Heiße Hüpfer
Basis von Hefe – eine tolle
Idee. Es war eine jener Ideen, die um ein Uhr nachts attraktiv
erschienen, wenn man zuviel getrunken hatte.
Rincewind schauderte erneut, als ihm ähnliche Experimente bei
anderen Gelegenheiten einfielen. Spaghetti mit Vanillesoße, nicht übel.
Knusprig gebratene Erbsen, ein weiterer kulinarischer Triumph. Bei
einem anderen Mahl, als ihm das Brot ausgegangen war, hatte er es für
eine ausgezeichnete Idee gehalten, etwas Mehl und Hefe zu essen und
dann warmes Wasser zu trinken – schließlich sah der Magen doch nichts anderes. Wenn man des Nachts etwas zubereitete, so ergab es durchaus einen Sinn. Es steckte eine gewisse Logik dahinter. Allerdings war es nicht jene Art von Logik, die man gegen Mittag benutzte.
Wie dem auch sei: Er hatte wenigstens etwas zu essen, und die
dunkelbraune Masse in der Bierdose war weit und breit die einzige
Nahrung, die nicht mindestens sechs Beine hatte. Er zog nicht einmal in
Erwägung, Hammelfleisch zu essen. So etwas kam nicht in Frage,
solange es einen mitleiderweckenden Blick auf ihn richtete.
Er schob einen Stock in die Bierdose. Die braune Masse haftete wie
Leim daran fest.
»Verdammter Mist!«
Schließlich löste sich ein Tropfen, und Rincewind probierte ihn
vorsichtig. Wenn man Bierhefe und Gemüse mischte, so ergab sich
vielleicht…
Nein, das Ergebnis war ein salziger Schleim mit Biergeschmack.
Seltsam… das Zeug war gräßlich, aber trotzdem probierte Rincewind
noch einmal davon.
Der Durst wurde immer unerträglicher.
Er griff nach der Dose und taumelte in Richtung einiger Bäume. Für
gewöhnlich ließ sich dort Wasser finden… Man begab sich in die Nähe
von Bäumen und begann zu graben, ob müde oder nicht.
Rincewind brauchte eine halbe Stunde, um ein hüfttiefes Loch zu
graben. Seine Zehen spürten Feuchtigkeit.
Nach einer weiteren halben Stunde war das Loch schultertief, und die
Nässe reichte ihm bis zu den Fußknöcheln.
Eigentlich war der braune Schleim gar nicht so übel, das halbflüssige
Äquivalent von Zwergenbrot. Man wol te nicht glauben, was der Mund
gerade gekostet hatte, und deshalb aß man noch etwas mehr. Vermutlich
steckte das Zeug vol er Vitamine und Spurenelemente. Das war bei den
meisten Dingen der Fal , die sich durch einen sonderbaren Geschmack
auszeichneten…
Als Rincewind den Kopf hob, sah er sich von Schafen umringt. Ihre
Blicke wechselten zwischen ihm und der Tiefe des Loches hin und her.
»Es hat keinen Zweck, mich so anzusehen«, teilte er ihnen mit. Sie
achteten nicht auf seine Worte und sahen ihn weiterhin an.
»Es ist nicht meine Schuld«, fuhr Rincewind fort. »Es ist mir gleich, was irgendwelche Känguruhs behaupten. Ich bin erst vor kurzer Zeit hier
eingetroffen und nicht für das Wetter verantwortlich, verdammt.«
Die Schafe starrten. Er gab auf. Früher oder später gibt jeder auf, wenn
er es mit der Sturheit von Schafen zu tun bekommt.
»Na schön, viel eicht kann ich eine Eimer-und-Flaschenzug-
Vorrichtung improvisieren«, sagte Rincewind. »Zum Glück ist mein
Terminkalender für heute leer.«
Er grub noch etwas tiefer, um das Wasser an der Flucht zu hindern,
dann hörte er jemanden pfeifen.
Er blickte auf und spähte durch den Wald aus Schafbeinen. Ein Mann
trat langsam am ausgetrockneten Tümpel vorbei und pfiff dabei leise vor
sich hin. Rincewind bemerkte er nicht, denn seine ganze
Aufmerksamkeit galt den Schafen. Er ließ seinen Beutel fallen, holte
einen Sack daraus hervor, schlich sich an ein Schaf heran und sprang.
Dem Tier blieb nicht einmal genug Zeit, um sich mit einem »Määh« zu
beschweren.
Als der Mann das Schaf in den Sack stopfte, ertönte eine Stimme: »Mit
ziemlicher Sicherheit gehört das jemand anderem.«
Der Dieb sah sich erschrocken um. Die Stimme kam von einer Gruppe
aus mehreren Schafen.
»Du könntest in Schwierigkeiten geraten, wenn du Schafe stiehlst.
Später bereust du es bestimmt. Diese Tiere sind sicher nicht herrenlos.
Ich schlage vor, du läßt das Schaf wieder frei.«
Der Mann blickte entsetzt nach rechts und links.
»Ich meine, denk mal darüber nach«, fuhr die Stimme fort. »Du hast
hier dieses schöne Land, mit Papageien und so weiter, und du ruinierst
al es, indem du die Schafe anderer Leute stiehlst, die hart für eine solche Herde gearbeitet haben. Du möchtest doch bestimmt nicht, daß man
dich als Dieb von Schafen im Gedächtnis behält… Oh.«
Der Mann ließ den Sack fallen und lief
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