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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Mistauch, das Pferd«, sagte Daggy.
    »Keine Sorge.«
    Zwei Minuten später begriff selbst der unerfahrene Rincewind, daß
    man dieses Pferd zwar in ein Rennen schicken konnte, aber besser nicht
    gegen andere Pferde. Zumindest gegen keine lebendigen. Es war braun
    und gedrungen, schien zum größten Teil aus einer zotteligen Mähne zu
    bestehen und hatte Hufe so groß wie Suppenschüsseln. Darüber hinaus

    stand es auf den kürzesten Beinen, die Rincewind jemals bei einem
    Geschöpf mit Sattel gesehen hatte. Man konnte nur herunterfal en, wenn
    man zuerst ein Loch in den Boden grub. Es wirkte ideal. Es war genau
    die Art von Pferd, die Rincewind bevorzugte.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Das heißt… Es gibt da eine kleine Sorge.«
    Er ließ die Schere fal en. Die Scherer traten einen Schritt zurück.
    Rincewind schritt zum Gehege und blickte auf den von zahlreichen
    Hufen aufgewühlten Boden hinab. Dann sah er zum rückwärtigen Teil
    des Schurschuppens, wo er für ein oder zwei Sekunden die Umrisse
    eines Känguruhs zu erkennen glaubte…
    Die Scherer näherten sich ihm vorsichtig, als er an die gebleichten
    Bretter hämmerte und rief: »Ich weiß, daß du da drin bist!«
    »Äh, so etwas nennen wir Holz«, sagte Daggy. »Ho-olz«, fügte er für
    jene hinzu, die schwer von Begriff waren. »Und es bildet hier eine Wa-
    and.«
    »Habt ihr gesehen, wie ein Känguruh in diese Wand hineinging?« fragte
    Rincewind.
    »Nein, wir nicht, Boß.«
    »Zu dem Zeitpunkt war es ein Schaf!« fuhr Rincewind fort. »Ich meine,
    normalerweise ist es ein Känguruh, aber ich bin ganz sicher, es hat sich
    in das Schaf verwandelt!«
    Die Scherer wechselten unbehagliche Blicke.
    »Du wil st doch jetzt keine, äh, wol enen Hüpfer erwähnen, oder?«
    fragte einer von ihnen besorgt.
    »Warum sol te Wol e hüpfen?« erwiderte Rincewind erstaunt.
    »Na, das ist wenigstens etwas«, sagte der kleine Scherer und seufzte
    erleichtert.
    »Das macht es dauernd, wißt ihr«, erklärte Rincewind. »Ich wußte ja, daß mit dem Bierplakat etwas nicht stimmte!«
    »Aber mit dem Bier ist deiner Meinung nach alles in Ordnung, oder?«
    »Ich habe genug von diesem Känguruh-Unsinn«, sagte Rincewind. »Ich
    kehre jetzt heim. Wo ist das Pferd?«

    Es stand dort, wo sie es zurückgelassen hatten. Der Zauberer richtete
    einen Zeigefinger darauf.
    »Sprich bloß nicht«, sagte er und schwang das eine Bein darüber
    hinweg. Was dazu führte, daß er über dem Pferd stand.
    Er glaubte, irgendwo unter der Mähne ein leises Kichern zu hören.
    »Du solltest dich setzen«, sagte Daggy. »Und dann hebst du ein wenig
    die Beine.«
    Rincewind kam der Aufforderung nach und hatte fast das Gefühl, auf
    einem Stuhl Platz zu nehmen.
    »Bist du ganz sicher, daß dies ein Pferd ist?«
    »Hab es beim Zwei-Oben-Spiel von einem Burschen aus Goolalah
    gewonnen«, antwortete Daggy. »Ist ziemlich zäh. Weil es aus den Bergen
    stammt. Dort werden sie gezüchtet, damit sie trittsicher sind. Der Typ
    behauptete, dieses Pferd fäl t von nichts herunter.«
    Rincewind nickte. Ja, genau seine Art von Pferd. Ruhig und
    zuverlässig.
    »Wo geht’s nach Mistauch?«
    Die Männer deuteten in eine bestimmte Richtung.
    »In Ordnung. Danke. Also los… Äh, wie heißt das Pferd?«
    Daggy dachte kurz nach und sagte dann: »Schnuffi.«
    »Warum ausgerechnet Schnuffi? Ein seltsamer Name für ein Pferd.«
    »Ich… hatte mal einen Hund namens Schnuffi.«
    »Oh, verstehe. Ergibt durchaus einen Sinn. An einem Ort wie diesem.
    Nun… Auf Wiedersehen.«
    Die Scherer sahen ihm nach. Schnuffis Tempo gab ihnen Gelegenheit,
    dem Reiter ziemlich lange nachzusehen.
    »Wir mußten ihn loswerden«, sagte Daggy. »Durch ihn wären wir alle
    arbeitslos geworden.«
    »Warum hast du ihn nicht vor den Fal bären gewarnt?« fragte einer der
    Männer.
    »Er ist doch Zauberer, oder? Er wird’s selbst herausfinden.«
    »Ja, aber erst, wenn sie ihm auf den Kopf fallen.«

    »Ist früh genug«, sagte Daggy.
    »Daggy?«
    »Ja?«
    »Wie lange hattest du das Pferd?«
    »Seit einer Ewigkeit. Hab’s von einem Burschen gewonnen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Oh.«
    »Wieso fragst du?«
    »Äh… hattest du es auch vor einer halben Stunde seit einer Ewigkeit?«
    Falten bildeten sich auf Daggys breiter Stirn. Er nahm den Hut ab und
    wischte sich mit dem Arm Schweiß vom Kopf. Er sah dem
    verschwindenden Pferd nach, blickte dann zu den Schuppen und den
    anderen Männern. Er öffnete mehrmals den Mund, um etwas zu

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