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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gesehen hatte. Die sichtbaren Teile
    wiesen darauf hin, daß es noch andere Komponenten gab, die man nicht
    sehen konnte, was vermutlich auch besser war.
    Er schnitt den Schnabel des Vogels ab, und das blaue Glühen glitt über
    die entstandene Öffnung. »Nun, wenn ich ordentliche Arbeit leisten will,
    muß ich eine Möglichkeit finden, al es richtig zu organisieren. Seit einiger Zeit bekomme ich nur noch Rechnungen.«
    »Ja, bestimmt ist dies alles sehr teuer…«
    »Große Rechnungen, kleine Rechnungen, Rechnungen für das
    Herausholen von Insekten aus der Borke von Bäumen, Rechnungen für
    geknackte Nüsse, Rechnungen für das Verspeisen von Obst«, fuhr der
    Gott fort. »Eigentlich sollten sie sich von allein weiterentwickeln. Ich
    meine, darum geht es doch. Es sol te nicht nötig sein, daß ich mich
    dauernd um alles kümmere.« Der Gott winkte, und neben ihm erschien
    eine Vitrine mit Schnäbeln. Er wählte einen, der sich nach Ponders
    Meinung kaum von dem abgeschnittenen unterschied, und befestigte ihn
    dann mit dem Werkzeug an dem schwebenden Vogel. Der blaue Glanz
    wurde ein wenig stärker, und dann verschwand der Vogel. Einen
    Sekundenbruchteil vorher beobachtete Ponder, wie die Flügel in
    Bewegung gerieten.
    In diesem Augenblick wurde ihm klar: Trotz der offensichtlichen
    Käfer-Fixierung des Gottes wol te er hier sein, in der Vorderfront der Evolution, gewissermaßen auf der Überholspur der Schöpfung.
    Er war Zauberer geworden, weil er geglaubt hatte, Zauberer wüßten
    über die Funktionsweise des Universums Bescheid. Doch die
    Unsichtbare Universität erstickte den Forscherdrang.

    Zum Beispiel die Sache mit dem Zähmen von Blitzen. Es hatte
    nachweislich funktioniert. Bei einem Experiment hatte er es geschafft,
    daß sich die Haare des Quästors aufrichteten und Funken von seinen
    Fingern stoben, und für das Ergebnis hatte er nur eine Katze und zwei
    Bernsteinstäbe benötigt. Sein durch und durch vernünftiger Plan,
    mehrere tausend Katzen mit einem großen Rad zu verbinden, das sich an
    Hunderten von Bernsteinstäben drehte, wurde mit dem lächerlichen
    Hinweis abgelehnt, die ganze Sache sei viel zu laut. Und dann seine Idee,
    das Thaum zu spalten und auf diese Weise unermeßlich viel und billige
    Magie zu erzeugen: Die Zauberer lehnten sie ab, weil es dadurch
    angeblich zu Unordnung in der Universität kommen könnte. Eine solche
    völ ig unverständliche Antwort erhielt er, nachdem er ganz klar
    folgendes bewiesen hatte: Die Wahrscheinlichkeit, bei der Spaltung des
    Thaums die ganze Welt zu vernichten, war nicht größer, als beim
    Überqueren der Straße überfahren zu werden. Unglücklicherweise kam
    es nur wenig später außerhalb der Universität zu einem Unfal , bei dem
    sich sechs Karren ineinander verkeilten.
    Hier gab es die Chance, sinnvol tätig zu werden. Außerdem glaubte Ponder zu wissen, wo der Gott von falschen Voraussetzungen ausging.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Brauchst du vielleicht einen Assistenten?«
    »Um ganz ehrlich zu sein: Die Sache gerät allmählich aus den Fugen«,
    erwiderte der Gott. Er verstand es ebensogut wie alte Zauberer, nicht
    zuzuhören. »Ich glaube, es ist der Punkt erreicht, an dem ich…«
    »He, dies ist wirklich beeindruckend!«
    Ponder rollte mit den Augen. Eins mußte man Zauberern lassen:
    Wenn sie einen Ort erreichten, der beeindruckend war, so wiesen sie
    lautstark darauf hin.
    »Ah.« Der Gott drehte sich um. »Das ist der Rest deines… Schwarms,
    nicht wahr?«
    »Ich gehe besser und halte sie auf«, sagte Ponder rasch, als die
    Zauberer ausschwärmten wie kleine Jungen in einem Vergnügungspark –
    sie waren immer dazu bereit, jeden Knopf zu drücken, nur für den Fal ,
    daß sie ein Freispiel gewannen. »Sie berühren Dinge und fragen dann:
    ›Welchen Zweck erfül t das?‹«

    »Stellen sie diese Frage nicht, bevor sie Dinge berühren?«
    »Nein«, erwiderte Ponder finster. »Sie sind der Ansicht, daß man nie
    Gewißheit erlangt, wenn man die Dinge nicht berührt.«
    »Warum fragen sie dann?«
    »Sie fragen einfach. Und sie beißen in Dinge und sagen mit vollem
    Mund: ›Ob dies giftig ist?‹ Und weißt du, was mich dabei am meisten
    nervt? Es ist nie giftig.«
    »Seltsam«, kommentierte der Gott. »Einfach so über Gefahren zu
    lachen… Das ist keine gute Überlebensstrategie.«
    »Oh, sie lachen nicht«, erwiderte Ponder niedergeschlagen. »Sie sagen
    zum Beispiel: › Das soll eine Gefahr sein? Meine Güte, damals, als wir

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