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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Zelle auf einem Stuhl
    einzuschlafen, während die Schlüssel klar erkennbar auf einem Tisch in
    der Nähe liegen?«
    Sie blickten durch den leeren Flur.
    »Jemand müßte mir helfen, einen Tisch hierherzubringen«, sagte der
    Wärter skeptisch. »Nein, tut mir leid, ich glaube, etwas in der Art wird
    nicht geschehen.«
    »Na schön.« Rincewind überlegte kurz. »Nun…wird mir das Essen
    vielleicht von einer jungen Dame gebracht, die ein – und das ist wichtig
    – mit einem Tuch bedecktes Tablett trägt?«
    »Nein. Das Kochen erledige ich.«
    »Oh.«
    »Brot und Wasser, das ist meine Spezialität.«
    »Wollte nur ganz sichergehen.«
    »Das klebrige braune Zeug auf dem Tel er dort drüben… das paßt
    hervorragend zu Brot.«
    »Bedien dich ruhig.«
    »Ich spüre schon, wie die Vitamine und Spurenelemente anfangen zu
    wirken.«

    »Keine Sorge. Äh… Oh, ja. Wäsche. Stehen irgendwelche großen
    Wäschekörbe in der Nähe, die man in einen nach draußen führenden
    Schacht entleert?«
    »Tut mir leid, Kumpel. Eine alte Waschfrau holt die Wäsche ab.«
    »Tatsächlich?« Rincewinds Miene erhel te sich. »Ah, eine Waschfrau.
    Groß, weiter Umhang, vermutlich auch eine Kapuze, die man tief ins
    Gesicht ziehen kann?«
    »Das ist eine ziemlich gute Beschreibung.«
    »Und sie kommt um…?«
    »Wir sprechen hier von meiner Mutter«, sagte der Wärter.
    »Interessanter Hinweis.«
    Sie musterten sich gegenseitig.
    »Ich schätze, damit ist al es klar«, sagte Rincewind. »Ich hoffe, die
    Fragen haben dich nicht zu sehr belästigt.«
    »Oh, keine Sorge, Kumpel. Hab dir gern Auskunft gegeben. Weißt du
    schon, was du vor der Hinrichtung sagen willst? Einige
    Bal adenschreiber würden es gern erfahren, wenn du gestattest.«
    »Balladenschreiber?«
    »Oh, ja. Drei sind bereits zugegen, und bis morgen früh dürften es zehn sein.«
    Rincewind rollte mit den Augen. »Wie viele von ihnen schmücken
    ihren Refrain mit Ausdrücken wie ›Trullala‹ und dergleichen?«
    »Sie alle.«
    »Bei den Göttern…«
    »Hättest du etwas dagegen, wenn man dir einen anderen Namen gibt?
    Angeblich lassen sich mit ›Rincewind‹ kaum Reime gestalten. ›Es war
    einmal ein Schafdieb, Rincewind lautete sein Name…‹ Das klingt einfach
    nicht richtig.«
    »Oh, tut mir leid. Vielleicht wäre es besser, wenn ihr mich einfach
    gehen laßt?«
    »Ha, nicht schlecht«, erwiderte der Wärter. »Wenn ich dir einen Rat
    geben darf: Wenn du auf der Plattform des Galgens stehst, sol test du

    dich kurz fassen. Die besten Berühmten Letzten Worte sind die
    kürzesten. Etwas Einfaches wirkt immer gut. Und fluch nicht soviel.«
    »Ich habe doch nur ein Schaf gestohlen!« brachte Rincewind
    verzweifelt hervor. »Und ich hab’s nicht einmal getan! Warum deshalb all
    die Aufregung ?«
    »Oh, das Stehlen von Schafen gilt hierzulande als sehr schweres
    Verbrechen«, erklärte der Wärter munter. »Es berührt etwas in den
    Leuten. Wie ein kleiner Mann, der gegen die Macht brutaler Autorität
    kämpft. So was kommt an. Lieder und Geschichten werden von dir
    berichten, vor al em dann, wenn du einige interessante Letzte Worte
    sprichst.« Der Wärter rückte seinen Gürtel zurecht. »Um ganz offen zu
    sein: Heutzutage gibt es viele Leute, die noch nie ein Schaf gesehen haben, aber zu hören, daß eins gestohlen wurde… Das gibt ihnen das Gefühl,
    richtige Icksianer zu sein. Selbst ich fühle mich besser, endlich mal einen richtigen Kriminellen in meiner Zelle zu haben und nicht nur
    irgendwelche Politiker.«
    Rincewind nahm erneut auf dem Bett Platz, ließ den Kopf hängen und
    hob die Hände vors Gesicht.
    »Eine berühmte Flucht ist natürlich fast so gut wie die Hinrichtung«,
    fügte der Wärter aufmunternd hinzu.
    »Gut«, sagte Rincewind.
    »Du hast nicht gefragt, ob das kleine Gitter dort im Boden in die
    Kanalisation führt«, meinte der Wärter.
    Rincewind spähte zwischen den Fingern durch. »Ist das der Fall?«
    »Wir haben keine Kanalisation.«
    »Danke. Du bist sehr hilfreich.«
    Der Wärter schritt fort und pfiff leise vor sich hin.
    Rincewind streckte sich einmal mehr auf dem Bett aus und schloß die
    Augen.
    »Määh.«
    »Halt die Klappe.«
    »Entschuldigung, Kumpel…«

    Rincewind stöhnte und setzte sich auf. Diesmal kam die Stimme vom
    hohen, kleinen und vergitterten Fenster.
    »Was ist?«
    »Äh, als man dich schnappte…«
    »Ja?«
    »Unter welchem Baum hast du dich dabei aufgehalten?«
    Rincewind sah zu dem kleinen blauen Quadrat empor,

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