Heiße Nächte in Mexiko - Roberts, N: Heiße Nächte in Mexiko
wusste nur, dass er seinen eigenen Plan vorbereitete, den er dann zu seinem eigenen Zeitpunkt umsetzen würde. Es machte ihr nur noch mehr Angst.
So vergingen zwei Tage, und ihre Nerven wurden dünner und dünner. Sie war angespannt, wie sie es niemals für möglich gehalten hätte. Am Strand lagen die Leute in der Sonne, dösten oder lasen ihre Urlaubslektüre. Pärchen schlenderten Arm in Arm am Wasser entlang. Kinder rannten lachend und spielend durch den Sand. Schnorchler schwammen im Riff und spritzten kleine Wasserfontänen auf. Liz fragte sich, warum nichts davon ihr normal erschien, oder ob es ihr je wieder normal erscheinen würde.
Am Abend räumte sie Ausrüstungen ein, leerte die Geldkassette und machte alles fertig, um den Laden zu verschließen.
„Wie sieht’s nun mit dem Drink aus?“
Liz war überzeugt gewesen, gut auf den Moment vorbereitet zu sein. Dennoch zuckte sie jetzt erschreckt zusammen. Hinter ihren Schläfen setzte prompt ein rhythmisches dumpfes Pochen ein, das sicherlich für die nächsten Stunden nicht weichen würde. Ihr Magen zog sich vor panischer Angst zu einem Knoten zusammen. Und Panik war genau das, was sie sich ab jetzt nicht mehr erlauben durfte, ermahnte sie sich.
Sie drehte sich um. Scott stand auf der Ladenschwelle. „Ich habe mich schon gefragt, ob Sie noch zurückkommen würden.“
„Ich sagte Ihnen doch, ich bin noch eine Weile hier. Ich weiß, dass man immer ein paar Tage braucht, um gewisse Dinge zu überschlafen.“
Sie hatte eine Rolle zu spielen, erinnerte Liz sich entschlossen. Und sie sollte sie besser gut spielen. Bedächtig beendete sie die letzten Aufräumarbeiten, verschloss die Ladentür, dann wandte sie sich wieder zu Scott um. Sie lächelte nicht. Das hier war eine geschäftliche Unterredung, nüchtern, sachlich. „Wir können dort drüben hingehen.“ Sie zeigte auf das nah gelegene Strandrestaurant. „Es ist für jedermann zugänglich.“
„Sicher, meinetwegen.“ Er bot ihr seinen Arm an, sie ignorierte die Geste und setzte sich in Bewegung. „Sie waren auch schon mal freundlicher.“
„Sie waren auch mal ein Kunde“, konterte sie. Sie warf ihm einen Seitenblick zu. „Kein Geschäftspartner.“
„Ah …“ Sie sah, wie er sich erst umschaute. „Sie haben also darüber geschlafen.“
„Sie brauchen einen Taucher, ich brauche Geld.“ Sie stieg die beiden hölzernen Stufen hinauf und wählte einen Tisch, setzte sich mit dem Rücken zum Wasser. Nur Sekunden später ließ sich ein Mann an einem Tisch in der äußersten Ecke nieder. Einer von Moralas’ Männern, dachte sie und zwang sich, ruhig zu bleiben. Sie war genauestens instruiert worden, immer und immer wieder. Sie wusste, was sie zu sagen hatte und wie sie es zu sagen hatte, und sie wusste, dass der Kellner, der ihren Tisch bediente, eine Polizeimarke und eine Pistole trug. „Viel hat Jerry mir nicht erzählt“, hob sie an und bestellte eine Limonade für sich. „Nur, dass er die Lieferung macht und dafür Geld kassiert.“
„Er war ein guter Taucher.“
„Ich bin besser.“
Scott grinste sie an. „Das habe ich mir sagen lassen, ja.“
Aus den Augenwinkeln erhaschte sie eine Bewegung. Als sie den Kopf drehte, erstarrte sie. Ein dunkelhaariger Mann mit einem Narbengesicht zog den Stuhl neben ihr für sich hervor und setzte sich. Liz wusste, dass er einen schmalen silbernen Armreifen trug, noch bevor sie den Reifen an seinem Handgelenk entdeckte.
„Pablo Manchez, Liz Palmer. Obwohl … ich glaube, ihr beide habt euch schon einmal getroffen.“
„Señorita.“ Manchez’ dünne Lippen verzogen sich zu einem angedeuteten Lächeln, als er Liz’ Hände in seine nahm.
„Sagen Sie Ihrem Freund, er soll seine Hände bei sich behalten.“ Völlig gelassen zog Jonas einen Stuhl für sich heran. „Warum stellst du uns einander nicht vor, Liz?“ Sie konnte nichts anderes tun, als ihn anstarren. Lässig lehnte er sich in den Stuhl zurück. „Ich bin Jonas Sharpe. Liz und ich sind Partner.“ Sein Blick lag auf Manchez. Das ist der Kerl, dachte er, für den ich Tausende von Meilen geflogen bin, um ihn zu finden. Das war der Kerl, den er umbringen würde. Jonas fühlte Hass und grenzenlosen Zorn in sich aufsteigen. Aber er war auch in der Lage, seine Emotionen an die Kette zu legen und zu warten. „Ich denke, Sie kannten meinen Bruder.“
Manchez ließ Liz’ Hände los und ließ die Arme locker zur Seite fallen. „Ihr Bruder war gierig und dumm.“
Liz hielt den Atem an,
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