Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
glitt.

    »Wir müssen mindestens Vettern sein«, sagte der Erzkanzler. »Es ist kein
    sehr gewöhnlicher Name. Hier, nimm noch ein Bier.«
    »Ich habe mir einmal die Aufzeichnungen der Universität angesehen«,
    erwiderte Rincewind mürrisch. »An der UU gab es nie zuvor einen
    Rincewind.« Er leerte die Dose. »Wenn ich so darüber nachdenke… Ich
    hatte noch nie zuvor einen Verwandten. Nie.« Er öffnete die nächste Dose. »Brauchte mich nie mit den Dingen zu beschäftigen, die zu den
    Pflichten von Verwandten gehören, wie zum Beispiel… zum Beispiel
    gräßliche Silvesterkarten zu schreiben und so.«
    »Hast du einen Vornamen? Ich heiße Bill.«
    »Ein guter Name, Bill Rincewind. Weiß nicht mal, ob ich überhaupt
    einen Vornamen habe.«
    »Wie nennen dich die Leute, Kumpel?«
    »Oh, für gewöhnlich sagen sie ›Haltet ihn fest!‹«, sagte Rincewind und
    trank einen großzügigen Schluck. »Das ist natürlich nur ein Spitzname.
    Wenn die Leute förmlicher sein wol en, rufen sie ›Laßt ihn nicht
    entkommen!‹«
    Er betrachtete die Dose. »Dieses Bier schmeckt besser als das andere
    Zeug«, meinte er. »Was steht hier? ›Putzweg‹? Komischer Name für ein
    Bier.«
    »Du liest die Liste der Zutaten«, sagte Bill.
    »Ach«, murmelte Rincewind. »Worüber sprachen wir gerade?«
    »Über spitze Hüte. Verschwindendes Wasser. Sprechende Känguruhs.
    Lebendige Bilder.«
    »Ja, genau«, sagte der Dekan. »Wenn du über so etwas im nüchternen
    Zustand redest, sind wir gespannt darauf, wie Bier auf dich wirkt.«
    »Weißt du«, meinte Erzkanzler Bill, »wenn die Sonne aufgeht, muß ich
    zum Gefängnis gehen und dem Premierminister erklären, warum wir

    nicht wissen, was mit dem Wasser passiert ist. Wir wären dir wirklich
    sehr dankbar, wenn du uns helfen könntest. Gib ihm noch eine Dose,
    Dekan. Die Leute hämmern bereits ans Tor. Wenn das Bier al e ist,
    wird’s zappenduster für uns.«
    Rincewind fühlte sich von einem angenehmen bernsteinfarbenen
    Nebel umgeben. Er befand sich unter Zauberern – der dauernde Zank
    bot einen deutlichen Hinweis. Und irgendwie konnte er durch das Bier
    viel leichter denken.
    Ein Zauberer legte ein offenes Buch vor ihn hin.
    »Das ist die Kopie einer Höhlenzeichnung aus Känguhli«, sagte er.
    »Wir haben uns oft gefragt, was die Punkte über den Personen
    bedeuten…«
    Rincewind warf einen kurzen Blick auf das Bild. »Das ist Regen.«
    »Dieses Phänomen hast du schon einmal erwähnt«, sagte Bill. »Kleine
    Wassertropfen, die durch die Luft fliegen?«
    »Sie fal en vom Himmel«, erklärte Rincewind.
    »Und sie verursachen keine Schmerzen?«
    »Nein.«
    »Wasser ist schwer. Taschen voll Wasser, die über uns schweben…
    Kann nicht behaupten, daß mir eine solche Vorstel ung gefäl t.«
    Rincewind hatte sich nie sehr intensiv mit Meteorologie beschäftigt,
    obwohl er immer ein Endverbraucher gewesen war.
    Er winkte. »Sie sind wie… Dampf«, sagte er und hickste. »Ja, genau.
    Flauschiger Dampf.«
    »Wolken sind heiß ?«
    »Nein, nein. Sind sehr kalt, Wolken. Manchmal kommen sie ganz
    langsam herab und berühren sogar den Boden.«
    Die Zauberer wechselten verwunderte Blicke.
    »Wißt ihr, in letzter Zeit brauen wir verdammt gutes Bier«, sagte Bill.
    »Wolken scheinen mir sehr gefährlich zu sein«, ließ sich der Dekan
    vernehmen. »Uns kann wohl kaum daran gelegen sein, daß sie Bäume
    und Gebäude umstoßen.«

    »Ah, aber. Aber. Sie sind weich, versteht ihr? Wie Rauch.«
    »Eben hast du darauf hingewiesen, daß sie nicht heiß sind!«
    Rincewind sah plötzlich die perfekte Erklärung.
    »Habt ihr jemals an einen kalten Spiegel gehaucht?« fragte er und
    strahlte.
    »Nicht jeden Tag, aber ich verstehe, was du meinst.«
    »Nun, das sind Wolken, im Grunde genommen! Kann ich noch ein
    Bier haben? Es ‘s erstaunlich, scheint überhaupt keine Wirkung auf mich
    schu ham, wieviel ich auch trinke. Hilft mir, klarer zu denken.«
    Erzkanzler Rincewind trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Du
    und dieser Regen… Es gibt einen Zusammenhang zwischen euch, nicht
    wahr? Bei uns verschwindet das Wasser, und du tauchst auf…«
    Rincewind rülpste. »Muß was in Ordnung bringen«, sagte er. »Spitze
    Hüte, schweben in der Luft…«
    »Wo hast du sie zum letztenmal gesehen?«
    »In der Brauerei ohne Bier. Dort schpukt’s angeblich, haha. Spukende
    spitze Hüte, haha…«
    Bill starrte ihn an. »Na schön «, sagte er und musterte seinen fernen Verwandten, der ihm jetzt ganz

Weitere Kostenlose Bücher