Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
in den Himmel schraubten. Eine Stadt mit bombastischen Swimmingpools und schicken Boutiquen, mit unzähligen eleganten Restaurants und noch mehr angesagten Nachtclubs. Liz war die ruhige Atmosphäre ihrer kleinen einfachen Insel viel lieber.
Dennoch musste sie zugeben, dass die Stadt beeindruckend war, im Hintergrund von Bergen eingerahmt und von vorn von der überwältigend schönen Pazifikbucht umarmt. Liz hatte ihr ganzes Leben auf dem Flachland zugebracht, ob nun in Houston oder auf Cozumel. Die Berge ließen alles irgendwie kleiner erscheinen – und beschützt. Hoch in der Luft über dem Wasser schwebten farbenfrohe Gleitschirme, boten dem Wagemutigen einen Blick aus der Vogelperspektive auf die Stadt. Liz fragte sich für einen Moment, ob das schwerelose Gleiten in der Luft nicht ebenso faszinierend sein musste wie das schwerelose Gleiten unter Wasser.
Auf den überfüllten Straßen herrschte reges Leben, auf seine eigene Weise übte der Trubel durchaus Faszination aus. Liz schoss der Gedanke in den Kopf, dass sie in der einen Stunde, seit sie auf dem Flughafen gelandet waren, mehr Menschen gesehen hatte als in einer ganzen Woche auf Cozumel. Sie stieg aus dem Taxi und fragte sich, ob ihr vielleicht Zeit bleiben würde, um sich den einen oder anderen Taucherladen in der Stadt anzusehen.
Jonas hatte das Hotel methodisch ausgewählt. Es war luxuriös, es war teuer – also genau Jerrys Stil. Die separaten Villen waren in die Berge gebaut und boten direkten Blick auf den Pazifik. Jonas mietete eine Suite an, steckte den Zimmerschlüssel in die Tasche und überließ es dem Hotelpagen, sich um das Gepäck zu kümmern.
„Wir gehen als Erstes zur Bank.“ Es hatte zwei Tage gedauert, bevor er den passenden Namen zu dem kleinen Schlüssel herausbekommen hatte. Er würde keine weitere Zeit verschwenden.
Liz folgte ihm auf die Straße hinaus. Sicher, sie war nicht hier, um sich zu amüsieren, aber sich erst einmal das Zimmer anzusehen und vielleicht einen kleinen Lunch zu sich zu nehmen … das war doch bestimmt nicht zu viel verlangt, oder? Doch Jonas kletterte schon in das nächste Taxi.
„Ich nehme an, dir ist nicht einmal in den Sinn gekommen, das als Frage zu formulieren“, sagte sie gereizt, als sie die Wagentür viel zu heftig zuzog.
Er warf ihr nur einen kurzen Seitenblick zu. „Nein.“ Dann nannte er dem Fahrer die Adresse und lehnte sich in die Polster zurück. Er konnte nachvollziehen, wieso es Jerry nach Acapulco gezogen hatte. Hier lag eine Aura von Jetset in der Luft, das Nachtleben brodelte, die typischen Zeichen von Luxus stachen überall deutlich sichtbar hervor. Wenn Jerry überhaupt irgendwo länger als einen Tag geblieben war, dann in Städten, die die Atmosphäre von New York, London, Chicago hatten. Die ruhige, ländliche Idylle hatte nie einen Reiz auf Jerry ausgeübt. Wenn er also an einen Ort wie Cozumel gekommen und vor allem dort geblieben war, musste er einen guten Grund gehabt haben. Hier in Acapulco würde Jonas diesen Grund herausfinden.
Was nun die Frau betraf, die neben ihm saß … Da hatte er nicht die geringste Vorstellung. War sie schon in die Umstände verwickelt gewesen, bevor sie sich zum ersten Mal getroffen hatten? Oder zog er sie jetzt nur tiefer hinein, ohne dass er das Recht dazu hatte? Sie saß still und stumm an seiner Seite, und ja, er glaubte, dass sie sogar leicht schmollte. Wahrscheinlich denkt sie jetzt an ihren Laden, entschied er in Gedanken und wünschte gleichzeitig, er könnte sie nach Hause gehen lassen und für ihre Sicherheit garantieren. Er wünschte, sie könnten umkehren und sich in die Suite im Liebesspiel verlieren, bis sie beide komplett erschöpft und gesättigt waren.
Sie dürfte ihn eigentlich gar nicht interessieren. Sie war weder geistreich noch elegant, auch nicht auf die klassische Art schön. Und doch beschäftigte sie seine Gedanken, reizte ihn mit einer Macht, dass er seine Nächte schlaflos durchwachte und seine Tage im Kampf mit ständiger Frustration zubringen musste. Er begehrte sie, verlangte danach, die Leidenschaften endlich auszuleben, die sie in ihm weckte. Er wollte sie erregen, bis sie keinen Gedanken mehr an Kunden, Tagespläne und Einnahmen verschwendete. Vielleicht hatte es mit einem gewissen Kontrollanspruch zu tun, er konnte es nicht einmal sicher sagen. Aber am meisten wollte er, so unverständlich es ihm auch war, dieses Bild auslöschen, wie verloren sie ausgesehen hatte, als er in das Zimmer ihrer Tochter
Weitere Kostenlose Bücher