Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
ihr Seelenfrieden waren nachhaltig gestört. Dieser letzte Vorfall war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Vielleicht hätte sie sogar mit einem weiteren Angriff, mit einer weiteren Bedrohung fertig werden können. Aber das … Der Mann hatte ihr doch tatsächlich einen Job angeboten! Hatte ihr den Vorschlag gemacht, Kokain zu schmuggeln. Wollte sie überreden, einen Job anzunehmen, den bislang ein Mann gemacht hatte, der umgebracht worden war.
Ein Albtraum, dachte Liz, während sie in ihrem Haus von Fenster zu Fenster marschierte. Sie wünschte, sie könnte sich selbst davon überzeugen, dass alles nur ein böser Traum war. Der Kreis schloss sich, und sie hatte das Gefühl, genau im Zentrum zu stehen. Jerry Sharpe hatte etwas angefangen, das sie und Jonas jetzt gezwungen waren zu beenden, ganz gleich, wie schmerzhaft das Ganze auch sein mochte. Ganz gleich, wie gefährlich. Und sie würden es zu Ende bringen, das schwor Liz sich. Dieser Teufelskreis würde durchbrochen werden, ganz egal, was sie dafür tun musste. Sie würde ihn durchbrechen, damit ihre Tochter nach Hause kommen konnte und in Sicherheit war. Was sie immer tun musste, um das garantieren zu können, sie würde es tun.
Als sie einen Wagen näher kommen hörte, ging sie ans große Wohnzimmerfenster. Jonas, dachte sie und spürte ihren Mut sinken. Ob sie ihm sagen sollte, dass sie dem Mann von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hatte, der vielleicht der Mörder seines Bruders war? Wenn sie Jonas den Namen nannte, wenn er es erfuhr, würde er dann in blinder Wut davonstürmen, um die Rache zu üben, für die er von so weit hergekommen war? Und wenn er seine Rache genommen hatte … würde der Kreis der Gewalt überhaupt je durchbrochen werden können? Sie bezweifelte es, befürchtete stattdessen, dass sich das Rad unablässig weiterdrehte und mit seiner Kraft alles andere zermalmte. Sie sah Jonas vor sich, ein Mann des Gesetzes, ein Mann von unglaublicher Geduld, ein mitfühlender Mann, in Handschellen abgeführt, als Resultat seiner eigenen Gewaltbereitschaft. Wie konnte sie ihn davor bewahren und gleichzeitig sich selbst aus dieser Situation retten?
Ihre Finger waren eiskalt, als sie nach dem Türknauf griff und die Tür aufzog, um Jonas einzulassen. Er wusste, dass etwas nicht stimmte, noch bevor er bei ihr angekommen war. „Wieso bist du schon zu Hause? Ich bin am Shop vorbeigefahren, und er hatte schon geschlossen.“
„Jonas.“ Sie tat das Einzige, das sie tun konnte. Sie zog ihn an sich und hielt ihn fest. „Moralas ist auf dem Weg hierher.“
„Was ist passiert?“ Panik griff nach ihm, bevor er es verhindern konnte. Er schob Liz ein wenig von sich ab, suchte in ihrem Gesicht nach Antworten. „Ist dir etwas zugestoßen? Bist du verletzt?“
„Nein, ich bin nicht verletzt. Komm herein und setz dich.“
„Liz, ich will wissen, was passiert ist.“
Sie hörte einen weiteren Wagen vorfahren und sah zum Fenster hinaus auf die Zivilstreife. „Moralas ist gerade eingetroffen“, murmelte sie. „Komm erst einmal herein, Jonas. Mir ist es lieber, wenn ich es nur einmal erzählen muss.“
Eine Wahl gibt es eigentlich nicht, sagte sich Liz, trat von der Tür zurück und wartete. Sie würde Moralas und Jonas den Namen des Mannes nennen, der an sie herangetreten war. Sie würde genau wiedergeben, was er ihr vorgeschlagen hatte. Und indem sie das tat, würde sie sich einen weiteren Schritt von der ganzen Untersuchung entfernen. Dann hätten sie einen Namen, ein Gesicht, einen Ort. Sie würden auch ein Motiv haben. So wollte die Polizei es haben, so wollte sie es haben. Sie sah zu Jonas, als Moralas den Weg zum Haus hinaufkam. So wollte Jonas es haben. Er brauchte es. Und indem sie es ihm gab, entfernte sie sich auch von ihm.
„Miss Palmer.“ Moralas nahm seinen Hut ab, als er eintrat, sah kurz zu Jonas und wartete ab.
„Captain.“ Liz stand beim Sofa, aber sie setzte sich nicht. „Ich habe Informationen für Sie. Es gibt hier einen Amerikaner, einen Mann namens Scott Trydent. Vor weniger als einer Stunde bot er mir fünftausend Dollar an, um Kokain am Riff vor Isla Mujeres zu übergeben.“
Moralas’ Gesicht blieb völlig regungslos. Er klemmte sich seinen Hut unter den Arm. „Haben Sie vorher schon mit diesem Mann zu tun gehabt?“
„Er hat an einem meiner Tauchkurse für Anfänger teilgenommen. Er gab sich nett und leutselig. Heute kam er in meinen Laden, um mir sein Angebot zu unterbreiten. Anscheinend
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