn eine andere heiraten zu lassen. Und so schaltet
der treue Freund allmählich die Konkurrenz aus, während er pflichtschuldigst im
Hintergrund darauf wartet, daß Marcia die Zeit auf den Nägeln zu brennen beginnt.
Wenn ihr wirklich viel an dieser Erbschaft liegt, spricht doch alles dafür, daß
sie im letzten Moment lieber den Unermüdlichen heiratet, als sich all das
schöne Geld entgehen zu lassen. Zumindest hat der alte treue Freund es sich so
ausgerechnet .«
»Dieser Freund«, flüsterte Mike
Burgess. »Hat er auch einen Namen ?«
»Den hat er«, nickte ich. »Und
es sollte Ihnen nicht sonderlich schwerfallen, von selbst auf ihn zu kommen .«
»Johnny Fareham ?« fragte er ungläubig. »Das kann ich nicht glauben !«
»Es gibt ein sicheres Rezept
für Sie, es herauszufinden«, sagte ich ihm. »Verbreiten Sie überall, daß die
Hochzeit Ihrer Tochter mit Herrn Daniel Boyd in einem Monat stattfindet.
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