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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verrückt waren. Nicht einmal der Quästor verdiente die
    Bezeichnung wahnsinnig.

    Vor seinem inneren Auge sah er noch immer ganz deutlich, wie der
    Gott strahlte, als sich die Küchenschabe bewegte.

    Rincewind rüttelte am Gitter. »Bekomme ich keinen Prozeß?« rief er.
    Nach einer Weile erschien ein Wärter im Flur. »Warum willst du einen
    Prozeß?«
    »Warum?« erwiderte Rincewind. »Nun, auch auf die Gefahr hin, daß du
    mich für dumm hältst: Vielleicht könnte ich beweisen, daß ich das
    verdammte Schaf überhaupt nicht stehlen wol te. Ich habe es gerettet. Ihr braucht nur den Dieb zu finden – er kann es euch bestätigen!«
    Der Wärter lehnte sich an die Wand und hakte die Daumen hinter den
    Gürtel.
    »Tja, das ist eine komische Sache«, sagte er. »Weißt du, wir haben
    überal gesucht und gefragt und Zettel verteilt und so, aber es ist nicht zu fassen: Der Bursche lehnt es ab, sich zu erkennen zu geben. Man könnte
    an der menschlichen Natur verzweifeln.«
    »Was passiert jetzt mit mir?«
    Der Wärter kratzte sich an der Nase. »Du wirst am Hals aufgehängt,
    bis du tot bist, Kumpel. Morgen früh.«
    »Könnte man mich nicht am Hals aufhängen, bis es mir leid tut?«
    »Nein, Kumpel. Bis du tot bist.«
    »Meine Güte, es war doch nur ein Schaf!«
    Der Wärter grinste. »Ah, viele Männer, die man zum Galgen geführt
    hat, haben das gesagt. Nun, um ganz genau zu sein: Schon seit Jahren
    hatten wir hier keinen Schafdieb mehr. Al e unsere großen Helden waren
    Schafdiebe. Du wirst ein enormes Publikum bekommen.«
    »Määh!«
    »Viel eicht findet sich auch eine Herde ein«, fügte der Wärter hinzu.
    »Da fällt mir ein: Warum leistet mir dieses Schaf Gesellschaft?« fragte
    Ridcully.
    »Es ist ein lebendes Beweismittel, Kumpel.«
    Ridcully sah auf das Schaf hinab. »Oh. Na dann, keine Sorge.«

    Der Wärter ging fort. Ridcul y nahm auf dem schmalen Bett Platz.
    Es kam darauf an, die Dinge von der positiven Seite zu sehen. Dies
    war Zivilisation. Auf dem Rücken eines Pferds festgebunden, hatte er nicht viel davon erkennen können, abgesehen von Furchen im Boden,
    Hufabdrücken und Dingen, die übel rochen, was bei der Zivilisation oft
    der Fal ist. Am Morgen sol te er gehängt werden. Zum erstenmal seit
    seiner Ankunft in diesem Land befand er sich in einem Gebäude aus
    Stein. Hier gab es sogar Wächter. Am Morgen sol te er gehängt werden.
    Durchs hohe Fenster kamen die Geräusche von Karren und Menschen.
    Am Morgen sol te er gehängt werden.
    Er blickte sich in der Zelle um. Wer auch immer der Baumeister
    gewesen sein mochte: Er hatte vergessen, Fal türen einzubauen.
    Fal türen… Darüber sol te er besser nicht nachdenken.
    Er hatte sich schon an schlimmeren Orten aufgehalten. An viel, viel
    schlimmeren Orten. Und das machte al es noch schlimmer, denn die
    Konfrontation mit scheußlichen magischen Dingen erschien ihm
    plötzlich erstrebenswert, wenn er sie damit verglich, in einer steinernen
    Kammer festzusitzen und darauf zu warten, zu einem Termin beim
    Henker abgeholt zu werden. Eigentlich erstaunlich: Ganz normale Leute,
    die ihm unter anderen Umständen sicher sympathisch gewesen wären,
    wol ten ihn mit einem sehr engen Kragen auf einen sehr unsicheren
    Boden stellen.
    »Määh!«
    »Sei still.«
    »Määh?«
    »Du hättest ein Bad oder so nehmen sol en. Hier riecht’s ziemlich
    landwirtschaftlich.«
    Rincewinds Augen gewöhnten sich ans Halbdunkel, so daß er die
    Kritzeleien an den Wänden erkennen konnte, insbesondere jene
    Ansammlungen von Strichen, mit denen andere Gefangene die Tage
    gezählt hatten. Nun, zumindest diese Mühe blieb ihm erspart, denn
    immerhin sol te er am nächsten Morgen gehängt werden… Nicht daran
    denken, nicht daran denken.

    Als er genauer hinsah… In den meisten Fäl en beschränkten sich die
    Zählungen auf einen Strich.
    Er streckte sich aus und schloß die Augen. Bestimmt wurde er gerettet
    – das war immer der Fall. Allerdings kam die Rettung immer in
    Situationen, die wesentlich mehr Gefahr in sich bargen als eine
    gewöhnliche Gefängniszel e.
    Nun, er saß nicht zum erstenmal in einer solchen Zel e. Es gab immer
    gewisse Möglichkeiten. Wichtig war es vor allem, direkt zu sein.
    Er stand auf und hämmerte ans Gitter, bis der Wärter zurückkehrte.
    »Was ist los, Kumpel?«
    »Ich wol te nur gewisse Dinge klären«, sagte Rincewind. »Um keine
    Zeit zu vergeuden, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Ja?«
    »Planst du zufälligerweise, vor dieser

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