Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
wieder zu ihm an den Tisch.
„Ich? Ich bin ein fünfunddreißig Jahre alter Anwalt, dem gerade klar wird, wie viel Zeit er bereits vergeudet hat.“ Jonas hob sein Glas und stieß mit ihr an. „Trinken wir darauf, dass wir immer das Beste aus allem machen, was uns angeboten wird.“
Auch wenn sie nicht wirklich verstand, was genau er damit meinte, trank sie einen Schluck, dann wartete sie darauf, dass er anfing zu essen.
„Mit dem Zeug konnte man einen Motor antreiben“, sagte er nach dem ersten Bissen und tauchte seinen Löffel wieder ein, um noch einmal zu probieren. Scharfe Gewürze hüpften stechend auf seiner Zunge. „Das ist großartig.“
„Nicht zu scharf für deinen empfindlichen Yankeemagen?“
„Mein Yankeemagen wird schon damit fertig. Weißt du, es wundert mich, wieso du noch nie auf den Gedanken gekommen bist, ein Restaurant aufzumachen. Wenn du so kochen kannst …“
Es wäre unnatürlich, sich über ein solches Lob nicht zu freuen. „Ich bin eben lieber im Wasser als in der Küche.“
„Das kann ich dir nicht verübeln. Also du hast diese Rezepte alle in der Hotelküche aufgeschnappt, als du dort gearbeitet hast?“
„Ja. Die Angestellten bekamen eine warme Mahlzeit pro Tag in der Küche. Der Hotelkoch hat mir beigebracht, wie viel ich hiervon hinzugeben muss und was ich davon hinzugeben muss. Er war sehr nett zu mir.“ Liz dachte an die Zeit zurück. „Alle waren sehr nett zu mir.“
Er wollte alles über sie erfahren, alle noch so kleinen Details, alle Gefühle, alle Erinnerungen. Deshalb wusste er auch, dass er behutsam vorgehen musste. „Wie lange hast du dort gearbeitet?“
„Zwei Jahre. Irgendwann habe ich aufgehört, die Betten zu zählen, die ich bezogen habe.“
„Und dann hast du deinen eigenen Tauchladen aufgemacht?“
„Ja.“ Sie nahm einen dünnen Cracker und brach ihn in zwei Hälften. „Es war ein Wagnis, aber es hat sich gelohnt.“
„Wie hast du das fertiggebracht?“ Er wartete, bis sie den Kopf hob und ihn fragend anschaute. „Ich meine, mit deiner Tochter?“
Er konnte körperlich spüren, wie sie zurückwich, und er hörte es in ihrer Stimme. „Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst.“
„Ich versuche nur, mir das vorzustellen.“ Er hielt seine Stimme ruhig und gleichmäßig, er wusste, dass sie auf Drängen nicht gut reagieren würde. „Es gibt nicht viele Frauen, die das alles geschafft hätten, was du geschafft hast. Du warst völlig allein, schwanger und musstest dir deinen Lebensunterhalt verdienen.“
„Ist das denn so ungewöhnlich?“ Wenn sie daran zurückdachte, musste sie lächeln. „Es gab eben nur eine sehr eingeschränkte Auswahl. Mir blieb doch gar nichts anderes, als damit fertig zu werden.“
„Die meisten Menschen hätten sich sicherlich für einen anderen Weg entschieden.“
Es war kein Problem für sie, das zu akzeptieren. „Ein anderer Weg wäre aber für mich nicht der richtige gewesen.“ Sie nippte an ihrem Wein, erinnerte sich an die Zeit. „Ich hatte Angst. Ziemlich große Angst sogar, zumindest am Anfang. Aber mit der Zeit schwand die Furcht. Die Leute hier waren unglaublich freundlich zu mir. Vielleicht wäre es mir anders ergangen, hätte ich nicht all diese netten Menschen um mich herum gehabt. Die Wehen setzten bei mir ein, als ich gerade Zimmer 328 sauber machte, das werde ich nie vergessen.“ Ihre Augen begannen warm zu strahlen, als sähe sie etwas sehr Schönes vor sich. „Ich weiß noch, ich hielt gerade einen Stapel Handtücher in der Hand und dachte nur: ‘Oh Gott, es geht los, und ich habe nur die Hälfte der Zimmer fertig.’„ Sie lachte und tauchte ihren Löffel ein, aß weiter.
Jonas’ Essen wurde kalt. „Du hast an dem Tag noch gearbeitet, als dein Baby auf die Welt kam?“
„Natürlich, ich war schwanger, nicht krank. Mit mir war alles in bester Ordnung.“
„Ich kenne Männer, die nehmen sich einen Tag frei, wenn sie eine neue Füllung beim Zahnarzt bekommen.“
Sie lachte wieder und reichte ihm den Korb mit den Crackern. „Vielleicht sind Frauen da härter im Nehmen.“
Nur wenige Frauen, dachte er still. Nur außergewöhnliche Frauen. „Und nach der Geburt?“
„Nach der Geburt hatte ich noch einmal Glück. Eine von den Frauen, mit denen ich zusammenarbeitete, kannte Señora Alderez und machte uns miteinander bekannt. Als Faith geboren wurde, war deren Jüngster gerade fünf geworden. Sie kümmerte sich tagsüber um Faith, sodass ich gleich wieder an die Arbeit
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