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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zur Wehr setzten.
    Hier und dort bemerkte Rincewind Schuhe. Truhe drehte sich im Kreis
    und humpelte dabei ein wenig.
    Der Zauberer seufzte und stand auf. »Zieh die Schuhe aus«, sagte er.
    »Sie stehen dir nicht.«
    Ein oder zwei Sekunden verharrte Truhe in Reglosigkeit. Dann
    klapperten die restlichen Schuhe gegen die Mauer.
    »Und das Kleid. Was würden diese netten Damen von dir denken,
    wenn sie dich so sähen?«
    Truhe schüttelte einige letzte mit Pailletten besetzte Reste von sich ab.
    »Dreh dich um. Ich möchte deine Griffe sehen. Nein, du sol st dich
    umdrehen, richtig umdrehen. Ah, dachte ich mir. Dreh dich um. Diese Ohrringe… Eigentlich kannst du doch gar nichts damit anfangen.« Er
    sah genauer hin. »Ist das ein eiserner Beschlag? Hast du deinen Deckel
    durchstechen lassen?«
    Truhe wich zurück, und ihr Gebaren vermittelte, daß sie bei Schuhen,
    Kleid und Ohrringen nachgeben würde, doch vom eisernen Beschlag
    wol te sie sich auf keinen Fal trennen.

    »Na schön. Gib mir jetzt meine saubere Unterwäsche. Aus dem Zeug,
    das ich derzeit trage, könnte man Regale bauen.«
    Truhe klappte ihren Deckel auf.
    »Gut, und jetzt… Das soll meine Unterwäsche sein? Darin würde ich
    mich nicht einmal tot zeigen. Ganz abgesehen davon, daß mir überhaupt nichts am Sterben liegt. Meine Unterwäsche, wenn ich bitten darf. Sie ist mit meinem Namen markiert, obwohl ich mich beim besten Willen nicht
    daran erinnern kann, warum ich das für erforderlich hielt.«
    Der Deckel klappte zu. Der Deckel klappte auf.
    »Danke.«
    Es hatte keinen Sinn zu fragen, wie es funktionierte und warum die
    Wäsche nicht nur sauber, sondern auch frisch gebügelt war.
    Die Wächter waren klugerweise noch immer darauf bedacht,
    bewußtlos zu bleiben, trotzdem trat Rincewind hinter einige Kisten, um
    sich umzuziehen. Zu diesem Zweck wäre er selbst al ein auf einer
    einsamen Insel hinter einen Baum getreten.
    »Ist dir an dieser Gasse etwas aufgefal en?« fragte er über die Kisten
    hinweg. »Es gibt hier weder Abflußrohre noch Rinnsteine. Regen kennt
    man hier überhaupt nicht. Ich nehme an, du bist Truhe und nicht etwa
    ein verkleidetes Känguruh, oder? Warum frage ich überhaupt? Bei den
    Göttern, jetzt fühle ich mich schon viel besser. Laß uns gehen…«
    Erneut klappte der Deckel hoch, und eine junge Frau sah zu
    Rincewind.
    »Wer…?« begann sie. »Oh, du bist der blinde Mann.«
    »Wie bitte?«
    »Entschuldige. Darleen meinte, du müßtest blind sein. Nun, eigentlich
    meinte sie, du müßtest verdammt blind sein – so lauteten ihre Worte.
    Würdest du mir bitte heraushelfen?«
    Die junge Frau kletterte aus der Truhe, und Rincewind erkannte sie als
    Neilette, das dritte Mitglied von Letitias Truppe. Sie war ihm schlichter
    vorgekommen als die beiden anderen Frauen, außerdem weniger… nun,
    laut, obgleich dieses Wort nicht ganz den Kern der Sache traf. Viel eicht
    wäre »expansiv« passender gewesen. Letitia und Darleen fül ten den
    ganzen Bereich um sich herum aus. Als Rincewind Darleen zum

    letztenmal gesehen hatte, hielt sie einen Mann lässig mit der einen Hand
    am Kragen fest, während sie ihn mit der anderen schlug. Wenn sie einen
    Raum betrat, so erfuhren al e Anwesenden davon.
    Neilette hingegen war… gewöhnlich. Sie strich sich etwas Schmutz
    vom Kleid und seufzte.
    »Ich wußte, daß ein weiterer Kampf bevorstand, deshalb versteckte ich
    mich in Truhie«, sagte sie.
    »Truhie?« wiederholte Rincewind. Truhe hatte den Anstand, ein wenig
    verlegen zu wirken.
    »Wenn Darleen irgendwohin geht, gibt es immer einen Kampf«, fuhr
    Neilette fort. »Es ist nur eine Frage der Zeit. Du würdest staunen, was
    sie mit ihrem Pfennigabsatz anrichten kann.«
    »Ich glaube, ich habe sie dabei in Aktion gesehen«, erwiderte
    Rincewind. »Du brauchst mir keine Einzelheiten zu nennen. Äh, kann
    ich dir helfen? Truhie und ich…« Er gab Truhe einen Tritt. »Wir
    verlassen diesen Ort, nicht wahr, Truhie ?«
    »Oh, tritt sie nicht«, sagte Neilette. »Sie ist sehr nützlich gewesen.«
    »Tatsächlich?« fragte Rincewind. Truhe drehte sich langsam, so daß er
    nicht den Ausdruck ihres Schlosses sehen konnte.
    »Oh, ja. Ich schätze, die Bergleute von Känguhli wären sehr…
    unfreundlich zu Letitia gewesen, wenn Truhie nicht eingegriffen hätte.«
    »Du meinst wohl angegriffen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Oh, Truhe… Truhie gehört mir. Wir sind getrennt worden.«
    Neilette versuchte, ihr Haar in Ordnung zu bringen. »Die

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