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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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drückte grimmige Entschlossenheit
    aus. »Wir sollten den Konstrukteur dieses Ortes suchen und uns von ihm
    nach Hause schicken lassen.«
    »Vielleicht ist er nicht geneigt, auf uns zu hören«, erwiderte Ridcully.
    »Götter können manchmal recht eigen sein.«

    Ponder schüttelte die Ärmel, um seine Hände frei zu bekommen. Bei
    einem Zauberer war diese Geste gleichbedeutend mit der Überprüfung
    eines Gewehrs.
    »Dann bestehen wir eben darauf, nach Hause geschickt zu werden«,
    sagte er.
    »Ach? Und wie steht’s mit dem Schutz der magischen Ökologie?«
    Ponder drehte sich um und bedachte den Erzkanzler mit einem Blick,
    der eine Stahlkammer hätte öffnen können. Ridcul y war gut siebzig und
    sehr rüstig – Zauberer konnten problemlos mehr als hundert Jahre alt
    werden, wenn sie die ersten fünf Jahrzehnte ihres Lebens überstanden.
    Ponder wußte nicht, welches Alter er bei seiner Verwandlung erreicht
    hatte, aber er glaubte, sich an das Geräusch einer Sense zu erinnern, die
    geschärft wurde. Es war eine Sache, das Leben als eine Reise zu
    verstehen – und eine andere, die Endstation am Horizont zu erblicken.
    »Sie kann mir gestohlen bleiben«, sagte Ponder.*
    »Gut überlegt, Stibbons! Wir machen noch einen richtigen Zauberer
    aus dir. Ah, der Dekan ist… oh…«
    Die Kleidung des Dekans wuchs empor, blähte sich jedoch nicht zu
    ihrem alten Volumen auf. Der Hut war breit genug, so daß er auf den
    Ohren balancierte, die erstaunlich weit abstanden und rot glühten.
    Ridcully hob den Hut.
    »Verschwinde, Opa«, sagte der Dekan.
    »Ah«, entgegnete der Erzkanzler. »Etwa dreizehn Jahre alt, würde ich
    sagen. Was eine Menge erklärt. Nun, Dekan, hilf uns bei den anderen, in
    Ordnung?«
    »Warum sol te ich?« Der jugendliche Dekan ließ die Fingerknöchel
    knacken. »Ha! Ich bin wieder jung, und ihr seid bald tot ! Ich habe noch mein ganzes Leben vor mir!«
    »Erstens: Du wirst es hier verbringen. Und zweitens: Du hältst es für
    eine großartige Sache, Dekan im Körper eines Dreizehnjährigen zu sein,

    * Es wäre nett gewesen, sagen zu können, daß sich Ponder diese Erfahrung eine Lehre sein ließ und alten Leuten in Zukunft mehr Verständnis entgegenbrachte.
    Das stimmte auch, allerdings nur für fünf Minuten.

    aber gleich fängst du sicher an, Dinge zu vergessen. Die alte temporale
    Drüse kann es nicht zulassen, daß du dich daran erinnerst, vierzehn
    gewesen zu sein, obwohl du noch nicht einmal dreizehn bist, verstehst
    du? Du kennst dich mit diesen Sachen aus, wenn du sie nicht schon
    vergessen hast. Du mußt al es noch einmal hinter dich bringen, Dekan…
    oh…«
    Das Gehirn hat weit weniger Kontrol e über den Körper als der
    Körper über das Gehirn. Die Pubertät ist keine angenehme Zeit.
    Ebensowenig hohes Alter, aber wenigstens hat man als Greis keine Akne
    mehr, und gewisse Hormone entfalten weitaus weniger Aktivität als
    früher. Außerdem kann man als Alter nachmittags ein Nickerchen
    machen und jungen Frauen zuzwinkern. Der Körper des Dekans hatte
    noch nicht zuviel vom Alter erfahren; die Einzelheiten al er Leiden von
    Pubertät und Jugend waren dagegen fest ins morphische Gedächtnis
    eingeprägt. Einmal war genug, entschied der Körper.
    Der Dekan dehnte sich aus. Ponder beobachtete, wie der Kopf
    anschwoll und sich dadurch den Ohren anzupassen schien.
    »Fünf Minuten wären nicht schlecht gewesen«, sagte der Dekan und
    rieb sich sein nun aknefreies Gesicht. »Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Temporale Ungewißheit«, erklärte Ridcully. »Mit solchen Phänomenen
    bist du doch vertraut, oder? Woran hast du gedacht?«
    »An Sex.«
    »Oh, ja, natürlich. Dumme Frage.« Ridcully blickte über den leeren
    Strand. »Stibbons, glaubst du, wir können…« Er unterbrach sich. »Bei
    den Göttern! Hier gibt es Menschen!«
    Eine junge Frau näherte sich ihnen mit schwingenden Hüften.
    »Donnerwetter«, sagte der Dekan. »Dies ist nicht zufällig Slakki, oder?«
    »Ich dachte, dort tragen die Frauen Grasröcke«, erwiderte Ridcul y.
    »Was trägt sie, Stibbons?«
    »Einen Sarong.«
    »Kann gar keine Möbel erkennen, haha«, sagte der Dekan.
    »Bei einem solchen Anblick könnte man sich wünschen, fünfzig Jahre
    jünger zu sein«, meinte der Professor für unbestimmte Studien.

    »Fünf Minuten jünger würden mir genügen«, entgegnete der Dekan.
    »Hat übrigens jemand von euch den gewitzten Humor in meinen Worten
    entdeckt? Stibbons erwähnte einen ›Sarong‹, und

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