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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Manieren und sagte: »Hurra,
    da ist ein Rosenstrauch?«
    Der Alte nickte verwirrt, trat an einen abgestorbenen Baum heran,
    löste einen Ast und schob ihn ins Feuer. Dann setzte er sich und blickte
    so in die Flammen, als wäre es überaus interessant zu beobachten, wie
    Holz verkohlte.
    Der Quästor nahm auf einem Stein Platz und wartete. Wenn dieses
    Spiel Geduld erforderte, so war er bestens vorbereitet.
    Der Alte sah immer wieder in seine Richtung. Der Quästor lächelte bei
    diesen Gelegenheiten, und einige Male winkte er.
    Schließlich wurde der brennende Ast aus dem Feuer gezogen. Mit der
    anderen Hand hob der Alte den Lederbeutel auf und wanderte fort. Der
    Quästor folgte ihm.
    Kurz darauf bemerkte er einen Überhang unter einer kleinen Klippe,
    der einen vertikalen Teil der Felswand vor dem Regen abschirmte. In
    Ankh-Morpork hätte eine solche Fläche viele Leute in Versuchung
    geführt und wäre mit einer so dicken Schicht aus Plakaten, Schildern und
    Graffiti bedeckt gewesen, daß sie selbst ohne das Gestein dahinter stabil
    geblieben wäre.
    Die Zeichnung eines Baums zierte die Felswand. Es war die einfachste
    Zeichnung eines Baums, die der Quästor gesehen hatte, seit er alt genug
    war, um Bücher zu lesen, die nicht nur aus Bildern bestanden.
    Gleichzeitig stellte sie auch die genaueste Zeichnung dieser Art dar. Sie

    wirkte einfach, weil sich das Komplexe auf ein Minimum beschränkte.
    Jemand schien Bäume gezeichnet und mit der üblichen grünen Wolke an
    einem Stock begonnen zu haben, um die Darstel ung anschließend
    immer weiter zu verfeinern und nach jenen Teilen der Linie zu suchen,
    die Baum sagten. Das Ergebnis war schließlich ein Strich, der BAUM
    sprach.
    Wenn man genau hinsah, konnte man hören, wie der Wind im Wipfel
    rauschte.
    Der Alte bückte sich und griff nach einem flachen Stein mit etwas
    Farbmasse darauf. Er zeichnete eine weitere Linie an die Felswand, wie
    ein abgeflachtes V, und schmierte anschließend Schlamm darauf.
    Der Quästor lachte, als Flügel aus der Zeichnung kamen und an ihm
    vorbeiflatterten.
    Und erneut spürte er einen seltsamen Effekt in der Luft. Er erinnerte
    ihn an… ja… an den alten »Gummi« Hauser, so lautete sein Name. Er
    war natürlich längst tot, aber seine Kommilitonen erinnerten sich an ihn
    als den Erfinder des Graphischen Apparats.
    Der Quästor war zur Universität gekommen, als zukünftige Zauberer
    ihre Ausbildung früh begannen: irgendwann nachdem sie laufen gelernt
    hatten und bevor sie damit begannen, Mädchen auf dem Spielplatz zu
    schubsen. Zeilen zu schreiben war eine der am häufigsten eingesetzten
    Strafen, und wie al e anderen hatte der Quästor versucht, mehrere Stifte
    an einem Lineal zu befestigen, um auf diese Weise zum Beispiel drei
    Zeilen gleichzeitig zu schreiben. Der nachdenkliche, introvertierte
    Hauser hingegen ging die Sache anders an. Er besorgte einige Holzteile,
    holte die Federn aus einer Matratze und entwickelte erst den Vier-, dann
    den Acht- und danach den Sechzehn-Zeilen-Schreibapparat. Die
    Vorrichtung erfreute sich solcher Beliebtheit, daß die Jungen absichtlich
    gegen die Vorschriften verstießen, um den Apparat für drei Cent
    verwenden oder für einen Cent dabei helfen zu dürfen, ihn aufzuziehen.
    Die Vorbereitung des Apparats nahm mehr Zeit in Anspruch, als man
    durch seinen Einsatz sparte, aber das ist bei vielen ähnlichen Techniken
    der Fal und ein Zeichen des Fortschritts. Die Experimente fanden ein
    tragisches Ende, als jemand im falschen Augenblick die Tür öffnete und
    Hauser von der aufgestauten Kraft des Prototyps eines 256-Zeilen-

    Schreibapparats durch ein Fenster im vierten Stock nach draußen
    geschleudert wurde.
    Die Hand, die nun ganz einfache Linien an die Felswand malte,
    brachte Erinnerungen an Hauser – es fehlten nur die Schreie. Der
    Quästor gewann den Eindruck, daß mit kleinen Dingen Großartiges
    geleistet wurde.
    Er setzte sich und schaute zu. Später, wenn sein Gedächtnis
    einigermaßen zuverlässig funktionierte, erinnerte es sich daran, daß er nie zuvor in seinem Leben glücklicher gewesen war.

    Rincewind hob den Kopf und sah, wie sich der Helm eines Wächters auf
    dem Boden drehte.
    Zu seinem großen Erstaunen waren die Männer noch immer da: In
    verschiedenen Haltungen lagen sie in der Nähe, waren entweder
    bewußtlos oder klug genug, sich bewußtlos zu stellen. Wie eine Katze
    verlor Truhe schnell das Interesse an Dingen, die sich selbst nach einigen Tritten nicht

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