Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
vor acht ging Liz mit zwei Kühlboxen über den Strand auf ihren Laden zu. In einer war der Lunch, ausreichend für zwei Personen, verstaut, in der anderen die Köder. Draußen auf dem Wasser sah sie vereinzelt Leute auf ihren Luftmatratzen sanft im Rhythmus der Wellen hin und her schaukeln, obwohl es noch so früh am Morgen war. Aus eigener Erfahrung wusste Liz, dass das Meer bereits jetzt angenehm warm war. Und noch war kaum ein Mensch am Strand. Gerne hätte sie sich ein oder zwei Stunden freigenommen, um ein wenig zu schnorcheln.
„Liz!“ Der drahtige schlanke Mann, der auf sie zukam, schüttelte tadelnd den Kopf. Über seiner Oberlippe saß ein bleistiftschmaler Bart, seine dunklen Augen lächelten. „Du bist doch viel zu zart, um diese großen Boxen zu schleppen.“
Sie schnappte nach Luft und musterte ihn übertrieben von Kopf bis Fuß. Außer einer knappen Badehose trug er nichts weiter. Und sie wusste, dass die neugierigen Blicke der Frauen am Strand ihm durchaus gefielen. „Du auch, Luis. Aber lass dich von mir nicht aufhalten.“
„Du fährst also heute mit dem Hochseeboot raus?“ Er nahm ihr die größere Kühlbox ab und ging neben ihr her zum Laden. „Ich hab den Tagesplan aufgestellt. Dreizehn Leute haben heute Morgen schon eine Tour mit dem Glasbodenboot gebucht, und beide Taucherboote sind voll besetzt, deshalb habe ich meinen Cousin Miguel geholt, damit er heute mit anfassen kann. Bist du damit einverstanden?“
„Sicher, toll.“ Luis war jung, hatte eine Schwäche für Frauen und Tequila, aber auf ihn konnte man sich hundertprozentig verlassen. „Vermutlich werde ich noch jemanden einstellen müssen, zumindest in Teilzeit.“
Luis sah erst sie an, dann zu Boden. Er hatte die meiste Zeit mit Jerry zusammengearbeitet. „Miguel ist nicht sehr zuverlässig. Einen Tag ist er hier, am nächsten schon wieder woanders. Ich habe einen Neffen, ein guter Junge. Aber er kann erst kommen, wenn die Ferien anfangen.“
„Ich merk’s mir“, erwiderte sie geistesabwesend. „Lass uns die Kühlboxen direkt aufs Boot bringen. Ich will mir vorher auch noch die Ausrüstung ansehen.“
An Bord führte Liz sorgfältig den Routinecheck durch. Als sie die stabilen schweren Angelruten mit den großen Spulen überprüfte, fragte sie sich mit einem spöttischen kleinen Grinsen, ob der Herr Anwalt überhaupt je einen großen Fisch am Haken gehabt hatte. Wahrscheinlich würde er einen Thunfisch nicht einmal erkennen, wenn der aus dem Wasser sprang und ihn in die Zehen biss!
Das Deck war blitzblank sauber, die Ausrüstung ordentlich verstaut, genau nach ihren Anweisungen. Luis arbeitete jetzt am längsten für sie, aber jeder, der bei ihr anfing, verstand schnell Liz’ grundlegende Regel: den Kunden das Bestmögliche für ihr Geld bieten.
Nach professionellen Hochseeangelstandards war ihr Boot zu klein, aber selten kam ein Kunde unzufrieden von der Fahrt zurück. Liz kannte die Gewässer entlang der Yucatánhalbinsel genau und wusste bestens über die Gewohnheiten der Meeresbewohner Bescheid. Ihr Boot mochte vielleicht nicht mit Sonarpeilern und der neuesten Technik ausgestattet sein, aber sie war fest entschlossen, Jonas Sharpe die Fahrt seines Lebens zu bieten. Sie würde ihn so beschäftigt halten, dass er gar nicht mehr aus seinem Angelsitz herauskam, um ihr lästig zu werden. Wenn sie wieder andockten, würden ihm die Arme derart wehtun, dass er sich nichts anderes mehr als ein heißes Bad und danach ein Bett wünschte. Und wenn er sich nicht komplett ungeschickt anstellte, würde sie auch dafür sorgen, dass er eine Riesentrophäe mit nach Hause nehmen konnte.
Und wo genau mochte das sein? fragte sie sich, während sie die Anzeigen auf der Brücke kontrollierte. Ihr war nie in den Sinn gekommen, Jerry danach zu fragen. Es schien einfach nicht wichtig gewesen zu sein. Warum also fragte sie sich jetzt, wo Jonas zu Hause war und wie er dort lebte? Besuchte er teure Restaurants, zusammen mit einer eleganten Frau am Arm? Schaute er sich ausländische Filme an und spielte regelmäßig Bridge? Oder ging er lieber in verrauchte Clubs, in denen Jazz gespielt wurde? Bisher konnte sie ihn nicht einschätzen, was ihr bei anderen eigentlich immer auf Anhieb gelungen war. Deshalb dachte sie wohl über ihn nach. Zu viel. Es geht mich absolut nichts an, ermahnte sie sich streng und rief nach Luis.
„Ich kümmre mich hier um alles. Du kannst den Laden schon aufschließen. Die Tour mit dem Glasbodenboot legt in
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