Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
nahm er an, dass ich …“ Sie sprach den Satz nicht zu Ende, sah zu Jonas hinüber. Er stand noch immer bei der Tür, schweigend, regungslos. „Er glaubte, Jerry hätte mit mir über die Operation gesprochen. Er wusste von dem Schließfach. Woher, weiß ich nicht. Überhaupt schien es, als wüsste er über jeden Schritt Bescheid, den ich in den letzten Wochen unternommen habe.“ Ihre Nerven meldeten sich jetzt doch, wollten zu flattern beginnen. Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Er bot mir an, Jerrys Job zu übernehmen und den Austausch, der in den Höhlen bei Isla Mujeres stattfindet, abzuwickeln, damit ich reich werde. Er weiß …“ Sie musste schlucken, um das Beben in ihrer Stimme zu verbergen. „Er weiß von meiner Tochter.“
„Können Sie ihn identifizieren?“
„Ja. Ich weiß nicht, ob er derjenige ist, der Jerry Sharpe getötet hat.“ Ihr Blick ging zu Jonas, bittend, flehend. „Ich weiß es nicht. Aber ich kann den Mann identifizieren.“
Moralas verfolgte den Blickkontakt, bevor er weiter in den Raum kam. „Bitte, setzen Sie sich, Miss Palmer.“
„Sie werden ihn doch verhaften?“ Sie wünschte, Jonas würde etwas sagen, irgendetwas, aber er stand nur schweigend da. „Er gehört zu dem Schmugglerring. Er weiß von dem Mord an Jerry Sharpe. Sie müssen ihn festnehmen.“
„Miss Palmer.“ Moralas drückte sie leicht auf das Sofa nieder, dann setzte er sich neben sie. „Wir kennen die Namen, wir kennen die Gesichter. Der Schmugglerring, der von der Yucatánhalbinsel aus operiert, wird im Moment sowohl von den mexikanischen wie auch von den amerikanischen Regierungsbehörden beobachtet. Die Namen, die Sie und Mr Sharpe uns genannt haben, sind uns nicht unbekannt. Nur einen Namen kennen wir noch nicht. Den des Mannes, der das alles organisiert. Den Namen der Person, die den Mord an Jerry Sharpe in Auftrag gegeben hat. Und das ist der Name, den wir brauchen. Ohne diesen Namen nutzen uns die Namen der Kuriere und der Lieferanten nur wenig. Wir brauchen den Namen, Miss Palmer. Und wir brauchen Beweise.“
„Ich verstehe nicht. Wollen Sie damit sagen, dass Sie Trydent einfach laufen lassen? Er wird einen anderen finden, der die Pakete abliefert.“
„Den wird er gar nicht erst suchen müssen, wenn Sie zustimmen.“
„Nein.“ Bevor Liz den Sinn von Moralas’ Worten überhaupt verarbeitet hatte, mischte Jonas sich ein. Er sprach leise, so leise, dass ein eiskalter Schauder über ihren Rücken lief. Er holte seine Zigaretten hervor. Seine Hände waren absolut ruhig. Er ließ sich Zeit damit, sein Feuerzeug aufflammen zu lassen und die Flamme an das Zigarettenende zu halten, bis die Glut rot aufglomm. Er nahm einen tiefen Zug und blies blauen Rauch aus. Sein Blick lag starr und hart auf Moralas. „Fahren Sie zur Hölle.“
„Miss Palmer allein gebührt das Privileg, mir das zu sagen.“
„Sie werden sie nicht benutzen. Wenn Sie jemanden brauchen, der sich in den Schmugglerring einschleicht, der näher an die Namen und Beweise gelangt, dann werde ich die Lieferungen übernehmen.“
Moralas studierte Jonas, erkannte dessen Nerven aus Stahl und endlose Geduld. Tief in dem anderen brodelte außerdem eisern beherrschtes Temperament. Hätte Moralas die Wahl, würde er das vorziehen. „An Sie hat man sich aber nicht gewandt.“
„Liz geht nicht runter.“
„Moment mal.“ Liz presste die Fingerspitzen an die Schläfen. „Wollen Sie damit etwa vorschlagen, ich soll mich noch einmal mit Trydent treffen und ihm sagen, dass ich den Job mache? Das ist ja völlig verrückt. Welchen Sinn sollte das denn haben?“
„Sie wären der Lockvogel.“ Moralas musterte ihre Hände. Schmal, ja, aber stark. Es gab nichts, was er nicht über Elizabeth Palmer wusste. „Wir stehen kurz davor zuzuschlagen, die Ermittlungen sind nahezu abgeschlossen. Der Schmugglerring soll nicht im letzten Moment noch an einen anderen Ort abwandern. Wenn die Aktion reibungslos verläuft, gibt es keinen Grund für sie, sich nach einem neuen Übergabepunkt umzusehen. Sie sind der Stolperstein, Miss Palmer, für den Schmugglerring und für die Ermittlungen.“
„Wieso?“ Wütend wollte sie aufspringen. Moralas legte seine Hand auf ihren Arm.
„Jerry Sharpe hat unter Ihrem Dach gewohnt, er hat für Sie gearbeitet. Und es ist allseits bekannt, dass er eine Schwäche für Frauen hatte. Weder die Behörden noch die Schmuggler waren sich sicher, welche Rolle genau Sie gespielt haben. Jetzt wohnt Jerry Sharpes
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