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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einem
    phlegmatischen So-kann-ich-den-ganzen-Tag-laufen-Tempo, das
    deutlich auf folgendes hinwies: Damit es schneller lief, hätte man es von
    einer Klippe stürzen müssen. Es hatte eine seltsame Gangart: etwas
    schnel er als ein Trab, aber langsamer als ein Handgalopp. Das Ergebnis
    war ein Rütteln, das nicht mit dem Trägheitsmoment der bekannten
    Organe im menschlichen Körper synchronisiert war – in Rincewind
    prallte alles von allem anderen ab. Und wenn er die Beine zu weit sinken
    ließ, lief Schnuffi ohne ihn weiter. Dann mußte er losrennen und weiter
    vorn wie ein Krocket-Tor stehenbleiben, bis das Pferd zu ihm aufschloß.
    Andererseits biß und bockte Schnuffi nicht, stob auch nicht einfach so
    davon. Dieses speziel e Roß offenbarte keine der Eigenschaften, die
    Rincewind bei anderen Pferden zu hassen gelernt hatte. Wenn er abends
    Rast machte, entfernte sich Schnuffi ein wenig vom Lager, wandte sich
    einem Strauch zu und fraß Blätter, die wie Linoleum rochen, ebenso dick
    waren und vermutlich auch nicht besser schmeckten.
    Er machte in der Nähe eines Wasserlochs halt. Kleine grüne und blaue
    Vögel hatten sich dort versammelt und zirpten fröhlich im Licht des
    späten Nachmittags. Sie stoben davon, als sich Rincewind auf den Boden
    legte, um zu trinken. Von den nahen Bäumen aus beschimpften sie ihn.
    Als er sich aufsetzte, landete ein Vogel auf seinem Finger.
    »Hal o, kleiner Piepmatz«, sagte Rincewind.
    Von einem Augenblick zum anderen wurde es still. Oben in den
    Zweigen wechselten die Vögel erstaunte Blicke. In ihren Köpfen gab es
    nicht viel Platz für neue Ideen, aber eine hatte sich gerade entwickelt.
    Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen. Rincewind griff ganz
    vorsichtig in einen hohlen Baumstamm, fand darin ein Schinkenbrot und
    einen Teller mit Cocktailwürstchen.
    In den Bäumen drängten sich die Wel ensittiche zusammen.
    Einer von ihnen sagte leise: »Ha…?«
    Rincewind streckte sich aus. Selbst die Fliegen waren nur mehr
    ärgerlich. Im Gebüsch zischte es. Schnuffi trat ans Wasserloch heran und
    trank mit einem seltsamen Geräusch: Es klang nach einer defekten
    Saugpumpe, die es mit einer Schildkröte zu tun bekam.

    Alles war erstaunlich friedlich.
    Rincewind richtete sich abrupt auf. Er wußte aus Erfahrung, daß etwas
    geschehen würde, wenn es zu friedlich blieb.
    Oben in den Zweigen verdichtete sich al mählich die Dunkelheit, und
    ein Vogel murmelte: »Pie’atz?«
    Rincewind entspannte sich, aber nur ein wenig.
    »… ‘allo klei’er Pie’atz…?«
    Plötzlich schwiegen die Vögel.
    Ein Ast knackte.
    Der Fallbär… fiel.
    Es handelte sich um einen nahen Verwandten des Koala, was
    al erdings nicht viel bedeutete. Immerhin ist der nächste Verwandte des
    gewöhnlichen Elefanten etwa so groß wie ein Kaninchen. Wichtigstes
    Merkmal des Fallbären war sein dick gepolstertes Hinterteil, das die
    Wucht des Aufpral s für das Opfer verstärken und für den Bären auf ein
    Minimum reduzieren sol te. Für gewöhnlich wurde das Opfer bewußtlos,
    was den Bären Gelegenheit gab, sich zu versammeln und mit der
    Mahlzeit zu beginnen. Für die Bären war es eine ausgezeichnete
    Methode, sich Nahrung zu beschaffen, denn sie waren nicht dafür
    geschaffen, andere Tiere zu jagen. Für diesen besonderen Bären sah die
    Sache al erdings etwas anders aus. Er hatte beschlossen, auf jemanden
    herabzufal en, der ein Schild mit der Aufschrift »Opfer« zu tragen schien.
    Doch es stand auch »Zaubberer« daran geschrieben, und zwar an einem
    spitz zulaufenden Hut.
    Rincewind sprang auf, lief umher und stieß gegen einige Bäume,
    während er mit beiden Händen versuchte, den Hut vom Kopf zu heben.
    Als es ihm schließlich gelang, warf er einen entsetzten Blick auf den
    Bären, in dessen Miene sich Verwirrung zeigte, und schüttelte ihn dann
    ab. Um ihn herum pochte es dumpf, als weitere Bären herabfielen – sie
    schienen nicht recht zu wissen, was sie von den jüngsten Ereignissen
    halten sollten.
    Die Wel ensittiche erwachten, und inzwischen hatte die neue Idee
    Wurzeln in den einfachen Gehirnen geschlagen. »Hal okleinerpiepmatz!«
    kreischten sie.

    Ein hüpfender Fal bär sauste dicht an Rincewind vorbei.
    Der Zauberer drehte sich um, lief zum Pferd, sprang und landete
    rittlings auf Schnuffis Rücken – beziehungsweise dort, wo sich bei einem
    größeren Pferd der Rücken befunden hätte. Schnuffi begann sofort mit
    seinem arrhythmischen Trab und verschwand in der

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