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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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pochten herausfordernd auf
    den Boden. Dieses Wesen war wesentlich größer als ein
    durchschnittliches Schaf – es schien Rincewinds ganze Zukunft
    auszufüllen.
    »Das ist keins von meinen Tieren!« sagte der Eigentümer der Herde.
    Daggy drückte Rincewind die Schere in die Hand und klopfte ihm auf
    den Rücken.
    »Er gehört dir, Kumpel«, sagte er und wich zurück. »Zeig uns, wie so
    etwas gemacht wird.«
    Rincewind blickte auf seine Füße hinab. Erstaunlicherweise bewegten
    sie sich nicht, sondern schienen am Boden festzukleben.
    Der Widder kam näher, schnaubte und musterte Rincewind aus
    blutunterlaufenen Augen.
    »Na schön«, flüsterte er, als er ganz nahe war. »Hantiere ein wenig mit
    der Schere herum, und die Schafe erledigen den Rest. Keine Sorge.«
    »Bist du das?« fragte Rincewind und sah zu den fernen Zuschauern.
    »Ha, nicht schlecht, was? Bist du bereit? Die anderen werden meinem
    Beispiel folgen. Immerhin sind es nur Schafe.«
    Die Scherer beobachteten, wie Wol e Regen gleich fiel.
    »So was sieht man nicht oft«, sagte einer von ihnen. »So wie sie auf
    dem Kopf stehen…«
    »Das hat ein gekonntes Rad geschlagen«, kommentierte ein anderer
    Scherer und zündete sich die Pfeife an. »Für ein Schaf, meine ich.«
    Rincewind hielt sich einfach nur an der Schere fest, die ein sonderbares
    Eigenleben entwickelte. Die Schafe warfen sich so gegen die beiden

    Schneiden, als hätten sie es sehr eilig, einen angenehmeren Ort zu
    erreichen. Wol e reichte Rincewind bis zu den Fußknöcheln, bis zu den
    Knien, bis zur Taille und noch höher… Und dann schnitt die Schere
    durch leere Luft und zischte leise, als sie abkühlte.
    Einige Dutzend benommene Schafe beobachteten ihn sehr
    mißtrauisch, ebenso die Scherer.
    »Äh… hat der Wettbewerb bereits begonnen?« fragte Rincewind.
    »Du hast dreißig Schafe in zwei Minuten geschoren!« entfuhr es Daggy.
    »Ist das gut?«
    »Ob es gut ist? Niemand schert in zwei Minuten dreißig Schafe.«
    »Tut mir leid, aber schneller ging’s nicht.«
    Die Scherer sprachen leise miteinander. Rincewind sah sich nach dem
    Widder um, aber er schien spurlos verschwunden zu sein.
    Schließlich wurden sich die Scherer über irgend etwas einig und traten
    mit der Behutsamkeit von Männern näher, die nach vorne gehen und
    gleichzeitig zurückweichen möchten.
    »Guten Tag«, sagte Daggy nervös.
    Rincewind winkte freundlich und erinnerte sich zu spät daran, daß er
    noch immer die Schere in der Hand hielt. Daggy hatte sie nicht
    vergessen.
    »Äh… wir können dir die fünfhundert Tintenfische erst dann geben,
    wenn wir unseren Lohn bekommen…«
    Rincewind wußte nicht genau, wie er auf eine solche Situation
    reagieren sol te. »Keine Sorge«, sagte er. Diese Antwort schien sich für
    fast alles zu eignen.
    »… wenn du noch eine Zeitlang in der Gegend bleibst…«
    »Ich möchte so schnell wie möglich nach Mistauch«, sagte Rincewind.
    Daggy lächelte weiter, als er sich den anderen Scherern zuwandte und
    eine Zeitlang mit ihnen flüsterte. Dann drehte er sich wieder zu dem
    Zauberer um.
    »Viel eicht könnten wir das eine oder andere verkaufen…«

    »Eigentlich interessiert mich das Geld überhaupt nicht«, sagte
    Rincewind laut. »Zeigt mir einfach nur den Weg nach Mistauch. Und
    keine Sorge.«
    »Du wil st das Geld nicht?«
    »Keine Sorge.«
    Einmal mehr berieten sich die Scherer. Rincewind hörte leise
    Kommentare in der Art von »Er soll so schnell wie möglich von hier verschwinden!«
    Daggy drehte sich erneut um. »Ich könnte dir ein Pferd überlassen. Es
    ist ein oder zwei Tintenfische wert.«
    »Keine Sorge.«
    »Und dann reitest du fort…?«
    »Ich denke schon. Keine Sorge.«
    Es waren bemerkenswerte Worte. Sie grenzten an Magie und ließen die
    Dinge… besser werden. Ein Hai hat dir ins Bein gebissen? Keine Sorge.
    Ein Skorpion hat dich gestochen? Keine Sorge. Du bist tot? Oh, keine
    Sorge. Seltsamerweise schien dieser besondere Zauber zu funktionieren.
    »Keine Sorge«, wiederholte Rincewind.
    »Sol te wirklich ein oder zwei Tintenfische wert sein, das Pferd«,
    betonte Daggy. »Ist praktisch ein Rennpferd.«
    Bei den anderen Scherern kicherte jemand.
    »Keine Sorge?« erwiderte Rincewind.
    Daggy schien einige Sekunden mit dem Gedanken zu spielen, den Wert
    des Pferds auf über fünfhundert Tintenfische zu erhöhen. Doch er
    überlegte es sich anders, denn Rincewind hielt noch immer wie
    verträumt die Schere in der Hand.
    »Bringt dich im Nu nach

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