Heiße Hüpfer
gesehen hatte. Die sichtbaren Teile
wiesen darauf hin, daß es noch andere Komponenten gab, die man nicht
sehen konnte, was vermutlich auch besser war.
Er schnitt den Schnabel des Vogels ab, und das blaue Glühen glitt über
die entstandene Öffnung. »Nun, wenn ich ordentliche Arbeit leisten will,
muß ich eine Möglichkeit finden, al es richtig zu organisieren. Seit einiger Zeit bekomme ich nur noch Rechnungen.«
»Ja, bestimmt ist dies alles sehr teuer…«
»Große Rechnungen, kleine Rechnungen, Rechnungen für das
Herausholen von Insekten aus der Borke von Bäumen, Rechnungen für
geknackte Nüsse, Rechnungen für das Verspeisen von Obst«, fuhr der
Gott fort. »Eigentlich sollten sie sich von allein weiterentwickeln. Ich
meine, darum geht es doch. Es sol te nicht nötig sein, daß ich mich
dauernd um alles kümmere.« Der Gott winkte, und neben ihm erschien
eine Vitrine mit Schnäbeln. Er wählte einen, der sich nach Ponders
Meinung kaum von dem abgeschnittenen unterschied, und befestigte ihn
dann mit dem Werkzeug an dem schwebenden Vogel. Der blaue Glanz
wurde ein wenig stärker, und dann verschwand der Vogel. Einen
Sekundenbruchteil vorher beobachtete Ponder, wie die Flügel in
Bewegung gerieten.
In diesem Augenblick wurde ihm klar: Trotz der offensichtlichen
Käfer-Fixierung des Gottes wol te er hier sein, in der Vorderfront der Evolution, gewissermaßen auf der Überholspur der Schöpfung.
Er war Zauberer geworden, weil er geglaubt hatte, Zauberer wüßten
über die Funktionsweise des Universums Bescheid. Doch die
Unsichtbare Universität erstickte den Forscherdrang.
Zum Beispiel die Sache mit dem Zähmen von Blitzen. Es hatte
nachweislich funktioniert. Bei einem Experiment hatte er es geschafft,
daß sich die Haare des Quästors aufrichteten und Funken von seinen
Fingern stoben, und für das Ergebnis hatte er nur eine Katze und zwei
Bernsteinstäbe benötigt. Sein durch und durch vernünftiger Plan,
mehrere tausend Katzen mit einem großen Rad zu verbinden, das sich an
Hunderten von Bernsteinstäben drehte, wurde mit dem lächerlichen
Hinweis abgelehnt, die ganze Sache sei viel zu laut. Und dann seine Idee,
das Thaum zu spalten und auf diese Weise unermeßlich viel und billige
Magie zu erzeugen: Die Zauberer lehnten sie ab, weil es dadurch
angeblich zu Unordnung in der Universität kommen könnte. Eine solche
völ ig unverständliche Antwort erhielt er, nachdem er ganz klar
folgendes bewiesen hatte: Die Wahrscheinlichkeit, bei der Spaltung des
Thaums die ganze Welt zu vernichten, war nicht größer, als beim
Überqueren der Straße überfahren zu werden. Unglücklicherweise kam
es nur wenig später außerhalb der Universität zu einem Unfal , bei dem
sich sechs Karren ineinander verkeilten.
Hier gab es die Chance, sinnvol tätig zu werden. Außerdem glaubte Ponder zu wissen, wo der Gott von falschen Voraussetzungen ausging.
»Entschuldigung«, sagte er. »Brauchst du vielleicht einen Assistenten?«
»Um ganz ehrlich zu sein: Die Sache gerät allmählich aus den Fugen«,
erwiderte der Gott. Er verstand es ebensogut wie alte Zauberer, nicht
zuzuhören. »Ich glaube, es ist der Punkt erreicht, an dem ich…«
»He, dies ist wirklich beeindruckend!«
Ponder rollte mit den Augen. Eins mußte man Zauberern lassen:
Wenn sie einen Ort erreichten, der beeindruckend war, so wiesen sie
lautstark darauf hin.
»Ah.« Der Gott drehte sich um. »Das ist der Rest deines… Schwarms,
nicht wahr?«
»Ich gehe besser und halte sie auf«, sagte Ponder rasch, als die
Zauberer ausschwärmten wie kleine Jungen in einem Vergnügungspark –
sie waren immer dazu bereit, jeden Knopf zu drücken, nur für den Fal ,
daß sie ein Freispiel gewannen. »Sie berühren Dinge und fragen dann:
›Welchen Zweck erfül t das?‹«
»Stellen sie diese Frage nicht, bevor sie Dinge berühren?«
»Nein«, erwiderte Ponder finster. »Sie sind der Ansicht, daß man nie
Gewißheit erlangt, wenn man die Dinge nicht berührt.«
»Warum fragen sie dann?«
»Sie fragen einfach. Und sie beißen in Dinge und sagen mit vollem
Mund: ›Ob dies giftig ist?‹ Und weißt du, was mich dabei am meisten
nervt? Es ist nie giftig.«
»Seltsam«, kommentierte der Gott. »Einfach so über Gefahren zu
lachen… Das ist keine gute Überlebensstrategie.«
»Oh, sie lachen nicht«, erwiderte Ponder niedergeschlagen. »Sie sagen
zum Beispiel: › Das soll eine Gefahr sein? Meine Güte, damals, als wir
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