Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
stecken“, brummelte sie aufrührerisch.
„Um mich macht er sich ja auch nicht so viele Sorgen wie um dich.“
„Sorgen?“ Mit der Hand am Türgriff von Jonas’ Mietwagen verharrte sie.
„Er ist ein guter Cop. Und du lebst auf seiner Insel und gehörst somit zu den Leuten, die er unter allen Umständen beschützen will.“
Mit einer tiefen Falte auf der Stirn blickte sie zum Eingang der Wache zurück. „Dann hat er aber eine seltsame Art, das zu zeigen.“ Ein magerer kleiner Junge kam herbeigerannt und hielt ihr galant die Tür auf. Noch bevor er die flache Hand ausstreckte, suchte Liz schon in ihrer Tasche nach einer Münze.
„ Gracias .“
Der Junge schaute prüfend auf die Münze, grinste breit und nickte glücklich. „ Buenas tardes, señorita .“ Mit der gleichen ernsten Ritterlichkeit schloss er die Tür, nachdem sie eingestiegen war, und ließ die Münze in seiner Hosentasche verschwinden.
„Nur gut, dass du nicht allzu oft in die Stadt kommst“, kam der Kommentar von Jonas.
„Wieso?“
„Innerhalb einer Woche wärst du pleite.“
„Weil ich einem kleinen Jungen fünfundzwanzig Pesos in die Hand drücke?“ Liz kramte nach einer Haarspange in ihrer Tasche und machte sich das Haar zusammen.
„Wie viel hast du dem anderen Bengel gegeben, bevor wir zu Moralas hineingegangen sind?“
„Dem habe ich ja etwas abgekauft.“
„Ja, klar.“ Jonas fuhr an und lenkte den Wagen auf die Straße. „Du siehst auch genau aus wie eine Frau, die unbedingt ein Päckchen Kaugummi haben muss.“
„Du wechselst das Thema.“
„Genau. Und jetzt … sag mir, wo ich am besten die Zutaten für dein Chili bekommen kann.“
„Du willst, dass ich heute Abend für dich koche?“
„Das wird dich wenigstens für eine Weile abgelenkt halten. Für den Moment haben wir alles getan, was wir tun konnten“, fügte er an. „Heute Abend nehmen wir uns eine Auszeit und entspannen uns einfach.“
Sie wünschte, sie könnte ihn beim Wort nehmen. Ständig von schwelendem Ärger und Angst erfüllt, waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt. „Du meinst also, das Kochen würde mich entspannen?“
„Das Essen wird dich entspannen. Kochen ist lediglich ein notwendiger Prozess, der vorher ablaufen muss.“
Das klang so absurd, dass sie sich geschlagen gab. „Bieg an der nächsten Straße links ab. Ich sage dir, was du besorgen musst, du kaufst es und dann lässt du mich in Ruhe hantieren.“
„Abgemacht.“
„Und du räumst auf.“
„Hatte ich doch schon gesagt.“
„Halte da vorn bei dem Laden“, wies sie ihn mit ausgestrecktem Arm an. „Und vergiss nicht … du hast es nicht anders gewollt.“
Wenn sie kochte, dann knauserte Liz nicht – auch wenn die hiesigen mexikanischen Gewürze wesentlich schärfer waren als die Exportware, die man in den Regalen der amerikanischen Supermärkte fand. Schon als Kind, als sie noch mit ihren Eltern auf die Insel gekommen war, hatte sie eine Vorliebe für mexikanisches Essen und die Spezialitäten der Yucatánhalbinsel entwickelt. Ein Koch aus Leidenschaft war sie sicherlich nicht, für sich selbst reichte ihr oft ein einfaches Sandwich, um den Hunger zu stillen. Aber wenn sie sich schon an den Herd stellte, dann zauberte sie auch ein Mahl, nach dem sich jeder die Finger ableckte.
Vielleicht wollte sie Jonas insgeheim auch beeindrucken. Immerhin konnte sie sich das eingestehen, während sie einen Salat nach Mayarezept anrichtete. Vermutlich war es ein völlig natürliches und harmloses Bedürfnis, andere mit den eigenen Kochkünsten beeindrucken zu wollen. Und während sie eine Avocado schälte und in Scheiben schnitt, stellte sie erstaunt fest, dass sie tatsächlich begann, sich zu entspannen.
In den letzten Tagen hatte sie höchst bizarre, völlig ungewohnte und nervenaufreibende Dinge getan. Es war eine angenehme Abwechslung und eine Erleichterung, keine schwierigere Entscheidung zu treffen als die, wie groß oder dick die Würfel, Scheiben und Stücke sein sollten, in die sie Obst und Gemüse zerkleinerte. Sie investierte noch ein wenig Aufwand für die Dekoration, bis sie schließlich vollauf zufrieden mit den sich abwechselnden Farben von verschiedenen Salatblättern, Orangen und roten Cherrytomaten war. Das war übrigens der einzige Salat, den Faith aß, weil sie ihn so hübsch anzusehen fand.
Bis sie sich zum Dinner setzten, würde sie die Schüssel in den Kühlschrank stellen. Liz war gar nicht klar, dass sie lächelte, als sie Zwiebeln und Paprika
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