Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
plötzlich so fest, dass sie zusammenzuckte. „Und du verwahrst die Ausrüstung in dem Schrank im Geschäft auf, oder?“
„Der Schrank ist abgeschlossen.“
„Wie viele Schlüssel gibt es dafür?“
„Ich habe einen … und in der Schublade im Laden liegt noch einer. Aber der wird fast nie benutzt, weil ich ja immer meinen Schlüsselbund dalasse, wenn ich mit einem der Boote rausfahre.“
„Aber der Extraschlüssel hätte benutzt werden können, während wir weg waren?“
Das Zittern setzte wieder ein. Dieses Mal ließ es sich auch nicht so leicht kontrollieren. „Ja.“
„Also hat jemand diesen Schlüssel benutzt, ist an deinen Schrank gegangen und hat sich an deiner Ausrüstung zu schaffen gemacht.“
Sie befeuchtete sich die trockenen Lippen. „Ja.“
Blinde Wut loderte in ihm auf. Hatte er nicht eben noch versprochen, auf sie aufzupassen, damit ihr nichts zustieß? Mit erzwungener Ruhe setzte er die Tauchermaske ab und streifte sich die Schwimmflossen von den Füßen. „Wir werden jetzt zurückfahren. Dann packst du einen Koffer, und ich bringe dich zum Flughafen. Du wirst bei meinen Eltern bleiben, bis diese Sache ausgestanden ist.“
„Nein.“
„Du wirst genau das tun, was ich dir sage.“
„Nein“, erwiderte sie noch einmal und sammelte ihre Kräfte, um ihm standzuhalten. „Ich gehe nirgendwohin. Das ist jetzt das zweite Mal, dass mir jemand nach dem Leben trachtet.“
„Und wer immer es ist, eine dritte Chance wird er nicht mehr bekommen.“
„Ich gebe mein Zuhause nicht auf.“
„Sei nicht dumm.“ Er stand von der Bank auf und öffnete den Reißverschluss seines Taucheranzugs. Er wusste, dass er sie jetzt nicht berühren durfte. „Dein Geschäft wird schon nicht bankrottgehen. Du kannst zurückkommen, sobald es wieder sicher ist.“
„Ich gehe nicht weg.“ Sie stand ebenfalls auf und machte einen Schritt auf ihn zu. „Du kamst her, um Rache zu üben. Wenn du deine Rache hast, kannst du befriedigt wieder gehen. Aber jetzt suche ich auch nach Antworten. Und ich kann nicht weggehen, weil die Antworten hier zu finden sind.“
Es kostete ihn Mühe, seine Hände ruhig zu halten, als er ihr Gesicht sanft umfasste. „Ich finde sie für dich.“
„Du müsstest es doch besser wissen, Jonas, nicht wahr? Antworten bedeuten nichts, es sei denn, man findet sie selbst. Ich will, dass meine Tochter nach Hause kommt. Und bis ich die Antworten nicht gefunden habe, bis es hier nicht sicher ist, kann sie das nicht.“ Jetzt legte sie ihre Hände um sein Gesicht, sie standen wie eine verschmolzene Einheit da. „Jetzt haben wir beide unsere Gründe, nach Antworten zu suchen.“
Er setzte sich, griff nach seiner Schachtel Zigaretten. „Erika ist tot“, sagte er tonlos.
Der Ärger, der ihr die Kraft gegeben hatte, sich Jonas zu widersetzen, schwand. „Was?!“
„Ermordet.“ Seine Stimme klang wieder kalt und hart. „Vor ein paar Tagen traf ich mich mit ihr. Ich habe sie dafür bezahlt, dass sie mir einen Namen besorgt.“
Liz stützte sich an der Reling ab. „Der Name, den du dem Captain genannt hast.“
Jonas zündete sich eine Zigarette an, versuchte sich davon zu überzeugen, dass es die richtige Entscheidung war, die Angst in ihr zu schüren. „Genau der. Erika hat ein paar Fragen gestellt und ihre Antworten erhalten. Mir sagte sie, dass dieser Pablo Manchez ein gefürchteter Profikiller ist. Jerry wurde von einem Profi ermordet. Und Erika scheinbar auch.“
„Wurde sie erschossen?“
„Erstochen“, stellte Jonas richtig und verfolgte mit, wie sie sich unwillkürlich an den Hals fasste. „Genau.“ Er zog noch einmal heftig an der Zigarette, dann warf er sie über Bord. „Du fliegst in die Staaten zurück, bis das hier alles vorbei ist.“
Einen Moment lang kehrte sie ihm den Rücken zu. Sie musste sicher sein können, dass sie genug Kraft hatte, um ihm zu widersprechen. „Ich werde nicht weggehen, Jonas. Wir haben dasselbe Problem.“
„Liz …“
„Nein.“ Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, hielt sie das Kinn hoch erhoben und blickte ihn mit funkelnden Augen an. „Weißt du, ich bin früher schon einmal vor Problemen davongelaufen. Ich musste feststellen, dass es nichts nützt.“
„Das ist kein Davonlaufen. Hier geht es allein darum, das Richtige zu tun.“
„Du bleibst doch auch.“
„Ich habe keine andere Wahl.“
„Ich auch nicht.“
„Liz, ich will nicht, dass dir etwas passiert.“
Sie neigte den Kopf leicht zur Seite und musterte ihn
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