Heiße Hüpfer
ich…«
»Und was trägt sie außerdem?« fragte Ridcully.
»Nun, ich habe ihn falsch verstanden, und deshalb…«
»Sieht nach… Kokosnüssen aus«, meinte Ponder und hielt sich die
Hand über die Augen.
»Ziemlich haarige Angelegenheit«, kommentierte der Oberste Hirte.
»… ich dachte, er hätte Salon gesagt, wißt ihr…«
»Es dürfte wohl eher eine Kokosnuß sein«, sagte Ridcully. »Ich will mich natürlich nicht beschweren, aber sol ten heißblütige Frauen dieser
Art nicht schwarzes Haar haben? Rot scheint mir nicht sehr typisch zu
sein.«
»… und deshalb sagte ich …«
»Es könnte möglich sein, hier Kokosnüsse zu finden, nicht wahr?«
fragte der Dozent für neue Runen. »Werden vermutlich angeschwemmt.«
»… hört mal, als Stibbons ›Sarong‹ sagte, dachte ich…«
»Sie wirkt irgendwie vertraut«, murmelte Ridcully.
»Habt ihr die Nuß im Museum ziemlich ungewöhnlicher Dinge
gesehen?« fragte der Oberste Hirte. »Man nennt sie Coco-de-mer, und
ha, ihr erratet nie, woran sie mich erinnert hat…«
»Das kann doch unmöglich Frau Allesweiß sein, oder?« fragte Ponder.
»Nun, ich muß zugeben, daß sie…«
»Nun, ich fand sie recht amüsant…«, ließ sich der Dekan vernehmen.
»Es ist Frau Allesweiß«, sagte Ridcully.
»Eigentlich mehr eine Nuß, aber…«
Dem Obersten Hirten dämmerte die Erkenntnis, daß der Himmel
seines persönlichen Planeten eine andere Farbe hatte. Er drehte sich um,
riß die Augen auf, sagte: »Mwaaa…« und sank in den Sand.
»Hich weiß nicht, was mit dem Herrn Bibliothekar geschehen ist«,
sagte Frau Allesweiß mit einer Stimme, die den Obersten Hirten sogar in
seiner Ohnmacht zucken ließ.
Die Kokosnuß öffnete die Augen. Sie schien gerade etwas
Schreckliches erblickt zu haben, doch das war ein normaler
Gesichtsausdruck für einen kleinen Orang-Utan, und außerdem hatte er
gerade den Dekan gesehen.
»Ponder, leg den Obersten Hirten für einige Minuten ins Meer«, sagte
Ridcully. »Achte darauf, daß das Wasser nicht zu tief ist. Und sei
unbesorgt, wenn’s dampft.« Er griff nach Frau Allesweiß’ freier Hand.
»Ich möchte dich nicht beunruhigen, Frau Allesweiß«, fuhr er fort,
»aber gleich wird etwas passieren, das ein großer Schock für dich sein
könnte. Zunächst einmal, und bitte versteh mich nicht falsch: Es wäre
eine gute Idee, deine Kleidung zu lockern.« Er schluckte. »Ein wenig.«
Der Quästor erlebte einige Altersverschiebungen, als er durchs nasse und
öde Land wanderte, doch jemand, der stundenlang eine Blumenvase sein
konnte, ließ sich von so etwas kaum ablenken.
Feuer hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. Treibholz brannte, und
Salz verlieh den Flammen ein bläuliches Glühen.
Unweit des Feuers lag ein Beutel aus Leder.
Der feuchte Boden neben dem Quästor bewegte sich, und ein Baum
kam daraus hervor, wuchs so schnel , daß der Regen an den sich
entfaltenden Blättern verdampfte. Den Quästor überraschte dies nicht.
Nur wenige Dinge überraschten ihn, und er hatte noch nie einen
wachsenden Baum gesehen, wußte also gar nicht, mit welcher
Geschwindigkeit dies ablaufen sol te.
Einige weitere Bäume schossen aus dem Boden. Einer wuchs so
schnel , daß er sich in wenigen Sekunden vom Trieb bis zum
halbverfaulten Stamm entwickelte.
Der Quästor hatte den Eindruck, daß sich noch andere Personen in
der Nähe befanden. Er konnte sie nicht sehen oder hören, aber etwas
tief in ihm spürte sie. Der Quästor war längst an die Gegenwart von
Leuten gewöhnt, die von anderen nicht gesehen oder gehört werden
konnten. Er hatte so manche angenehme Stunde im Gespräch mit
historischen Persönlichkeiten oder manchmal auch der nächsten Wand
verbracht.
Der Quästor war entweder die am besten oder am wenigsten geeignete
Person, um einem Gott zu begegnen – es hing davon ab, aus welchem
Blickwinkel man es betrachtete.
Ein Alter kam hinter einem Felsen hervor und legte die Hälfte der
Strecke bis zum Feuer zurück, bevor er den Zauberer bemerkte.
Wie bei Rincewind gab es im Kopf des Quästors keinen Platz für
Rassismus. Schwarz als Hautfarbe war fast eine Erleichterung, verglichen
mit einigen anderen Farben, die er gesehen hatte. Doch dieser Mann, der
ihn nun anstarrte, schien schwärzer zu sein als schwarz. Zumindest
vermutete der Quästor, daß er starrte – die Augen lagen so tief in den
Höhlen, daß er nicht sicher sein konnte.
Der Quästor erinnerte sich an seine guten
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